Rheinische Post Krefeld Kempen
Eine Grabstelle bleibt oft viele Jahrzehnte in Familienbesitz, wird liebevoll gepflegt und bepflanzt. Der Grundstein für ihr Aussehen wird aber schon bald nach der Beerdigung gelegt.
Die erste intensive Trauerphase ist vorbei, die wichtigsten Angelegenheiten des Nachlasses sind erledigt. Und die Kränze und Schalen auf dem Grab verblühen langsam. Jetzt gilt es, die Grabstelle erstmals zu bepflanzen. Nur wie geht das am besten? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Wann kann ich ein frisches Grab bepflanzen? Urnengräber natürlich sofort. Bei SargBestattungen muss sich erst noch die Erde setzen. Daher empfiehlt Anja QayyumKocks, sechs Wochen auf jeden Fall zu warten. „Wenn die Kränze und Blumen verwelkt sind, ebnen wir das Grab erst mal ein und geben Pinien-Dekorrinde darauf“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des Bunds Deutscher Friedhofsgärtner. Der Mulch sieht besser aus als die bloße Erde, alternativ nimmt man schwarze Graberde. „Und dann braucht es einen Starkregen“, sagt Qayyum-Kocks.
Allerdings rät die Expertin, das Grab auch danach noch nicht final anzupflanzen. Alles, was dauerhaft sein soll, müsse zum Grabstein passen. „Und der kommt erst um einiges später auf das Grab“, sagt sie. Erst dann lässt sich die Blattfarbe der Rahmenbepflanzung oder Bodendecker gut mit der Steinfarbe abstimmen. „Ich finde auch, es ist nicht nötig, das Grab direkt zu bepflanzen. In der Trauer sollte man sich Zeit lassen und Zeit nehmen“, betont die Friedhofsgärtnerin. Gibt es Vorschriften bei der Grabbepflanzung? Ja, die Angehörigen müssen in die jeweilige Friedhofsordnung oder - satzung schauen. Darin kann auch stehen, nach welcher Zeit das Grab schon bepflanzt sein muss. „Das ist tatsächlich von Friedhof zu Friedhof unterschiedlich“, sagt QayyumKocks. Außerdem kann die Art der Bepflanzung vorgegeben sein, zum Beispiel dass es eine Hecke als Rahmen geben muss. Muss ich die Erde aufbereiten? Das ist von Ort zu Ort verschieden – wie beim Gartenboden auch. Ist der Boden sehr sandig, muss er mit Blumenerde angereichert werden, die das Wasser besser hält. Lehmboden hingegen sollte mit Sand oder Splitt versetzt werden, damit er besser Wasser hindurchlässt, erklärt Qayyum-Kocks. Sie rät bei Unsicherheit, beim ansässigen Friedhofsgärtner nach den Bedingungen vor Ort zu fragen.
Wichtig ist natürlich auch, die Pflanzen entsprechend dem Boden auszuwählen. Ein Beispiel: Ein beliebter Rhododendron braucht einen Boden mit möglichst saurem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Die Erde muss dafür oft mit Spezialsubstrat und -dünger aufbereitet werden. Im Garten lässt sich diese Bodenstruktur auch nur in einer kleinen Ecke nachahmen, die andere Bepflanzung steht woanders. Auf einer kleinen Grabfläche ist das aber nur schwer machbar. Folglich muss hier dann die komplette Bepflanzung auf den Rhododendron und seine Bedürfnisse abgestimmt werden, erklärt die Friedhofsgärtnerin. Wie bepflanze ich das Grab am besten? Wie in einem Gartenbeet ist alles möglich. Eine beliebte und klassische Aufteilung eines zweistelligen Wahlgrabs besteht aus 60 Prozent Bodendecker, 25 Prozent Rahmenbepflanzung und 15 Prozent Wechselbepflanzung, erklären die Experten der Verbraucherinitiative Aeternitas. In einem Reihengrab sollte der Anteil der Wechselbepflanzung mehr als ein Drittel betragen, die Rahmenpflanzen kommen hier auf einen Anteil von 15 Prozent und die Bodendecker auf 50 Prozent.
Die Wechselbepflanzung sorgt je nach Jahreszeit für Blüten oder besondere Akzente. Die Bodendecker sind eine immergrüne Decke, die Ruhe in die gesamte Pflanzung bringt. Außerdem sind sie ein Platz für Gestecke und Blumenschmuck, den Besucher auf dem Grab ablegen wollen.
Die beschriebene Aufteilung sieht auch eine Richtlinie des Bunds deutscher Friedhofsgärtner für seine Mitglieder vor. Qayyum-Kocks nennt das einen Klassiker der Grabbepflanzung. Wichtig sei aber vor allem, dass die Fläche harmonisch wirkt. Welche Pflanzen sind für den Rahmen und als Bodendecker geeignet? Grundsätzlich alle, die sich auf dem Standort des Grabes wohlfühlen. Hier gilt es neben der Zusammensetzung des Bodens auch auf Sonnen- und Schattenverhältnisse zu achten. Den Rahmen machen meist Nadelgehölze, Stauden und eher selten auch Laubgehölze aus. Hier rät die Nordwestdeutsche Treuhandstelle für Dauergrabpflege zu langsam wachsenden Gehölzen.
Bodendecker sollten immergrüne Pflanzen sein: Efeu, Kriechspindel und Zwergmispel, aber auch Stauden wie das Stachelnüsschen und die Golderdbeere eignen sich.