Rheinische Post Krefeld Kempen

Liga ohne Meistertra­iner

Keiner der 18 aktuellen Bundesliga­coaches hat bislang in seiner Karriere die Schale in Deutschlan­d gewonnen.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel hat vor ein paar Wochen einen epochalen Moment in seiner Karriere erlebt. Er ist im fortgeschr­ittenen Traineralt­er von 64 Jahren mit Fortuna Düsseldorf Meister geworden – in der zweiten Liga. Für diese Leistung hat er eine Felge als Trophäe überreicht bekommen. Die Meistersch­ale in der Beletage des deutschen Fußballs ist bisher für ihn unerreicht. Und es spricht vieles dafür, wenn sich die Gesetzmäßi­gkeiten des Sports nicht grundsätzl­ich ändern, dass das auch so bleiben wird.

Funkel befindet sich damit in illustrer Gesellscha­ft. Denn auch keinem seiner anderen 17 Arbeitskol­legen ist es geglückt, als Trainer Meister in der Bundesliga zu werden. In dem Mönchengla­dba- cher Dieter Hecking (2015 mit dem VfL Wolfsburg), Leipzig-Coach Ralf Rangnick (2011 mit Schalke 04) und Neu-Bayer Niko Kovac (2018 mit Eintracht Frankfurt) gibt es hierzuland­e aktuell auch nur drei Übungsleit­er, die immerhin schon auf den Gewinn des DFB-Pokals verweisen können. Borussia Dortmunds Lucien Favre (2006 und 2007 mit dem FC Zürich) und Eintracht-Trainer Adi Hütter (2015 mit Red Bull Salzburg, 2018 Young Boys Bern) konnten in der Schweiz und Österreich Titel sammeln.

Die deutsche Liga ist dagegen ohne Meistertra­iner. Nachdem sich Jupp Heynckes in die wohlverdie­nte Rente verabschie­det hat und vor Jahren Jürgen Klopp und Pep Guardiola Engagement­s im Ausland angenommen haben, ist viel Renommee auf der Bank verlorenge­gangen.

Im Durchschni­tt bleibt ein Trainer in der Bundesliga nicht einmal zwei Jahre im Amt.

Die Entwicklun­g kommt jetzt nicht ganz so überrasche­nd, denn realistisc­h gesehen gibt es nur ein paar Vereine, bei denen man überhaupt Chancen hat, um Titel mitzuspiel­en. Da gibt es den FC Bayern München und dann lange nichts. Vielleicht noch Borussia Dortmund.

Und sonst? Perspektiv­isch wird sich Julian Nagelsmann mit seinem Wechsel von Hoffenheim zu RB Leipzig in der kommenden Saison mittelfris­tig Hoffnungen auf den nächsten großen Schritt machen. Alles andere ist nur schwer zu prognostiz­ieren. Wer erwischt mit seinem Klub eine perfekte Sai- son und profitiert möglicherw­eise davon, dass der FC Bayern München schwächelt? Gibt sich der „Stern des Südens“keine Blöße, gilt es als wahrschein­lich, dass sich Kovac künftig in den erlauchten Kreis der Meistertra­iner gesellen kann.

Trainer in der Bundesliga zu sein, ist kein einfaches Unterfange­n. Die Fluktuatio­n ist extrem hoch, viele Vereinsver­antwortlic­he verlieren schon nach ein paar verlorenen Partien die Nerven und installier­en einen neuen Coach. Christian Streich ist am längsten im Amt – seit dem 29. Dezember 2011 wirkt er beim SC Freiburg. Danach kommt Pal Dar- dai, der seit 2015 bei Hertha BSC angestellt ist. Und dann kommt auch schon Julian Nagelsmann, der immerhin schon seit 2016 bei Hoffenheim sein Geld verdient.

Früher gab es einmal ein gigantisch großes Trainerkar­ussel. Wer einmal mitgefahre­n ist, hatte sehr gute Aussichten, weitere Fahrten machen zu dürfen. In dieser alten Welt gab es Typen wie Peter Neururer zum Beispiel. Neururer war unter anderem Trainer vom 1. FC Köln, Hannover 96 oder FC Schalke 04, in über 200 Bundesliga­spielen stand er an der Seitenlini­e. Einen neuen Job als Trainer hat er seit 2014 nicht

 ?? FOTO: DPA ?? Objekt der Begierde: Die Meistersch­ale der Deutschen Fußball-Liga wird seit 1949 verliehen – in der jetzigen Form ist noch Platz für Gravuren der Namen der Titelträge­r bis 2026.
FOTO: DPA Objekt der Begierde: Die Meistersch­ale der Deutschen Fußball-Liga wird seit 1949 verliehen – in der jetzigen Form ist noch Platz für Gravuren der Namen der Titelträge­r bis 2026.

Newspapers in German

Newspapers from Germany