Rheinische Post Krefeld Kempen
„Man schätzt uns als gute Nachbarn“
Der Chempark bietet an seinen drei Standorten attraktive Arbeitsplätze; die ansässigen Unternehmen stellen hochwertige Chemieprodukte her. Die Zusammenarbeit mit den Nachbarn läuft gut. Doch alle wissen: Um Akzeptanz muss geworben werden, und beide Seiten
480 Hektar
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30.880* Welchen Stellenwert hat die Chemieproduktion der Chempark-Standorte?
Das zeigt die Statistik: 30 Prozent der deutschen Chemieproduktion wird in Nordrhein-Westfalen gefertigt, allein zehn Prozent in den Chempark-Standorten. Am Erfolg partizipieren nicht nur die Unternehmen, die in den drei Standorten tätig sind, sondern zahlreiche Mittelständler, Zulieferer und Dienstleister.
Und natürlich die Menschen, die dort arbeiten …
An den drei Standorten erhalten die Mitarbeiter der Unternehmen eine Nettolohnsumme von insgesamt 1,3 Milliarden Euro im Jahr. Davon profitieren wiederum andere Wirtschaftszweige: Die Menschen kaufen in der Region ein,
360 Hektar
1917
9370* besuchen Restaurants, bauen Häuser.
Sie weisen immer auf die Verbundstruktur des Chemparks hin als großes Plus für die Unternehmen. Welche Vorteile bringt sie konkret?
Wir haben eine effiziente Netzwerkstruktur ausgebaut. Die Unternehmen arbeiten stark vernetzt und in hohem gegenseitigen Nutzen zusammen und sparen damit Kosten.
LARS FRIEDRICH
FRIEDRICH
FRIEDRICH
Wie genau?
Nehmen wir ein Beispiel: In der Produktionskette wird ein Restprodukt des Betriebes A zum Vorprodukt von B. Zum Beispiel Salzsäure. Ohne den Verbund müsste A die Säure vielleicht sogar entsorgen, B sie selbst herstellen
260 Hektar
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7730* oder an einem anderen Standort erwerben. Im Chempark sparen die Unternehmen auf diese Weise Transport- oder Entsorgungskosten und können zusätzliche Einnahmen generieren. Insgesamt trägt ein solches integriertes Nutzen des Verbundes zudem zum schonenden und effizienten Umgang mit Ressourcen bei.
Sie bündeln und vertreten ja auch die Bedürfnisse der Unternehmen in der Außendarstellung. Wie nimmt man das politische Umfeld wahr?
In der lokalen wie der Landespolitik ist das Bewusstsein vorhanden, dass die Industrie ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft ist und dass das produzierende Gewerbe eine tragende Säule für den Wohlstand des Landes darstellt. Die Politik hat Maßnahmen eingeleitet, die dazu beitragen, Nordrhein-Westfalen konkurrenzfähig zu halten. Vor allem bei den Genehmigungszeiten müssen wir gemeinsam schneller werden. Damit dies alles dauerhaft zum Tragen kommt, müssen die Behörden und auch die Industrie auf die Genehmigungsprozesse und Schnittstelle der Partner schauen und entsprechende Abläufe und Strukturen dafür schaffen.
Wieso ist das so wichtig?
Wir stehen nicht nur mit Unternehmen in Deutschland im Wettbewerb. Gerade für uns am Rhein sehen wir auch die Konkurrenz in den Benelux-Ländern und Frankreich in unmittelbarer Nähe. Wenn Unternehmen Standortentscheidungen treffen, spielt neben den wirtschaftlichen Fragen – die Struktur muss hier passen – immer auch das Umfeld eine Rolle. Welcher ist der beste Standort? Diese Frage ist zentral, wenn es um die Schlie- ßung oder den Neuaufbau eines Betriebes geht.
Die Verkehrs-Infrastruktur ist ja ein Thema, das alle beschäftigt. Wie sieht das für Sie aus?
