Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Halden sind die Berge des Niederrheins
Plastiken, Geflecht und ein Hallenhaus – Halden sind ein interessantes Ausflugsziel.
NIEDERRHEIN Der Niederrhein ist schön, na klar. Nur mit den Bergen, da hapert es noch gewaltig, auch wenn es hier einen Ort namens Alpen gibt. Der allerhöchste natürliche Gipfel ist der Klever Berg, mit exakt 99 Metern nicht gerade furchteinflößend, aber man hat einen wunderschönen Blick zum Rhein und bis nach Nimwegen. Ja, ja, der höchste Berg des niederen Rheins, meinen Spötter, sei ja ohnehin der Underberg. Und dieser leckere Kräuterlikör kommt – ausgerechnet – aus Rheinberg, wieder so ein Berg, der nicht der Rede wert ist.
Die eigentlichen Berge am Niederrhein sind die Halden. Da ist die„Millicher Halde“, eine Abraumhalde der Steinkohlenzeche „Sophia-Jacoba“in Hückelhoven. Die Halde ist einen Abstecher wert. Sie ist seit den 1970er-Jahren schön begrünt, und im Jahre 2008 wurde eine steile Treppe mit fast 400 Stufen zum Aussichtsturm gebaut, der aus einer Höhe von 70 Metern den Blick öffnet bis zur Eifel und zu den Rur-Auen.
Über die Uerdinger Rheinbrücke kommt man zum „Magic Mountain“, einer Halde, die mit einem Kunstwerk geschmückt ist, das den schönen Namen „Tiger & Turtle“(Tiger und Schildkröte) trägt. Ein Besuch dort ist ebenfalls sehr lohnend. Man kann mit dem Rad bis hinauf zur begehbaren Plastik fahren oder auch einen schönen Spaziergang machen. Die Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth haben hier eine Landmarke der ganz besonderen Art geschaffen. Ein bisschen wirkt die Plastik wie eine riesige Achterbahn. Abends ist sie beleuchtet und dann besonders schön und eindrucksvoll. 20 Meter hoch ist „Tiger & Turtle“, gebaut auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Duisburger Angerpark.
Die Halde „Norddeutschland“, eine frühere Bergehalde des Bergwerks Niederberg in Neukirchen Vluyn, ist über 100 Meter hoch und über eine„Himmelstreppe“mit 359 Stufen erreichbar. Leuchtdioden im Handlauf beleuchten die Treppe. Oben findet man ein skelettförmiges Stahlgerüst, das hier „Hallenhaus“genannt wird, ein Ort für Veranstaltungen und Begegnungen. Auf dem Vorplatz befindet sich außerdem ein „Thingplatz“. Treppe und Hallenhaus werden abends beleuchtet. Im Sommer ist die Halde „Norddeutschland“Austragungsort des „Dong Open Air Festivals“, das seit 2001 zur Unterstützung der Bands der internationalen Heavy Metal-Szene ausgerichtet wird. Von dieser riesigen Halde hat man einen tollen Blick bis weit ins Ruhrgebiet hinein, und man sieht auch von hier aus schon zur nächsten Halde, die zu Moers gehört und den Namen „Rheinpreußen“trägt.
Wer schon einmal von der Autobahn 42 nahe Kamp-Lintfort ein rotes Licht auf einem „Berg“leuchten sah, hat das „Geleucht“des Lichtkünstlers Otto Piene gesehen, der diese Landmarke auf der Halde „Rheinpreußen“errichtete. 28 Meter hoch ist die Plastik in Form einer überdimensionalen Grubenlampe, die besonders dann toll aussieht, wenn sie mit ihrem glutroten Licht in die Dunkelheit strahlt. Der Turm des „Geleuchts“, der einstmals sichersten „Davy-Lampe“nachempfunden, ist begehbar.
Es gibt in der Stadt Moers noch eine weitere Halde: die Halde „Pattberg“, die bis in 75 Meter Höhe führt und für Radler und Wanderer mit gut ausgebauten Wegen ausgestattet wurde.