Rheinische Post Krefeld Kempen
Flammen vernichten Brasiliens Schätze
Ein Großbrand hat das Nationalmuseum in Rio de Janeiro mit Millionen von Exponaten zerstört.
RIODEJANEIRO Die Flammen steigen meterhoch in den Nachthimmel, die Fassade des Nationalmuseums verhüllt wie ein Skelett die dahinter tobende Feuersbrunst, die einen großen Teil der Geschichte Brasiliens verschlingt. Die ehemalige königliche Residenz in Rio de Janeiro galt als das größte Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas. Für Brasilien sei das, als wäre der Louvre in Paris oder das Museum of Modern Art in New York über Nacht vernichtet worden, kommentierten entsetzte Brasilianer in den sozialen Netzwerken. Insgesamt sollen 20 Millionen Exponate zerstört worden sein. König JoaoVI. von Portugal und Brasilien hatte das Museum 1818 gegründet.
Neben den nationalen und internationalen Touristen galt das Museum auch bei Schulklassen als ein absoluter Höhepunkt. Zu den Publikumsmagneten gehörte das älteste in Brasilien gefundene menschliche Fossil mit Namen „Luzia“, das sich ebenso großer Beliebtheit erfreute wie das Skelett eines im Bundesstaat Minas Gerais entdeckten Dinosauriers und der größte in Brasilien gefundene Meteorit namens „Bendego“mit einem Gewicht von 5,3 Tonnen. Aus brasilianischer Sicht besonders bitter ist der Verlust der Ausstellungsstücke, die die jüngere Geschichte von der Ankunft der portugiesischen Kolonisatoren im Jahr 1500 bis zur Ausrufung der Republik 1889 dokumentierten.
Kaum waren die Flammen gelöscht, entbrannte mitten in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes die Diskussion über die Schuldfrage. Der Vizedirektor des Museums griff gegenüber den Medien vergangene Regierungen an – diese hätten es versäumt, die für den Erhalt des Gebäudes nötigen Mittel bereitzustellen. Brasiliens Parteien liefern sich eine Schlammschlacht, wer Schuld an dem Großbrand habe, vor dem Experten wegen des maroden Zustands immer wieder gewarnt hatten.