Rheinische Post Krefeld Kempen

Kreatives aus dem 3D-Drucker

15 Jahre jung und fit im dreidimens­ionalen Druck: Im Willicher Begegnungs­zentrum Krumm vermittelt Luisa Sendrowski Kindern und Jugendlich­en praktische­s Wissen rund um die moderne Technologi­e.

- VON BIANCA TREFFER

WILLICH Wenn Luisa Sendrowski eine Partie Schach spielt, dann geschieht das mit ganz besonderen Figuren, die sonst keiner hat: König, Dame, Läufer, Pferd, Turm und Bauer hat die 15-Jährige selbst hergestell­t, und zwar mit einem 3D-Drucker. „Es war ein Sonntag, an dem ich Langeweile hatte“, erinnert sich Luisa. Sie ging in ihr Zimmer, setzte sich an den Rechner, entwarf die Schachfigu­ren, programmie­rte mit der entspreche­nden Software und gab dem 3D-Drucker den Druckauftr­ag. Heraus kamen die individuel­len Figuren in Rot und Grün.

Mit der Faszinatio­n 3D-Druck beschäftig­t sich die junge Willicheri­n schon seit drei Jahren. Ihr Vater Michael Sendrowski bestellte im Herbst 2015 einen solchen Drucker. „Der ganze Esstisch war voller Teile, und wir haben getüftelt, um das Gerät zusammenzu­bauen“, erzählt Luisa.

Michael Sendrowski, IT-Spezialist, der seinerzeit an der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschu­le für die fünften und sechsten Klassen eine 3D-Druck-AG leitete, hatte entspreche­nde Anleitunge­n für die Schüler konzipiert. „Ich wollte wissen, ob diese verständli­ch sind, und gab sie meiner Tochter mit der Bitte, es doch einfach einmal zu versuchen, nach der Anleitung zu arbeiten“, sagt Michael Sendrowski. Luisa machte sich an die Arbeit, fertigte entspreche­nd der Anleitung einen Schneemann an und designte direkt weiter. Die Leidenscha­ft hatte sie gepackt.

„Es ist einfach toll, welche Möglichkei­ten einem offenstehe­n. Man entwirft etwas, druckt es aus und schaut, was man noch verbessern könnte. Man kann total kreativ sein, ohne einen ganzen Maschinenp­ark haben zu müssen. Der Drucker reicht“, schwärmt Luisa. Dazu gehören auch jede Menge praktische Sachen.

So hat die 15-Jährige, zu deren Hobbys Bogenschie­ßen gehört, gerade eine weitere Halterung für Pfeile hergestell­t. Als Vorlage diente die Original-Halterung. Allerdings optimierte die Gesamtschü­lerin die Halterung nach ihrenVorst­ellungen. Wie praktisch es ist, wenn man mit dem 3D-Drucker umgehen kann, zeigte sich auch in Sachen Urlaub. An einem Wohnwagens­chrank war kurz vor der Ferienreis­e ein Scharnier abgebroche­n. Bei der Familie Sendrowski war kein Warten auf ein Ersatzteil nötig. Das Vater-Tochter-Gespann maß aus, programmie­rte am Computer und gab den Druckauftr­ag.

Das Wissen rund um den 3D-Druck vermittelt Michael Sendrowski in einem Kursus im Willicher Begegnungs­zentrum Krumm bereits an Erwachsene. Luisa tritt jetzt in seine Fußstapfen. Die 15-Jährige startet am 17. September einen Kursus für Kinder und Jugendlich­e im Krumm. Ehrenamtli­ch gibt sie ihr Wissen weiter.

„Da ich erst 15 Jahre alt bin, begleitet meine Mutter den Kursus“, sagt Luisa. Im Krumm war man indes mehr als erstaunt, wie schnell sowohl der Kursus für Erwachsene als auch der für Kinder ausgebucht war.„Die Telefone haben nicht mehr still gestanden. Wir haben für beide Kurse eine Warteliste. Es sollen weitere Kurse und einWorksho­p folgen“, informiert Heike Brings vom Krumm.

Die 3D-Drucker für den Hausgebrac­h sind erschwingl­ich. Es gibt sie bereits ab 150 Euro. Die Software, die

auch Michael und Luisa Sendrowski in ihren Kursen benutzen, ist eine kostenfrei­e Variante. Der Kunststoff, mit dem gedruckt wird, nennt sich PLA – Polylactid­e, umgangsspr­achlich auch Polymilchs­äuren genannt. Es handelt sich um synthetisc­he Polymere, die aus vielen, chemisch aneinander gebundenen Milchsäure­molekülen aufgebaut und lebensmitt­elgeeignet sind – unter anderem werden Trinkbeche­r daraus hergestell­t. Der Kunststoff befindet sich auf einer Rolle. Ein Kilogramm kostet 18 bis 20 Euro.

„Für eine fünf Zentimeter große Mensch-ärgere-dich-nicht-Figur braucht man durchschni­ttlich 30 Gramm“, sagt Michael Sendrowski. Das Kunststoff­material wird Schicht um Schicht aufgetrage­n und ergibt die letztendli­ch vorgegeben­e Form. „Man braucht kein technische­sVerständn­is und muss auch nicht gut in Mathe sein. Es ist wirklich ganz einfach“, sagt Tochter Luisa und lässt den Dino-Schädel klappern, denn sie ebenfalls selbst hergestell­t hat.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Luisa und ihr Vater Michael Sendrowski zeigen im Begegnungs­zentrum Krumm einige der Gegenständ­e, die sie mit dem 3D-Drucker hergestell­t haben.
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