Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Halden sind die Berge des Niederrhei­ns

Plastiken, Geflecht und ein Hallenhaus – Halden sind ein interessan­tes Ausflugszi­el.

- VON JÜRGEN KARSTEN

NIEDERRHEI­N Der Niederrhei­n ist schön, na klar. Nur mit den Bergen, da hapert es noch gewaltig, auch wenn es hier einen Ort namens Alpen gibt. Der allerhöchs­te natürliche Gipfel ist der Klever Berg, mit exakt 99 Metern nicht gerade furchteinf­lößend, aber man hat einen wunderschö­nen Blick zum Rhein und bis nach Nimwegen. Ja, ja, der höchste Berg des niederen Rheins, meinen Spötter, sei ja ohnehin der Underberg. Und dieser leckere Kräuterlik­ör kommt – ausgerechn­et – aus Rheinberg, wieder so ein Berg, der nicht der Rede wert ist.

Die eigentlich­en Berge am Niederrhei­n sind die Halden. Da ist die„Millicher Halde“, eine Abraumhald­e der Steinkohle­nzeche „Sophia-Jacoba“in Hückelhove­n. Die Halde ist einen Abstecher wert. Sie ist seit den 1970er-Jahren schön begrünt, und im Jahre 2008 wurde eine steile Treppe mit fast 400 Stufen zum Aussichtst­urm gebaut, der aus einer Höhe von 70 Metern den Blick öffnet bis zur Eifel und zu den Rur-Auen.

Über die Uerdinger Rheinbrück­e kommt man zum „Magic Mountain“, einer Halde, die mit einem Kunstwerk geschmückt ist, das den schönen Namen „Tiger & Turtle“(Tiger und Schildkröt­e) trägt. Ein Besuch dort ist ebenfalls sehr lohnend. Man kann mit dem Rad bis hinauf zur begehbaren Plastik fahren oder auch einen schönen Spaziergan­g machen. Die Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth haben hier eine Landmarke der ganz besonderen Art geschaffen. Ein bisschen wirkt die Plastik wie eine riesige Achterbahn. Abends ist sie beleuchtet und dann besonders schön und eindrucksv­oll. 20 Meter hoch ist „Tiger & Turtle“, gebaut auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Duisburger Angerpark.

Die Halde „Norddeutsc­hland“, eine frühere Bergehalde des Bergwerks Niederberg in Neukirchen Vluyn, ist über 100 Meter hoch und über eine„Himmelstre­ppe“mit 359 Stufen erreichbar. Leuchtdiod­en im Handlauf beleuchten die Treppe. Oben findet man ein skelettför­miges Stahlgerüs­t, das hier „Hallenhaus“genannt wird, ein Ort für Veranstalt­ungen und Begegnunge­n. Auf dem Vorplatz befindet sich außerdem ein „Thingplatz“. Treppe und Hallenhaus werden abends beleuchtet. Im Sommer ist die Halde „Norddeutsc­hland“Austragung­sort des „Dong Open Air Festivals“, das seit 2001 zur Unterstütz­ung der Bands der internatio­nalen Heavy Metal-Szene ausgericht­et wird. Von dieser riesigen Halde hat man einen tollen Blick bis weit ins Ruhrgebiet hinein, und man sieht auch von hier aus schon zur nächsten Halde, die zu Moers gehört und den Namen „Rheinpreuß­en“trägt.

Wer schon einmal von der Autobahn 42 nahe Kamp-Lintfort ein rotes Licht auf einem „Berg“leuchten sah, hat das „Geleucht“des Lichtkünst­lers Otto Piene gesehen, der diese Landmarke auf der Halde „Rheinpreuß­en“errichtete. 28 Meter hoch ist die Plastik in Form einer überdimens­ionalen Grubenlamp­e, die besonders dann toll aussieht, wenn sie mit ihrem glutroten Licht in die Dunkelheit strahlt. Der Turm des „Geleuchts“, der einstmals sichersten „Davy-Lampe“nachempfun­den, ist begehbar.

Es gibt in der Stadt Moers noch eine weitere Halde: die Halde „Pattberg“, die bis in 75 Meter Höhe führt und für Radler und Wanderer mit gut ausgebaute­n Wegen ausgestatt­et wurde.

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FOTOS: JÜRGEN KARSTEN Wie eine Achterbahn windet sich „Tiger & Turtle“, die begehbare Plastik in Duisburg-Angermund.
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Auf der Halde „Norddeutsc­hland“in Neukichen-Vluyn befindet sich ein Hallenhaus. In dessen Umfeld finden regelmäßig Heavy-Metal-Konzerte statt.
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Die „Himmelstre­ppe“mit ihren 359 Stufen führt zum Hallenhaus.

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