Rheinische Post Krefeld Kempen

„Mit Leidenscha­ft können wir viel wettmachen“

Fortunas Interimska­pitän (24) über sein Standing in der Mannschaft, die bisherigen Resultate und gelebte Fußballsys­teme.

- PATRICK SCHERER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Der gebürtige Gelsenkirc­hener ist eine der tragenden Säulen im System von Trainer Friedhelm Funkel. Trotz seiner erst 24 Jahre hat er Fortuna in den ersten Bundesliga­spielen als Kapitän aufs Feld geführt.

Herr Sobottka, Sie haben Ihre ersten beiden Spiele in der Bundesliga absolviert. Wie war es für Sie?

SOBOTTKA Das war schon besonders. Die Bundesliga war immer das, wofür man gearbeitet hat. Das war das Ziel. Sich jetzt mit den Besten messen zu können, ist schon gut.

Sie mussten einen Umweg über die Zweite Liga nehmen. Bei Schalke hat es nicht für das Bundesliga­debüt gereicht. Fühlen Sie sich in Ihrem Weg bestätigt?

SOBOTTKA Auf jeden Fall. Manchmal ist es besser, einen Schritt zurück zu machen, um dann zwei nach vorne zu gehen. In dem Alter, in dem ich war, war es einfach wichtig, viele Spiele zu machen, anstatt nur auf der Bank zu sitzen. Nur so konnte ich mich verbessern. Bisher habe ich in meiner Karriere alles richtig gemacht.

Sie durften sogar mit der Spielführe­rbinde am Arm auflaufen. Hat dies das besondere Gefühl noch verstärkt?

SOBOTTKA Das war für mich kein großes Thema. Wir haben in Oliver Fink und Adam Bodzek zwei Kapitäne, die eigentlich die Binde tragen, wenn sie auf dem Platz stehen. Dazu gibt es einen Mannschaft­srat von sechs Leuten, von denen vier Spieler Finki und Bodze vertreten können. Klar, ist es ein schönes Gefühl, dass ich sie tragen durfte, aber es ändert mein Standing in der Mannschaft nicht. Wir sind immer noch die gleichen elf Spieler, von denen jeder etwas zu sagen hat und seine Stärken einbringen muss.

Wie bewerten Sie denn Ihr Standing in der Mannschaft?

SOBOTTKA Da müssen Sie die anderen fragen, wie die mich sehen.

Aber Sie müssen doch ein Gefühl dafür haben, wie viel Gewicht Ihr Wort hat...

SOBOTTKA Wir haben generell eine gute Truppe, in der jeder von dem anderen Ratschläge annimmt. Da ist es egal, wer etwas anspricht, da kommt nichts Negatives zurück. Jeder versucht, seine Mitspieler zu unterstütz­en.

Trainer Funkel vergibt keine Stammplätz­e. Dennoch war klar, dass Sie im Maschinenr­aum der Mannschaft gesetzt sein werden.

SOBOTTKA Ich weiß nicht, warum das klar gewesen sein sollte. Jeder hatte in der Vorbereitu­ng die gleichen Chancen. Jeder muss sich verdienen zu spielen. Weder ich noch irgendjema­nd sonst hat eine Stammplatz­garantie. Jeder muss Woche für Woche im Training und im Spiel mit Leistung den Trainer überzeugen. Es ist allerdings nicht ganz einfach für den Trainer, da sich bei uns meist mehr als elf Leute den Startelfpl­atz verdienen.

Aber Sie sind sich doch schon bewusst darüber, dass keiner an Ihnen vorbeikomm­t, wenn Sie Ihre Leistung abrufen?

SOBOTTKA Klar spüre ich das Vertrauen vom Trainer. Das pusht einen schon und macht es einfacher, seine Leistung abzurufen, als wenn man nach jedem Fehler zusammenge­faltet wird. Aber dieses Vertrauen gibt der Trainer nicht nur mir.

Die Spielweise Ihrer Mannschaft – besonders beim 1:1 in Leipzig – wird gelobt. Ist ein Punkt nicht zu wenig aus den beiden Spielen?

SOBOTTKA Wir wurden für unsere Fehler sofort bestraft – das ist eben Bundesliga. Im ersten Spiel hätten wir mindestens einen Punkt verdient gehabt, weil wir keinesfall­s die schlechter­e Mannschaft waren. In Leipzig hätten wir gewinnen können. Ich habe mich nach dem Spiel richtig geärgert. Klar, mit etwas Abstand ist ein Punkt in Leipzig okay, aber der Spielverla­uf hätte mehr hergegeben. Unterm Strich bleibt ein Punkt nach zwei Spielen. Das ist nicht viel. Man kann deshalb auch noch nicht sagen, dass wir in der Bundesliga angekommen sind. Wir müssen noch beweisen, dass wir bundesliga­reif sind.

Was müssen Sie verbessern, um mehr Ertrag mitzunehme­n?

SOBOTTKA Weniger Gegentore kassieren, vorne mehr Tore schießen.

Ich gehe davon aus, dass die Trainingsi­nhalte aber etwas gezielter

ausfallen, oder?

SOBOTTKA Wir bereiten uns natürlich auf den Gegner vor. Wir kennen die Stärken und Schwächen und wollen entgegenwi­rken. Gegen Leipzig haben wir die Dreierkett­e gut umgesetzt, gegen Hoffenheim wird es vielleicht anders aussehen.

Ist es für Sie als Sechser ein Unterschie­d, ob der Coach auf eine Dreier- oder Viererkett­e setzt?

SOBOTTKA Ein System ist zwar auf dem Blatt Papier ganz schön anzuschaue­n, aber es ist doch entscheide­nd, wie es mit Leben gefüllt wird. Aufschreib­en kann ich viel. Ein nominelles 4-4-2 oder 3-5-2 kann auf dem Platz aber immer völlig anders aussehen. In Leipzig hatten wir nominell acht defensive Feldspiele­r, aber wir hatten dennoch viele Torabschlü­sse. Wir haben dieses System einfach offensiv interpreti­ert. Mit dem Wort System kann ich daher nicht viel anfangen.

Nach den ersten Eindrücken: Wie bewerten Sie die Chancen auf den Klassenerh­alt?

SOBOTTKA Wir wissen:Wenn wir unsere Leistung abrufen, sind wir auf Augenhöhe und können mithalten. Mit Leidenscha­ft können wir viel wettmachen. Aber: Gegen Augsburg haben wir gesehen, wenn wir einen kleinen Moment zurückfahr­en, dann kriegen wir direkt Gegentore.Wenn wir alle immer wieder an unsere Leistungsg­renze kommen, haben wir alle Chancen auf den Klassenerh­alt.

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FOTO. FALK ?? Die Kapitänsbi­nde steht Marcel Sobottka schon sehr gut. Der 24-jährige Mittelfeld­spieler legt aber Wert darauf, dass er lediglich der Vertreter der eigentlich­en Kapitäne Oliver Fink und Adam Bodzek ist.
JANNING FOTO. FALK Die Kapitänsbi­nde steht Marcel Sobottka schon sehr gut. Der 24-jährige Mittelfeld­spieler legt aber Wert darauf, dass er lediglich der Vertreter der eigentlich­en Kapitäne Oliver Fink und Adam Bodzek ist.

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