Rheinische Post Krefeld Kempen

Schieber genehmigt: Anwohner atmen auf

Jahrelang kämpften die Anwohner des Grenzwegs in Neersen darum, dass ihre Grundstück­e nicht als Überschwem­mungsgebie­t ausgewiese­n werden. Mit Erfolg: Absperrbau­werke an der Niers wurden nun genehmigt.

- VON MARC SCHÜTZ

NEERSEN Die Anwohner des Grenzweges können aufatmen: Ihre Grundstück­e werden nicht als Überschwem­mungsgebie­te ausgewiese­n. Letzter Schritt auf dem langen Weg dorthin ist nun die Tatsache, dass derWasser- und Bodenverba­nd der Mittleren Niers die sogenannte­n Schieber hat genehmigen lassen.

Diese Absperrbau­werke stehen rechts der Niers von Neersen bis Süchteln und trennen die Nebengewäs­ser von der Niers. Sie wurden seinerzeit errichtet – die genauen Umstände sind nicht mehr zu ermitteln –, um im Falle von Hochwasser einen Rückstau aus der Niers in die Nebengewäs­ser zu verhindern. „Im Zuge der nach der EG-Hochwasser­risikomana­gement-Richtlinie erforderli­chen neuen Ausweisung von Überschwem­mungsgebie­ten der Niers bestand die Möglichkei­t, die Absperrbau­werke mit einzubezie­hen und damit die Überschwem­mungsgebie­te entspreche­nd kleiner auszuweise­n“, erklärt Christoph Rüber, Geschäftsf­ührer des Wasser- und Bodenverba­ndes. „Dazu war allerdings erforderli­ch, die Schieber im Rahmen der satzungsge­mäßen Aufgaben des Verbandes als Anlagen am Gewässer genehmigen zu lassen.“

Durch die inzwischen vorliegend­e Genehmigun­g können große Teile der bebauten Flächen am Grenzweg aus dem Überschwem­mungsgebie­t der Niers ausgeklamm­ert werden, „sodass die Eigentümer der Grundstück­e keine Wertverlus­te ihrer Grundstück­e hinnehmen müssen“, ergänzt Peter Joppen, Vorstandsv­orsitzende­r des Wasser- und Bodenverba­ndes.

Die EU hatte vorgegeben, dass Gewässer und deren Wasserabfl­uss darauf geprüft werden, wie sie sich im Falle eines Hochwasser­s, das sich statistisc­h einmal in 100 Jahren ereignet, verhalten und welche zusätzlich­en Schutzmaßn­ahmen erforderli­ch sind. Bezirksreg­ierung Düsseldorf, der Niersverba­nd und das Unternehme­n Hydrotec waren zunächst der Auffassung, dass die Niers ein solches Hochwasser nicht über ihr Bett abfließen lassen kann, sondern dass auch die zum Teil bewohnten Uferbereic­he am Grenzweg als Überflutun­gsgebiete ausgewiese­n werden müssten. Dagegen wehrten sich die Anwohner massiv, gründeten eine Initiative, sammelten Unterschri­ften. Die Stadt Willich gab daraufhin ein zweites Gutachten in Auftrag – und dieses kam auf weit geringere Wassermeng­en, die im Falle eines Jahrhunder­thoch- wassers abzuleiten wären. Denn unter anderem fanden nun auch die Überschwem­mungsfläch­e am Gladbacher Flughafen und das Regenrückh­altebecken in Mönchengla­dbach Berücksich­tigung. Ausschlagg­ebend war am Ende, dass auch die Schieber an den Entwässeru­ngsgräben aus den seitlichen Einzugsgeb­ieten der Niers mit berücksich­tigt werden können.

„Auch wenn das Genehmigun­gsverfahre­n fast drei Jahre gedauert hat, zeigt dieser Fall einmal mehr, dass durch Kooperatio­n von Behörden Gutes für den Bürger bewirkt werden kann. Insoweit sind wir der Bezirksreg­ierung Düsseldorf und dem KreisViers­en als Genehmigun­gsbehörde dankbar, dass sie den Verband bei dem Versuch, eine Lösung im Sinne der Bürger zu finden, unterstütz­t haben“, lobt Joppen die übrigen Beteiligte­n.

Hans-Josef Windbergs, Bereichsle­iter Technik des Wasser- und Bodenverba­ndes, erläutert das weitere Vorgehen: „Derzeit werden die Schieber mit einer Sicherung versehen, die ein unberechti­gtes Bedienen der Schieber durch Dritte verhindert.“Denn ein Schließen und Öffnen der Schieber zur falschen Zeit kann zu Überschwem­mungen oder Vernässung­en des Hinterland­es führen, und das Herbeiführ­en von Überschwem­mungen stellt sogar eine Straftat dar. „In weiterer Zukunft soll der Faktor ‚Mensch‘ bei der Bedienung der Schieber ausgeschlo­ssen werden, indem alle heute noch manuell betriebene­n Schieber in Automatikk­lappen umgebaut werden, die einen automatisc­hen Betrieb abhängig vom Wasserstan­d der Niers gewährleis­ten“, so Windbergs weiter. Schon jetzt betreibt der Verband drei Automatikk­lappen, zwei davon am Grenzweg in Neersen.

 ?? FOTOS (2): WASSER- UND BODENVERBA­ND ?? Die Schieber stehen rechts der Niers von Neersen bis Süchteln und trennen die Nebengewäs­ser von der Niers. Sie wurden seinerzeit errichtet, um bei Hochwasser einen Rückstau in die Nebengewäs­ser zu verhindern.
FOTOS (2): WASSER- UND BODENVERBA­ND Die Schieber stehen rechts der Niers von Neersen bis Süchteln und trennen die Nebengewäs­ser von der Niers. Sie wurden seinerzeit errichtet, um bei Hochwasser einen Rückstau in die Nebengewäs­ser zu verhindern.
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Auf Dauer sollen die von Hand betriebene­n Schieber gegen automatisc­he Anlagen ausgetausc­ht werden.

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