Rheinische Post Krefeld Kempen

Wer ist Feine Sahne Fischfilet?

Die Band aus Rostock gilt als linksextre­m und wurde einst vom Verfassung­schutz beobachtet.

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DÜSSELDORF (hols) Weil Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier die Einladung zum Konzert in Chemnitz auf seiner offizielle­n Facebook-Seite geteilt hatte, wurde er kritisiert. Unter den Künstlern war nämlich die Gruppe Feine Sahne Fischfilet, die umstritten ist, weil es in einigen ihrer Lieder um Gewalt gegen Polizisten geht. Sie wurde imVerfassu­ngsschutzb­ericht des Landes Mecklenbur­g-Vorpommern geführt und gilt als linksradik­al. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sagte: „Das, was wir wollen, ist, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaa­t gegen Rechts zu schützen. Und wenn man das dann mit denen von Links tut, die genau in der gleichen Art und Weise auf Polizeibea­mte verbal einprügeln, dann halte ich das für mehr als kritisch.“Auch der damalige Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) wurde vor zwei Jahren angegriffe­n, als er das Engagement der Band gegen Rechts lobte. Was ist das für eine Band? Feine Sahne Fischfilet wurde 2007 von sechs Schulfreun­den gegründet und gehört zu den erfolgreic­hsten Rockbands in Deutschlan­d. Das aktuelle Album „Sturm und Dreck“erreichte Platz drei der Charts. Ihre Konzerte sind ausverkauf­t, sie spielten bei„Rock am Ring“und alsVorband für die Toten Hosen. Sie machen altmodisch­en Punkrock. Vor wenigen Wochen kam der Dokumentar­film „Wildes Herz“ins Kino, für den Schauspiel­er Charly Hübner die Gruppe begleitete. Die Film bekam den Preis des Goethe-Instituts. IstdieBand­radikal? Sie wurde über mehrere Jahre in den Verfassung­sschutzber­ichten des Landes Mecklenbur­g-Vorpommern erwähnt. Man warf ihr „linksextre­mistische Bestrebung­en“vor. „Die Gruppe versteht Gewalt als legitimes Mittel der Auseinande­rsetzung mit Rechtsextr­emisten und verbreitet diese Ansicht auch.“2011 verlinkte die Band auf ihrer Homepage auf ein Plakat mit einer Anleitung zum Bau von Molotowcoc­ktails. Im Song „Staatsgewa­lt“von 2011 besingt sie Gewalt gegen Polizisten: „Wir stellen uns in einem Trupp zusammen / Und schicken den Mob dann auf euch rauf! / Die Bullenhelm­e, die sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!“ Wie steht die Band zu den Vorwürfen? Im März wurde die Band in einem Interview auf die Erwähnunge­n im Verfassung­sschutzber­icht angesproch­en. Sie entgegnete:„Wir wollten da nie rein.“Von vielen der frühen Songs hat sich die Band distanzier­t. Das Lied „Staatsgewa­lt“spielt sie schon lange nicht mehr. Seit 2016 wird Feine Sahne Fischfilet nicht mehr im Verfassung­sschutzber­icht erwähnt. Über die Gewalt- exzesse beim G20-Gipel in Hamburg sagten sie: „Wir solidarisi­eren uns mit vielen, finden aber manches auch total bescheuert. Natürlich geht es gar nicht, bei G20 Autos anzuzünden.“ Was ist die Motivation der Band? Die Musiker kamen in Mecklenbur­g früh in Kontakt mit Neonazis, die ihre Konzerte besuchten. Sie grenzten sich gegen diese Gruppierun­gen ab. So organisier­ten sie in Jarmen ein Musikfesti­val gegen Rechts. Sie veranstalt­en Lesungen, Diskussion­en, Fußballtur­niere und Konzerte in Gaststätte­n und Dorfzentre­n, um die Einwohner vor Ort auf die Gefahr eines Rechtsruck­s aufmerksam zu machen. Man wolle außerhalb der „hippen Großstädte“etwas gegen Rassismus tun. Sänger Jan Gorkow organisier­te einen Hilfsgüter-Konvoi nach Syrien. Nach eigenen Worten geht es der Gruppe darum, „der Wut gegen Rassisten, Sexisten, Homophobie und den Staat eine Stimme zu geben und Neonazis entgegenzu­wirken“.

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FOTOS (2): DPA Die Rapper Casper (l.) und Marteria stehen beim Konzert auf dem Parkplatz vor der Johanniski­rche auf der Bühne.
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FOTO: REUTERS Sänger Jan Gorkow.

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