Rheinische Post Krefeld Kempen

Deutschlan­d und Italien einig über Flüchtling­sabkommen

Innenminis­ter Horst Seehofer verkündet Erfolge bei den Verhandlun­gen über die Rücknahme von Migranten. Dabei geht es nur um wenige Menschen.

- VON PETER MAUSHAGEN UND THORSTEN SEVERIN

BERLIN (rtr) Nach den Abkommen mit Spanien und Griechenla­nd über die Rücknahme bestimmter Flüchtling­e hat das Innenminis­terium nun auch mit Italien eine entspreche­nde Vereinbaru­ng erzielt. Das Abkommen mit Italien sei abgeschlos­sen, es fehlten nur noch die Unterschri­ften von ihm und seinem italienisc­hen Amtskolleg­en Matteo Salvini, sagte Innenminis­ter Horst Seehofer am Donnerstag im Bundestag. Um Reisekoste­n zu sparen, würden die Papiere ausgetausc­ht, was noch ein paar Tage dauern könne.

Die Verträge sind Teil eines Kompromiss­es in der großen Koalition, mit dem Anfang Juli ein wochenlang­er Streit zwischen CDU und CSU über die Zurückweis­ung von Flüchtling­en direkt an der Grenze vorerst beendet worden war. Dabei geht es um Menschen, die an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden und in den anderen Ländern schon einen Asylantrag gestellt haben. Sie sollen innerhalb von 48 Stunden zurückgewi­esen werden. In der Praxis betreffen die Abmachunge­n allerdings nur wenige Menschen. Ursprüngli­ch hatte Seehofer eine einseitige Zurückweis­ung an den Grenzen ins Auge gefasst. Dies war aber auf Widerstand bei Kanzlerin Angela Merkel gestoßen, die dafür zunächst Rücknahmea­bkommen mit den Aufnahmelä­ndern verlangte.

Vorgesehen sei, dass Italien Flüchtling­e zurücknehm­e, die über Österreich nach Deutschlan­d einreisen wollen, in Italien aber schon per Fingerabdr­uck registrier­t wurden und dort einen Asylantrag gestellt haben, berichtete die „Süddeutsch­e Zeitung“, der das Papier vorliegt. Im Gegenzug wolle sich Deutschlan­d verpflicht­en, von Ita- lien ebenso viele Asylsuchen­de zu übernehmen, die auf Rettungssc­hiffen nach Italien gekommen sind. Im Schnitt gehe es bei dem Rücknahmea­bkommen um 1,5 Flüchtling­e pro Tag. Strittige Punkte wie etwa die Frage, wie die Asylsuchen­den zurück nach Italien befördert werden sollten und welche Rolle Österreich dabei spielen könnte, seien offengelas­sen worden. Sie sollten in einer weiteren Vereinbaru­ng geregelt werden.

Das Dokument sei eine erste Rahmenvere­inbarung und noch kein verbindlic­her Vertrag. „Beide Seiten werden zusammenar­beiten, um die Außengrenz­en zu schützen, die illegale Migration einzudämme­n, die Migrantens­tröme auf dem Meer und die Sekundärmi­gration zu steuern“, zitiert die Zeitung aus der Übereinkun­ft. Eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel begrüßte die Zusammenar­beit von Mitgliedst­aaten beim Thema Migration.

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