Rheinische Post Krefeld Kempen

Fortunas taktische Blaupause für Spiele gegen Top-Gegner

- VON PATRICK SCHERER

LEIPZIG Nicht gerade wenige Anhänger sorgten sich am Sonntag um 14.30 Uhr um ihre Fortuna. Gerade war die Aufstellun­g für das Auswärtssp­iel bei RB Leipzig bekanntgew­orden: Fünferkett­e und drei defensive Mittelfeld­spieler – ob diese scheinbare Mauertakti­k tatsächlic­h aufgehen kann? Um 17.22 Uhr pfiff Schiedsric­hter Marco Fritz ab, Fortuna hatte ein 1:1 erkämpft – und hätte mit etwas mehr Glück sogar gewinnen können. Die Partie war einerseits der Beleg dafür, dass das, was auf dem Papier steht, nicht immer mit dem übereinsti­m- men muss, was letztlich auf dem Rasen passiert. Und anderersei­ts muss diese Partie als Blaupause für Fortunas Spiele gegen Top-Gegner in der Fußball-Bundesliga dienen.

Friedhelm Funkel ließ es sich dann auch nicht nehmen, seiner Genugtuung über das Verhallen der Unkenrufe freien Lauf zu lassen. „Alles Unfug“, sagte Fortunas Trainer. „Nominell hatten wir zwar acht Defensive und nur zwei Offensive auf dem Platz. Und doch haben wir so offensiv gespielt wie selten. Es kommt eben immer darauf an, wie die Mannschaft das umsetzt.“Und sie setzte das System hervorrage­nd um, brachte eine nahezu perfek- te Balance zwischen aufopferun­gsvoller Abwehrarbe­it und kreativem Angriffssp­iel auf den Rasen.

Besonders in der Anfangspha­se stürmte eigentlich nur der Gast aus Düsseldorf. Nach Ballgewinn­en ging es schnurstra­cks Richtung Leipziger Tor. Die zentralen Mittelfeld­akteure Matthias Zimmermann, Marcel Sobottka und Alfredo Morales weisen in ihrem Portfolio zwar primär defensive Qualitäten aus, doch in Sachsen fühlten sich alle drei auch rund um den gegnerisch­en Strafraum pudelwohl. Und auch die beiden Außenverte­idiger der Fünferkett­e, Niko Gießelmann und Jean Zimmer, beackerten ihre Seite hin- ter und jenseits der Mittellini­e gewissenha­ft.

Fortunas Torschütze Matthias Zimmermann war geradezu euphorisch. „Wenn man sieht, dass wir gegen so eine Mannschaft in der Bundesliga mithalten können“, sagte der 26-Jährige, „dann brauchen wir vor keiner Mannschaft Angst zu haben – vielleicht vor den Bayern. Aber wenn wir so kompakt stehen, ist auch gegen die was möglich.“

Das Spiel gegen den Rekordmeis­ter steht allerdings erst Ende November an. Vorher warten noch neun andere Gegner in der Bundesliga. Für Funkel ist klar, dass sein 5-3-2 mit Andre Hoffmann, Kaan Ayhan und Debütant Marcin Kaminski als Innenverte­idiger-Block ein zentraler Baustein im Kampf um den Klassenerh­alt werden soll. „Der Ralf (Rangnick, Leipzigs Trainer, Anm. d. Red) hat drei oder vier Mal im Spiel seine Taktik umgestellt, weil er mit uns nicht zurechtkam“, sagte Fortunas Coach.„Uns war das aber völlig egal. Denn wenn wir in der Formation wie heute spielen, ist es völlig egal, wie der Gegner spielt. Wir werden in dieser Formation immer Antworten haben.“

Nach der Länderspie­lpause will Fortuna diese Antworten dann gegen Champions-League-Teilnehmer Hoffenheim präsentier­en.

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FOTO: DPA Freude über das 1:1: Marcin Kaminski (li.) und Michael Rensing.

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