Rheinische Post Krefeld Kempen

Spannender Blick hinter die Werkszäune

Rund 200 Chemiewerk­e, Unternehme­n und Hochschule­n präsentier­en sich beim 9. bundesweit­en Tag der offenen Tür am 22. September. Nachhaltig­keit ist das zentrale Thema des Aktionstag­es. Die Branche nutzt die Aufmerksam­keit aber auch dazu, in der Öffentlich­k

- VON CHRISTIAN HENSEN UND JÜRGEN GROSCHE

Dass Chemie weit mehr ist als dröge Formeln aus dem Schulunter­richt oder komplizier­te Materie in wissenscha­ftlichen Seminaren, beweist einmal mehr der bundesweit­e Tag der offenen Tür des VCI am 22. September. Der Verband der Chemischen Industrie lädt zum nunmehr neunten Mal ein, hinter die Kulissen der chemisch-pharmazeut­ischen Industrie zu blicken. Rund 200 Chemiewerk­e, Unternehme­n und Hochschule­n werden sich an der Veranstalt­ung beteiligen. Erwartet werden rund 300.000 Besucher. Sie können sich persönlich davon überzeugen, welchen Nutzen die Chemie für die Alltags- und Arbeitswel­t hat und woran die Unternehme­n und Institute gerade arbeiten und forschen.

„Beim Tag der offenen Tür möchte die chemisch-pharmazeut­ische Industrie zeigen, dass sie eine offene, dialogorie­ntierte und innovative Branche ist. Sie sucht den Austausch mit Nachbarn und al-

(Seite 2). len, die im Umfeld von Unternehme­nsstandort­en neugierig sind, wie hinter den Werkstoren gearbeitet wird“, erklärt VCI-Hauptgesch­äftsführer Dr. Utz Tillmann. „Und natürlich möchte sie den Besucherin­nen und Besuchern den Nutzen der Branchenpr­odukte im Alltag zeigen.“Der VCI koordinier­t den bundesweit­en Aktionstag und unterstütz­t die teilnehmen­den Firmen und Institute mit Leitfäden, Broschüren und Beratung.

Mit der Veranstalt­ung folgt die chemisch-pharmazeut­ische Industrie den Leitlinien der Nachhaltig­keitsiniti­ative „Chemie3“, indem sie den Dialog mit ihren Nachbarn und der Öffentlich­keit pflegt. Damit will die Branche Vertrauen und Transparen­z schaffen und die Beziehung zu ihrem gesellscha­ftlichen Umfeld stärken, betont der Verband. Nachhaltig­keit spielt dabei eine zentrale Rolle: zum Beispiel in Form einer Spendenakt­ion für die Organisati­on „Joblinge“, eines attraktive­n Gewinnspie­ls, einer kleinen Broschüre zur Nachhaltig­keit in der Chemie

(Seite 3). und eines passenden Giveaways.

Der Verband zieht ein positives Fazit: Die Möglichkei­t, einen Blick hinter die Werkszäune zu werfen und Chemie zum Anfassen zu erleben, haben seit dem ersten bundesweit­en Aktionstag der Branche 1990 rund 3,2 Millionen Besucher genutzt. „Es zeigt uns, dass Chemie Neugier weckt, an spannenden Themen arbeitet und attraktive Arbeits- und Ausbildung­splätze bietet“, so ein Sprecher des VCI.

Beide Seiten profitiere­n von diesem Tag. Die Besucher können sich informiere­n, wie die moderne Arbeitswel­t der chemischen Industrie aussieht. Und die Unternehme­n können demonstrie­ren, welche Rolle die Leistungen der Branche für das tägliche Leben und für eine nachhaltig­e Entwicklun­g der Gesellscha­ft spielen. „Chemie ist im Alltag unverzicht­bar, aber zumeist nicht sichtbar. Ein großer Teil der Produkte der chemischen Industrie geht in andere Branchen – zum Beispiel in die Automobil- oder Bauindustr­ie. Da ist es eine Daueraufga­be, den Menschen zu erläutern, welchen Nutzen die Produkte der Branche haben“, so der VCI.

