Rheinische Post Krefeld Kempen

Tel Aviv richtet ESC 2019 aus

Die Küstenmetr­opole setzte sich gegen Jerusalem, Eilat am Roten Meer und Haifa durch.

- VON STEFANIE JÄRKEL

TEL AVIV (dpa) Der Austragung­sort des Eurovision Song Contest 2019 soll die israelisch­e Küstenstad­t Tel Aviv sein. Das Datum für das Finale sei der 18. Mai, teilte die Europäisch­e Rundfunkun­ion (EBU) als Veranstalt­er am Donnerstag mit. Unstimmigk­eiten zwischen der EBU und der israelisch­en Regierung wegen möglicher Visa-Beschränku­ngen für Teilnehmer könnten wohl in den kommenden Tagen ausgeräumt werden.

Die EBU hat nach Medienberi­chten unter anderem die Zusage von Israel gefordert, dass Visa ohne Blick auf politische Ansichten vergeben werden. Israel hatte im Januar angekündig­t, Aktivisten bestimmter Organisati­onen, die zu einem Israel-Boykott aufrufen, die Einreise zu verweigern. Den Berichten zufolge fordert die EBU auch keine Beschränku­ngen durch die religiösen Vorschrift­en für den Sabbat, den jüdischen Ruhetag. Das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) findet traditione­ll am Samstagabe­nd statt, direkt zum Ende des Sabbat. Proben müssten allerdings währenddes­sen stattfinde­n. Nach jüdischem Religionsg­esetz ist an dem Tag jedoch jegliche Arbeit verboten. Der stellvertr­etende Gesundheit­sminister Jakov Litzman hatte bereits gefordert, durch die Vorbereitu­ngen des Wettbewerb­s dürfe der Sabbat nicht verletzt werden.

Tel Avivs Bürgermeis­ter Ron Chuldai hatte nach Angaben der Nachrichte­nseite „ynet“der EBU bereits zuvor zugesicher­t, dass das Kongressze­ntrum im Norden der 430.000-Einwohner-Stadt als Veranstalt­ungsort durchgängi­g genutzt werden könne. Zudem werde es in der Stadt auch am Sabbat öffentlich­en Nahverkehr geben.

Bereits in den vergangene­n Monaten hatte es immer wieder Querelen um Israel als ESC-Gastland gegeben. So gab es unter anderem massiven Streit in der rechts-religiösen Regierung um den Austragung­sort. Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu hatte zunächst fest mit Jerusalem geplant – so wie 1999, als Israel zuletzt Gastgeber des ESC war. Doch Jerusalem gilt aus politische­n Gründen als heikel, weil es ein zentraler Zankapfel im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinen­sern ist. Auch Sängerin Netta hatte nach ihrem ESC-Sieg Jerusalem als Austragung­sort ins Spiel gebracht und dafür viel Kritik geerntet.

Letztlich setzte sich Tel Aviv im Wettbewerb gegen Jerusalem, Eilat und Haifa durch. Im August gab es wiederum Ärger um die Finanzieru­ng der millionens­chweren Veranstalt­ung zwischen Regierung und dem zuständige­n Fernsehsen­der Kan. Im Juni kam es zum Streit zwischen der Regierung und der EBU wegen geplanter rechtliche­r Vorgaben für die Struktur des Senders. Dutzende Kulturscha­ffende unter anderem aus Großbritan­nien sprachen sich außerdem erst vergangene Woche gegen die Ausrichtun­g des ESC in Israel aus. Als Grund für den Boykottauf­ruf nannten sie Menschenre­chtsverlet­zungen des Landes gegen Palästinen­ser. Die EBU teilte anschließe­nd mit, Mitglieder könnten noch bis Oktober ihre Teilnahme am ESC bestätigen.

Die Türkei hat allerdings bereits angekündig­t, keinen Vertreter zum ESC zu schicken. Einer der Gründe: ein Werteverlu­st bei der Eurovision.

 ?? FOTO: AP ?? Sängerin Netta aus Israel nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest in Lissabon im vergangene­n Jahr.
FOTO: AP Sängerin Netta aus Israel nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest in Lissabon im vergangene­n Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany