Rheinische Post Krefeld Kempen
Schieber genehmigt: Anwohner atmen auf
Jahrelang kämpften die Anwohner des Grenzwegs in Neersen darum, dass ihre Grundstücke nicht als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen werden. Mit Erfolg: Absperrbauwerke an der Niers wurden nun genehmigt.
NEERSEN Die Anwohner des Grenzweges können aufatmen: Ihre Grundstücke werden nicht als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen. Letzter Schritt auf dem langen Weg dorthin ist nun die Tatsache, dass derWasser- und Bodenverband der Mittleren Niers die sogenannten Schieber hat genehmigen lassen.
Diese Absperrbauwerke stehen rechts der Niers von Neersen bis Süchteln und trennen die Nebengewässer von der Niers. Sie wurden seinerzeit errichtet – die genauen Umstände sind nicht mehr zu ermitteln –, um im Falle von Hochwasser einen Rückstau aus der Niers in die Nebengewässer zu verhindern. „Im Zuge der nach der EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie erforderlichen neuen Ausweisung von Überschwemmungsgebieten der Niers bestand die Möglichkeit, die Absperrbauwerke mit einzubeziehen und damit die Überschwemmungsgebiete entsprechend kleiner auszuweisen“, erklärt Christoph Rüber, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes. „Dazu war allerdings erforderlich, die Schieber im Rahmen der satzungsgemäßen Aufgaben des Verbandes als Anlagen am Gewässer genehmigen zu lassen.“
Durch die inzwischen vorliegende Genehmigung können große Teile der bebauten Flächen am Grenzweg aus dem Überschwemmungsgebiet der Niers ausgeklammert werden, „sodass die Eigentümer der Grundstücke keine Wertverluste ihrer Grundstücke hinnehmen müssen“, ergänzt Peter Joppen, Vorstandsvorsitzender des Wasser- und Bodenverbandes.
Die EU hatte vorgegeben, dass Gewässer und deren Wasserabfluss darauf geprüft werden, wie sie sich im Falle eines Hochwassers, das sich statistisch einmal in 100 Jahren ereignet, verhalten und welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Bezirksregierung Düsseldorf, der Niersverband und das Unternehmen Hydrotec waren zunächst der Auffassung, dass die Niers ein solches Hochwasser nicht über ihr Bett abfließen lassen kann, sondern dass auch die zum Teil bewohnten Uferbereiche am Grenzweg als Überflutungsgebiete ausgewiesen werden müssten. Dagegen wehrten sich die Anwohner massiv, gründeten eine Initiative, sammelten Unterschriften. Die Stadt Willich gab daraufhin ein zweites Gutachten in Auftrag – und dieses kam auf weit geringere Wassermengen, die im Falle eines Jahrhunderthoch- wassers abzuleiten wären. Denn unter anderem fanden nun auch die Überschwemmungsfläche am Gladbacher Flughafen und das Regenrückhaltebecken in Mönchengladbach Berücksichtigung. Ausschlaggebend war am Ende, dass auch die Schieber an den Entwässerungsgräben aus den seitlichen Einzugsgebieten der Niers mit berücksichtigt werden können.
„Auch wenn das Genehmigungsverfahren fast drei Jahre gedauert hat, zeigt dieser Fall einmal mehr, dass durch Kooperation von Behörden Gutes für den Bürger bewirkt werden kann. Insoweit sind wir der Bezirksregierung Düsseldorf und dem KreisViersen als Genehmigungsbehörde dankbar, dass sie den Verband bei dem Versuch, eine Lösung im Sinne der Bürger zu finden, unterstützt haben“, lobt Joppen die übrigen Beteiligten.
Hans-Josef Windbergs, Bereichsleiter Technik des Wasser- und Bodenverbandes, erläutert das weitere Vorgehen: „Derzeit werden die Schieber mit einer Sicherung versehen, die ein unberechtigtes Bedienen der Schieber durch Dritte verhindert.“Denn ein Schließen und Öffnen der Schieber zur falschen Zeit kann zu Überschwemmungen oder Vernässungen des Hinterlandes führen, und das Herbeiführen von Überschwemmungen stellt sogar eine Straftat dar. „In weiterer Zukunft soll der Faktor ‚Mensch‘ bei der Bedienung der Schieber ausgeschlossen werden, indem alle heute noch manuell betriebenen Schieber in Automatikklappen umgebaut werden, die einen automatischen Betrieb abhängig vom Wasserstand der Niers gewährleisten“, so Windbergs weiter. Schon jetzt betreibt der Verband drei Automatikklappen, zwei davon am Grenzweg in Neersen.