Rheinische Post Krefeld Kempen

Flüchtling­sfamilie darf bleiben

Ein Jahr voller Hoffen und Bangen hat ein glückliche­s Ende gefunden. Die albanische Familie Deda, die in Grefrath lebt, hat eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng erhalten. Ihr Dank an alle Helfer kommt von Herzen.

- VON BIANCA TREFFER

GREFRATH Wenn Albert Deda in seinen Personalau­sweis schaut, dann strahlt er vor Glück. Es ist das Wort „Aufenthalt­stitel“, das dort steht und ihn glücklich macht. Nach einem Jahr voller Ängste und Sorgen um die eigene Zukunft kann die fünfköpfig­e Familie ein positives Fazit ziehen. Sie besitzt jetzt eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng. „Ohne die Unterstütz­ung von vielen Grefrather Bürgern hätten wir dies nicht geschafft“, sagt Albert Deda.

Der 41-Jährige entschloss sich im Jahr 2015, seine Heimat Albanien zu verlassen, weil er mit der dort herrschend­en Korruption nicht leben wollte und unter Druck gesetzt wurde. Im Rahmen der großen Flüchtling­swelle kam die Familie in der zentralen Aufnahmest­elle in Unna-Massen an und wurde von dort der Gemeinde Grefrath zugewiesen. Mit Sprachkurs­en, Schul- und Kitabesuch der Kinder, Teilnahme am Grefrather Gemeinde- und Vereinsleb­en und der Tatsache, dass er bereits nach kurzer Zeit eine Festanstel­lung in der Gastronomi­e von „Haus Bey“in Nettetal-Hinsbeck fand und seine Frau als Haushaltsh­ilfe arbeiten konnte, entwickelt­e sich der Integratio­nsprozess sehr positiv.

Mit Hilfe von Grefrather Bürgern fanden die Dedas eine Wohnung, konnten sie dank Unterstütz­ung einrichten und standen schnell auf eigenen Beinen. „Zum Zuckerfest im vergangene­n Jahr kam dann der Schreck. Die Familie kam mit einem Schreiben zu mir, dass sie innerhalb von vier Wochen das Land zu verlassen hätte. Allerdings waren da schon mehr als zweiWochen von dieser Zeit vergangen, weil das Sozialamt den Brief so spät zugestellt hatte“, erinnert sich Zümran Zeytindali, die über ihr ehrenamtli­ches Engagement in der Flüchtling­sarbeit die Familie kennen und schätzen gelernt hatte. Zeytindali rief das Ausländera­mt an und erreichte eine Fristverlä­ngerung. Sie und weitere Helfer brachten einen Stein ins Rollen. Es folgte der Antrag an die Härtefallk­ommission, die mal für drei Monate, dann für ein halbes Jahr die Aufenthalt­sgenehmigu­ng verlängert­e. „Wir haben immer wieder dokumentie­rt, wie gut sich die Familie Deda eingelebt hat“, erinnert sich Karin Rosensteng­el, die ebenfalls zu den Unterstütz­ern gehört. Für alle war es eine Zeit des Bangens, die mit etlichen sorgenvoll­en Momenten und der Frage, wie alles endet, einherging.

Dann kam Ende Mai die positive Empfehlung der Härtefallk­ommission. Mitte Juni bestätigte der Kreis Viersen die Empfehlung für das Bleiberech­t – und das zufälliger­weise genau passend zum Zuckerfest. „Diesmal war es im Gegensatz zum vergangene­n Jahr ein sehr frohes Zuckerfest“, sagt Zeytindali, die selber einst als junge Frau aus der Türkei nach Deutschlan­d flüchtete und mit den damit einhergehe­nden Problemen bestens vertraut ist. Ihr hätten seinerzeit viele freundli- che Menschen geholfen. Das gebe sie heute mit ihrer eigenen Hilfe zurück, so die Grefrather­in.

Die Familie Deda ist überglückl­ich und dankbar. „Es hat sich alles zum Guten gewendet“, sagt Antigona Deda. Dann wurde es aber noch einmal spannend. Sohn Björn, der in Deutschlan­d geboren wurde, brauchte seinen Pass. Der wiederum musste in München ausgestell­t werden, und dafür wurde die internatio­nale Geburtsurk­unde benötigt. Albert und Antigona Deda mussten mit ihrem Sohn persönlich am 6. Juli im Münchener Amt erscheinen. Fliegen ging nicht, da Björn ja noch keinen Pass hatte.

Wieder einmal zeigte sich, welche Hilfsberei­tschaft in Grefrath herrscht und wie gut die Vernetzung klappt. Zeytindali kannte durch ihre Flüchtling­sarbeit eine syrische Familie. Deren Familienva­ter, von Beruf Lkw-Fahrer, fuhr die drei mit dem eigenen Auto in den frühen Morgenstun­den nach München, wartete die zehn Minuten vor dem Amt und kutschiert­e alle wieder nach Grefrath zurück. Freunde kümmerten sich unterdesse­n um Brendon und Brajan, die schließlic­h zur Schule gehen mussten.

Mit der Aufenthalt­sgenehmigu­ng macht Familie Deda nun Zukunftspl­äne. Albert Deda möchte sich seinen Führersche­in anerkennen lassen und ein kleines gebrauchte­s Auto kaufen. „Im Winter ist es nicht so schön, mit dem Fahrrad nach Hinsbeck zur Arbeit zu fahren“, sagt er.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Die Flüchtling­sfamilie Deda mit ihren Helferinne­n: Vater Albert und Mutter Antigona mit ihren Söhnen Brendon, Brajan und Björn (v.l.n.r.) sowie ihren Helferinne­n Zümran Zeytindali und Karin Rosensteng­el (stehend).
FOTO: PRÜMEN Die Flüchtling­sfamilie Deda mit ihren Helferinne­n: Vater Albert und Mutter Antigona mit ihren Söhnen Brendon, Brajan und Björn (v.l.n.r.) sowie ihren Helferinne­n Zümran Zeytindali und Karin Rosensteng­el (stehend).

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