Über die Probleme und Lösungsansätze im Straßennetz brauchen wir hier nicht zu sprechen – die kennt jeder aus eigener Erfahrung und sind breit diskutiert. Für uns wichtig sind auch die Binnenschifffahrt und der Schienenverkehr. Langfristig ist eine Vertiefung der Fahrrinne im Rhein nötig, ebenso ein Ausbau der Bahnverbindungen zu den Überseehäfen. Die Niederlande haben hier ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt hängt es noch auf deutscher Seite, Stichwort: Eiserner Rhein. Die Signale, dass sich etwas tut, sind positiv, die Zusagen sind da. Wir müssen aber Resultate erkennen können. Wir wären in der Lage, mehr Verkehr auf Schiene und Schiff zu bringen, wenn dort mehr Kapazitäten angeboten würden.
FRIEDRICH
FRIEDRICH
FRIEDRICH
Industrie und insbesondere die Chemiebranche muss ja immer wiederumAkzeptanzkämpfen. Wie stellt sich die Lage aus Ihrer Sicht dar?
Wir sehen uns grundsätzlich akzeptiert. Die Menschen erkennen: Wir sind lernfähig, wir achten auf den Schutz der Menschen und Umwelt, und wir produzieren sicher. Man schätzt uns als gute Nachbarn. Ein Beispiel: Bei Genehmigungsverfahren treten wir früh in den Dialog mit allen betroffenen Gruppen und tun hier vieles über das in den Verfahren Vorgeschriebene hinaus, weil wir es als sinnvoll erachten.
Wie pflegen Sie den Kontakt zu Ihrem Umfeld?
Seit fünf Jahren bieten wir Gelegenheiten zum Dialog in unseren Nachbarschaftsbüros. Wir bringen uns auch aktiv in die Stadtgesellschaften ein, initiieren Aktivitäten. Unsere Kenntnisse, Netzwerke und Strukturen können wir oft hilfreich einsetzen, zum Beispiel in Krefeld ins Hilfsbündnis Alaska (Alaska steht für Ausländer, Lesben & Schwule, Arme & Sozialschwache, Schul- & Studienabbrecher, Kranke & Behinderte und Alleinerziehende). Wir freuen uns, wenn wir zu einem attraktiven Umfeld beitragen können, in dem sich auch unsere Mitarbeiter, die hier wohnen, wohlfühlen. Deswegen sind für uns auch gute Schul-, Kita- und Freizeitangebote wichtig.
Also alles gut?
Wie gesagt, wir haben eine gute Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn. Aber es gilt für beide Seiten, dies zu pflegen. Gegner von Projekten sind in der Regel in der Minderzahl, aber sie verschaffen sich deutlich Gehör. Es wäre in solchen Fällen wichtig, wenn sich eine größere, zustimmende Mehrheit auch zu Wort melden würde und zur Meinungsbildung beiträgt. Denn wenn Produktion und Arbeitsplätze woanders statt bei uns entstehen, wird auch die Wertschöpfung dort statt hier gehoben. Stichwort Mitarbeiter: Wie steht es bei Ihnen um den Fachkräftemangel?
FRIEDRICH Vorneweg: In Krefeld und Dormagen sind wir der größte Ausbilder, in Leverkusen und Köln zählen wir zu den größten. Wir bieten hochwertige Ausbildungen auf technisch aktuellem Stand an. Insgesamt absolvieren derzeit an unseren drei Standorten über 2100 junge Menschen ihre Ausbildung. Ziel ist, unsere Unternehmen mit eigenen Fachkräften zu versorgen. Noch haben wir einen guten Zulauf. Aber wir hören von kleineren Partnerunternehmen, dass es ihnen zunehmend schwerfällt, Nachwuchs zu finden. Eng wird es über alle Unternehmen hinweg, Ingenieure zu finden.
FRIEDRICH
FRIEDRICH
FRIEDRICH
Beim Tag der offenen Tür haben Sie ja Gelegenheit, die Vorzüge des Chemparks zu demonstrieren.
FRIEDRICH
Genau darum geht es: den Menschen einen Blick hinter den Zaun zu gewähren, unsere hochwertige, zukunftsgerichtete Produktion vorzustellen, aber auch die Chancen, die unsere Unternehmen ihren Mitarbeitern bieten.
Das Gespräch führte Jürgen Grosche.