Rheinische Post Krefeld Kempen
Kreis: Neue Zuständigkeit für Rettungsdienst
Nach der Kritik am neuen Bedarfsplan für den Rettungsdienst gibt es jetzt beim Kreis ein neues Amt für Bevölkerungsschutz.
KEMPEN/GREFRATH Landrat Andreas Coenen (CDU) will die bisherige Abteilung für Bevölkerungsschutz aus dem Amt für Ordnung und Straßenverkehr herauslösen und ein eigenständiges Amt für Bevölkerungsschutz einrichten.
Insbesondere am bisherigen Vorgehen des Kreises zur Erarbeitung eines neuen Bedarfsplans für den Rettungsdienst hatten zahlreiche kreisangehörige Städte und Gemeinden harsche Kritik geübt. Grund: Sie wurden im Vorfeld der Gutachten-Erstellung nicht eingebunden. Das Gutachten sieht die Schließung einer und die Verlegung mehrerer Rettungswachen vor. Zuletzt sollen die Vertreter der kommunalen Rettungsdienste bei einem Treffen mit Vertretern des Kreises Ende August ihre Kritik formuliert haben.
„Die Fachämter stellten das bisherige Gutachten aufgrund zahlreicher Fakten in Frage. Letztlich konnte der Gutachter die Argumente nachvollziehen, die ihm im Vorfeld vom Kreis nicht mitgeteilt wurden, was dem Kreis auch vorgeworfen wurde“, sagt ein Beteiligter. „In den Ausschüssen aller Gemeinden versuchte der Kreis noch, das Gutachten zu verteidigen, doch ist aufgrund des Verlaufs, der Terminierungen und der Inhalte festzustellen, dass der Kreis bestrebt war, ausschließlich seine Interessen zu verfolgen.“
In der Stadt Willich beispielsweise stieß auf Unverständnis, dass die noch relativ neue Rettungswache in Anrath aufgegeben und der Stadtteil von einer noch zu bauenden neuen Wache in Vorst im Falle des Falles mit betreut werden soll. Mit der neuen Wache in Vorst erhielte die Stadt Tönisvorst erstmals eine eigene Rettungswache. Die Stadt wird derzeit im Verbund mit Kempen und Grefrath von der Rettungswache in Kempen mit versorgt. Lediglich das Notarztfahrzeug ist am Krankenhaus in St. Tönis stationiert. In der Gemeinde Grefrath bereitet zudem große Sorgen, dass bei künftig nur noch zwei in Kempen stationierten Rettungswagen im Ernstfall Grefrath, Mülhausen und Vinkrath nicht ausreichend versorgt wäre. Oedt soll dem Versorgungsbereich der neuen Rettungswache in Vorst zugeschlagen werden. Die Verantwortlichen in Grefrath sind außerdem über die Verlegung der Rettungswache am Lobbericher Krankenhaus an einen neuen Standort in Breyell-Gier besorgt. Denn bislang werden weite Teile von Grefrath im Notfall auch von der Rettungswache am Lobbericher Krankenhaus mit bedient.
In den Aufgabenbereich des neuen Amtes fallen Aufgaben wie Brandschutz, Katastrophenschutz, Krankentransport, Kreisleitstelle, Rettungsdienst und Vorbeugender Brandschutz. Angesiedelt werden soll das neue Amt im Dezernat von Gesundheitsdezernentin Katarina Esser (SPD). Amtsleiter soll Kreisbrandmeister Rainer Höckels werden. „Rainer Höckels bringt jahrelange Erfahrungen aus der Arbeit bei der Feuerwehr mit und ist bei der Feuerwehr und im Zivilschutz bestens vernetzt – auch über die niederländische Grenze hinaus“, begründet Coenen seine Personalentscheidung. „Mit der organisatorischen Neugliederung will ich auch der gestiegenen Bedeutung des Bevölkerungsschutzes Rechnung tragen.“
Vermutlich dürfte es dem Landrat aber auch darum gehen, mit Höckels und Esser neue Ansprechpartner des Kreises einzubringen, um den Dialog mit den Kommunen auf eine bessere Basis zu stellen. Der zuständige Kreisdezernent Thomas Heil (FDP) kam mit seiner Präsentation des Gutachtens bei den betroffenen Städten und Gemeinden gar nicht gut an. „Letztlich war es eine der ungeschicktesten Vorge- hensweisen aller Zeiten, die Belange der Kommunen nicht im Vorfeld zu berücksichtigen“, sagt ein hochrangiges Mitglied eines Rettungsdienstes der kreisangehörigen Kommunen.„Aber der Kreis wollte einen Alleingang, um die Ziele des Landrates schnellstmöglich zu verfolgen.“Freilich: Die Vorgehensweise hatte der Kreistag beschlossen.
Wie geht’s jetzt beim Rettungsdienstbedarfsplan weiter? Abgesprochen ist, dass man sich mit den Einwänden aus den Kommunen gemeinsam auseinandersetzt. „Das heißt aber nicht, dass wir das vorliegende Gutachten ad acta legen oder gar ein komplett neues Gutachten in Auftrag gegeben wird“, betonte Kreissprecher Markus Wöhrl.