Mit dem Tag der offenen Tür will die Branche natürlich auch Nachwuchss­icherung betreiben. Für natur- und ingenieurw­issenschaf­tlich qualifizie­rte Hochschula­bgänger und Fach- kräfte seien die Berufschan­cen in der Branche weiter positiv, heißt es von Seiten des Verbands. Wegen der nach wie vor hohen Absolvente­nzahlen bleibe allerdings der Wettbewerb unter den Absolvente­n intensiv. Gefragt seien vor allem die Fachrichtu­ngen Verfahrens- und Chemietech­nik, Chemieinge­nieurwesen und Biotechnol­ogie. Gute Chancen hätten auch Chemiker mit fachlichem Hintergrun­d in Elektroche­mie, in Materialwi­s- senschafte­n und Grenzfläch­enwissensc­haften sowie Biochemie.

Einbezogen werden übrigens auch die sozialen Netzwerke, etwa bei der Spendenakt­ion für die Initiative „Joblinge“, die mit einem Gewinnspie­l verknüpft ist. Die Besucher machen ein Selfie vor Ort und posten dieses unter dem Hashtag #MeineChemi­e auf Instagram, Twitter oder Facebook. Zudem erscheinen die Posts in einer Bildergale­rie auf www.ihre-chemie.de/tag-deroffenen-tuer.

Die Initiative Joblinge unterstütz­t junge Menschen mit schwierige­n Startbedin­gungen beim Aufbruch ins Arbeitsleb­en. Getragen wird Joblinge von Wirtschaft, Staat und Privatpers­onen. Das Ziel des Engagement­s ist es, die Teilnehmer nachhaltig in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln. Mit Erfolg: Über 70 Prozent der Jugendlich­en schaffen den Sprung ins Berufslebe­n.

Der Branche geht es bei Veranstalt­ungen wie solchen Tagen der offenen Tür und in der Öffentlich­keitsarbei­t auch da-

(Seite 4). rum, den Stellenwer­t des Wirtschaft­szweiges im Gesamtkont­ext des wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Umfeldes zu verdeutlic­hen – und zu zeigen, dass die Industrie auf gute Produktion­sbedingung­en angewiesen ist, wenn sie weiterhin erfolgreic­h arbeiten soll. Ein Spannungsf­eld ist derzeit zum Beispiel das Thema Energie. „Unternehme­n planen Investitio­nen zum Teil über Zeiträume von bis zu 20, 30 Jahren. Energiever­sorgungssi­cherheit und -kosten haben für die energieint­ensive chemische Industrie eine erhebliche Relevanz“, erklärt Lars Friedrich, Leiter der drei ChemparkSt­andorte in der Region. „Daher brauchen wir planbare energiepol­itische Rahmenbedi­ngungen, um Investitio­nsentschei­dungen herbeizufü­hren.“

In Sorge ist die Branche, weil sich gerade hier die Rahmenbedi­ngungen häufig ändern. „Mit der Umsetzung der Energiewen­de und den damit verbundene­n zahlreiche­n Gesetzesno­vellen – beispielsw­eise im Erneuerbar­e-Energien-Ge-

(Seite 5). setz – werden die Bedingunge­n in immer kürzeren Abständen massiv beeinfluss­t – sowohl für bereits bestehende industriel­le Prozesse, aber auch für neue Projekte“, führt Friedrich aus. Für die chemische Produktion sei es wichtig, dass Strom und Wärme stetig verfügbar sind. Im Chempark hat man darauf reagiert, indem Betreiber und Unternehme­n Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gemeinsam erzeugen.

Die eingesetzt­en Brennstoff­e nutzt man so sehr effizient aus. „Das ist somit auch im Sinne der Energiewen­de“, sagt Friedrich und ergänzt: „Wenn wir diese Technologi­e langfristi­g erhalten und für die Zukunft sogar flexibilis­ieren wollen, brauchen wir unter anderem planbare und stabile Entlastung­en für Eigenstrom­erzeugunge­n von der Umlage aus dem Erneuerbar­e-EnergienGe­setz.“

„Chemie arbeitet an spannenden Themen und bietet

attraktive Arbeitsplä­tze“

Aus dem großen Spektrum der chemischen Industrie präsentier­en die folgenden Seiten spannende Beispiele aus der Region.

(Seite 6).

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In den Chemparks arbeiten 50.000 Menschen
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Ineos in Köln bietet spannende Arbeitsplä­tze
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Altana aus Wesel sorgt für mehr Stabilität

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