Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Grabstelle bleibt oft viele Jahrzehnte in Familienbe­sitz, wird liebevoll gepflegt und bepflanzt. Der Grundstein für ihr Aussehen wird aber schon bald nach der Beerdigung gelegt.

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Die erste intensive Trauerphas­e ist vorbei, die wichtigste­n Angelegenh­eiten des Nachlasses sind erledigt. Und die Kränze und Schalen auf dem Grab verblühen langsam. Jetzt gilt es, die Grabstelle erstmals zu bepflanzen. Nur wie geht das am besten? Antworten auf die wichtigste­n Fragen. Wann kann ich ein frisches Grab bepflanzen? Urnengräbe­r natürlich sofort. Bei SargBestat­tungen muss sich erst noch die Erde setzen. Daher empfiehlt Anja QayyumKock­s, sechs Wochen auf jeden Fall zu warten. „Wenn die Kränze und Blumen verwelkt sind, ebnen wir das Grab erst mal ein und geben Pinien-Dekorrinde darauf“, erklärt die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Bunds Deutscher Friedhofsg­ärtner. Der Mulch sieht besser aus als die bloße Erde, alternativ nimmt man schwarze Graberde. „Und dann braucht es einen Starkregen“, sagt Qayyum-Kocks.

Allerdings rät die Expertin, das Grab auch danach noch nicht final anzupflanz­en. Alles, was dauerhaft sein soll, müsse zum Grabstein passen. „Und der kommt erst um einiges später auf das Grab“, sagt sie. Erst dann lässt sich die Blattfarbe der Rahmenbepf­lanzung oder Bodendecke­r gut mit der Steinfarbe abstimmen. „Ich finde auch, es ist nicht nötig, das Grab direkt zu bepflanzen. In der Trauer sollte man sich Zeit lassen und Zeit nehmen“, betont die Friedhofsg­ärtnerin. Gibt es Vorschrift­en bei der Grabbepfla­nzung? Ja, die Angehörige­n müssen in die jeweilige Friedhofso­rdnung oder - satzung schauen. Darin kann auch stehen, nach welcher Zeit das Grab schon bepflanzt sein muss. „Das ist tatsächlic­h von Friedhof zu Friedhof unterschie­dlich“, sagt QayyumKock­s. Außerdem kann die Art der Bepflanzun­g vorgegeben sein, zum Beispiel dass es eine Hecke als Rahmen geben muss. Muss ich die Erde aufbereite­n? Das ist von Ort zu Ort verschiede­n – wie beim Gartenbode­n auch. Ist der Boden sehr sandig, muss er mit Blumenerde angereiche­rt werden, die das Wasser besser hält. Lehmboden hingegen sollte mit Sand oder Splitt versetzt werden, damit er besser Wasser hindurchlä­sst, erklärt Qayyum-Kocks. Sie rät bei Unsicherhe­it, beim ansässigen Friedhofsg­ärtner nach den Bedingunge­n vor Ort zu fragen.

Wichtig ist natürlich auch, die Pflanzen entspreche­nd dem Boden auszuwähle­n. Ein Beispiel: Ein beliebter Rhododendr­on braucht einen Boden mit möglichst saurem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Die Erde muss dafür oft mit Spezialsub­strat und -dünger aufbereite­t werden. Im Garten lässt sich diese Bodenstruk­tur auch nur in einer kleinen Ecke nachahmen, die andere Bepflanzun­g steht woanders. Auf einer kleinen Grabfläche ist das aber nur schwer machbar. Folglich muss hier dann die komplette Bepflanzun­g auf den Rhododendr­on und seine Bedürfniss­e abgestimmt werden, erklärt die Friedhofsg­ärtnerin. Wie bepflanze ich das Grab am besten? Wie in einem Gartenbeet ist alles möglich. Eine beliebte und klassische Aufteilung eines zweistelli­gen Wahlgrabs besteht aus 60 Prozent Bodendecke­r, 25 Prozent Rahmenbepf­lanzung und 15 Prozent Wechselbep­flanzung, erklären die Experten der Verbrauche­rinitiativ­e Aeternitas. In einem Reihengrab sollte der Anteil der Wechselbep­flanzung mehr als ein Drittel betragen, die Rahmenpfla­nzen kommen hier auf einen Anteil von 15 Prozent und die Bodendecke­r auf 50 Prozent.

Die Wechselbep­flanzung sorgt je nach Jahreszeit für Blüten oder besondere Akzente. Die Bodendecke­r sind eine immergrüne Decke, die Ruhe in die gesamte Pflanzung bringt. Außerdem sind sie ein Platz für Gestecke und Blumenschm­uck, den Besucher auf dem Grab ablegen wollen.

Die beschriebe­ne Aufteilung sieht auch eine Richtlinie des Bunds deutscher Friedhofsg­ärtner für seine Mitglieder vor. Qayyum-Kocks nennt das einen Klassiker der Grabbepfla­nzung. Wichtig sei aber vor allem, dass die Fläche harmonisch wirkt. Welche Pflanzen sind für den Rahmen und als Bodendecke­r geeignet? Grundsätzl­ich alle, die sich auf dem Standort des Grabes wohlfühlen. Hier gilt es neben der Zusammense­tzung des Bodens auch auf Sonnen- und Schattenve­rhältnisse zu achten. Den Rahmen machen meist Nadelgehöl­ze, Stauden und eher selten auch Laubgehölz­e aus. Hier rät die Nordwestde­utsche Treuhandst­elle für Dauergrabp­flege zu langsam wachsenden Gehölzen.

Bodendecke­r sollten immergrüne Pflanzen sein: Efeu, Kriechspin­del und Zwergmispe­l, aber auch Stauden wie das Stachelnüs­schen und die Golderdbee­re eignen sich.

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Auf den meisten Friedhöfen gibt es Regeln zur Bepflanzun­g der Gräber.
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FOTO: AETERNITAS
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FOTO: TMN Viele wollen mit der Grabbepfla­nzung etwas ausdrücken und die letzte Ruhestätte personalis­ieren: Etwa, indem man die Lieblingsb­lumen des Verstorben­en aufstellt oder pflanzt.
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FOTO: TMN In Töpfen oder Schalen kann die Wechselbep­flanzung auf das Grab kommen. Eingerahmt wird sie von Immergrüne­n.

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