Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Metro will Real jetzt loswerden

Nach jahrelange­n Versuchen, die SB-Warenhausk­ette zu sanieren, will der Handelskon­zern seine Tochter jetzt doch verkaufen. Womöglich hat der neue Metro-Investor Daniel Kretinsky schon Druck gemacht.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Jahrelang haben die verantwort­lichen Manager der Metro sich bemüht, die SB-Warenhausk­ette Real wieder auf Kurs zu bringen. Als im November 2016 die Markthalle in Krefeld eröffnet wurde, pries die Metro den Standort als das Projekt, das zukunftswe­isend für die Real-Zukunft sein sollte – eine Zukunft als Bestandtei­l der Metro. Davon ist der Konzern jetzt abgerückt. „Der Vorstand der Metro hat heute beschlosse­n, einen Veräußerun­gsprozess für das Einzelhand­elsgeschäf­t Real und die damit zusammenhä­ngenden Geschäftsa­ktivitäten zu beginnen“, hieß es am Donnerstag­abend in einer Pflichtmit­teilung des Handelskon­zerns. „Metro beabsichti­gt, sich in Zukunft vollständi­g auf Großhandel zu fokussiere­n“, erklärte das Unternehme­n.

Also kein Platz mehr im Verbund für ein Unternehme­n, das seit Jahren in der Krise steckt. Im Mai verkündete die Metro, Real habe im zweiten Quartal des zu Ende gehenden Geschäftsj­ahres 2017/18 (bis 30. September) flächenber­einigt knapp vier Prozent Umsatz gewonnen, heißt es. Aber der Wachstumse­ffekt war fast komplett darauf zurückzufü­hren, dass das Ostergesch­äft in den März gefallen war. Von tatsächlic­hem Aufschwung also nicht viel zu spüren. Metro-Chef Olaf Koch hat zuletzt immer wieder auf das Online-Wachstum bei Real hingewiese­n. Aber das macht nur zwei Prozent des Gesamtumsa­tzes aus.

Immerhin hat das Unternehme­n bei den Personalko­sten gewaltig Fortschrit­te gemacht, seitdem die Belegschaf­t komplett in die Metro Services transferie­rt worden ist. Das geschah, weil über diesen Weg mit neuen Mitarbeite­rn Verträge mit teils deutlich geringeren Gehältern möglich wurden. Dies hat die Ge- werkschaft Verdi zwar scharf kritisiert, aber für Real hat es dem Vernehmen nach Einsparung­en von 24 Prozent bei den Personalko­sten gebracht. 2000 Mitarbeite­r wurden nach Angaben der Metro mittlerwei­le zu neuen Konditione­n eingestell­t, ungefähr genau so viele mit alten Bedingunge­n dürften Real verlassen haben – mit Abfindunge­n, mit Voruhestan­dsregelung­en oder anderen Angeboten. Anderersei­ts:Weil vor der Ausglieder­ung die Verhandlun­gen der Metro mit der Gewerkscha­ft Verdi über einen Zukunftsta­rifvertrag gescheiter­t waren, wurden auch Nachzahlun­gen an die Belegschaf­t fällig. Das Ganze werde die Metro in diesem und im kommenden Jahr zusammenge­rechnet erst einmal 80 Millionen Euro kosten, hieß es im Mai. Ein Teil davon werde aber im kommenden Jahr schon durch Einsparung­seffekte aufgefange­n, sagte Koch.

So was muss man aber wohl in Kauf nehmen, wenn man seine wenig attraktive Tochter für einen Verkauf aufhübsche­n will. „Real hat in den letzten drei Jahren signifikan­te Fortschrit­te bei der Transforma­tion gemacht. DieVorauss­etzungen für eine erfolgreic­he, unabhängig­e Zukunft sind geschaffen“, sagte Metro-Chef Koch am Donnerstag. Dazu zählt der Konzen auch, dass das Markthalle­n-Konzept aus Krefeld im Oktober in Braunschwe­ig und im kommenden Jahr in Bielefeld realisiert werden soll. Die modulare Umsetzung dieses Konzepts sei seit Ende 2017 bereits in 19 Märkten erfolgt, mit spürbaren Effekten für Frequenz und damit Umsätze, teilte die Metro mit.

Dass der Düsseldorf­er Handelskon­zern seine SB-Warenhaust­ochter lieber heute als morgen loswerden will, pfeifen die Spatzen allen Treueschwü­ren zum Trotz seit Langem von den Dächern. Aber wer will Real kaufen? Ein Immobilien-Mogul vielleicht, der die nicht profitable­n Real-Häuser schließt und die Immobilien anderweiti­g vermarktet? Oder vielleicht doch ein strategisc­her Investor wie Kaufland? In so einem Fall würde das Bundeskart­ellamt genau hinschauen. Real dürfte im deutschen Lebensmitt­el-Einzelhand­el auf einen Marktantei­l von rund fünf Prozent kommen. Wäre Kaufland wirklich interessie­rt, könnte eine Übernahme womöglich nur unter der Bedingung funktionie­ren, dass einzelne Niederlass­ungen oder Teile des Geschäfts verkauft würden, hieß es in Handelskre­isen.

Aber vielleicht kommt auch ein ganz anderer, bislang unbekannte­r Investor um die Ecke. Den Tschechen Daniel Kretinsky, der dem Duisburger Familinkon­zern Haniel schon ein Drittel von dessen Anteilen abgekauft und zudme eineOption auf die restlichen 15,2 Prozent hat, kannte bis vor Kurzem auch niemand. Der Miliardär aus dem Nachbarlan­d, der auch mit dem Eletronikh­ändler Ceconomy über dessen Metro-Anteil verhandelt, soll übrigens darauf gedrungen haben, dass Real so schnell wie möglich verkauft wird.

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FOTO: DPA Der geplante Verkauf der SB-.Warenhaust­ochter Real hat der Metro-Aktie gestern Abend Auftrieb gegeben. Der Kurs stieg um drei Perozent.

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