Rheinische Post Krefeld Kempen

„Man schätzt uns als gute Nachbarn“

Der Chempark bietet an seinen drei Standorten attraktive Arbeitsplä­tze; die ansässigen Unternehme­n stellen hochwertig­e Chemieprod­ukte her. Die Zusammenar­beit mit den Nachbarn läuft gut. Doch alle wissen: Um Akzeptanz muss geworben werden, und beide Seiten

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480 Hektar

1891

30.880* Welchen Stellenwer­t hat die Chemieprod­uktion der Chempark-Standorte?

Das zeigt die Statistik: 30 Prozent der deutschen Chemieprod­uktion wird in Nordrhein-Westfalen gefertigt, allein zehn Prozent in den Chempark-Standorten. Am Erfolg partizipie­ren nicht nur die Unternehme­n, die in den drei Standorten tätig sind, sondern zahlreiche Mittelstän­dler, Zulieferer und Dienstleis­ter.

Und natürlich die Menschen, die dort arbeiten …

An den drei Standorten erhalten die Mitarbeite­r der Unternehme­n eine Nettolohns­umme von insgesamt 1,3 Milliarden Euro im Jahr. Davon profitiere­n wiederum andere Wirtschaft­szweige: Die Menschen kaufen in der Region ein,

360 Hektar

1917

9370* besuchen Restaurant­s, bauen Häuser.

Sie weisen immer auf die Verbundstr­uktur des Chemparks hin als großes Plus für die Unternehme­n. Welche Vorteile bringt sie konkret?

Wir haben eine effiziente Netzwerkst­ruktur ausgebaut. Die Unternehme­n arbeiten stark vernetzt und in hohem gegenseiti­gen Nutzen zusammen und sparen damit Kosten.

LARS FRIEDRICH

FRIEDRICH

FRIEDRICH

Wie genau?

Nehmen wir ein Beispiel: In der Produktion­skette wird ein Restproduk­t des Betriebes A zum Vorprodukt von B. Zum Beispiel Salzsäure. Ohne den Verbund müsste A die Säure vielleicht sogar entsorgen, B sie selbst herstellen

260 Hektar

1877

7730* oder an einem anderen Standort erwerben. Im Chempark sparen die Unternehme­n auf diese Weise Transport- oder Entsorgung­skosten und können zusätzlich­e Einnahmen generieren. Insgesamt trägt ein solches integriert­es Nutzen des Verbundes zudem zum schonenden und effiziente­n Umgang mit Ressourcen bei.

Sie bündeln und vertreten ja auch die Bedürfniss­e der Unternehme­n in der Außendarst­ellung. Wie nimmt man das politische Umfeld wahr?

In der lokalen wie der Landespoli­tik ist das Bewusstsei­n vorhanden, dass die Industrie ein wesentlich­er Bestandtei­l der Wirtschaft ist und dass das produziere­nde Gewerbe eine tragende Säule für den Wohlstand des Landes darstellt. Die Politik hat Maßnahmen eingeleite­t, die dazu beitragen, Nordrhein-Westfalen konkurrenz­fähig zu halten. Vor allem bei den Genehmigun­gszeiten müssen wir gemeinsam schneller werden. Damit dies alles dauerhaft zum Tragen kommt, müssen die Behörden und auch die Industrie auf die Genehmigun­gsprozesse und Schnittste­lle der Partner schauen und entspreche­nde Abläufe und Strukturen dafür schaffen.

Wieso ist das so wichtig?

Wir stehen nicht nur mit Unternehme­n in Deutschlan­d im Wettbewerb. Gerade für uns am Rhein sehen wir auch die Konkurrenz in den Benelux-Ländern und Frankreich in unmittelba­rer Nähe. Wenn Unternehme­n Standorten­tscheidung­en treffen, spielt neben den wirtschaft­lichen Fragen – die Struktur muss hier passen – immer auch das Umfeld eine Rolle. Welcher ist der beste Standort? Diese Frage ist zentral, wenn es um die Schlie- ßung oder den Neuaufbau eines Betriebes geht.

Die Verkehrs-Infrastruk­tur ist ja ein Thema, das alle beschäftig­t. Wie sieht das für Sie aus?

Über die Probleme und Lösungsans­ätze im Straßennet­z brauchen wir hier nicht zu sprechen – die kennt jeder aus eigener Erfahrung und sind breit diskutiert. Für uns wichtig sind auch die Binnenschi­fffahrt und der Schienenve­rkehr. Langfristi­g ist eine Vertiefung der Fahrrinne im Rhein nötig, ebenso ein Ausbau der Bahnverbin­dungen zu den Überseehäf­en. Die Niederland­e haben hier ihre Hausaufgab­en gemacht, jetzt hängt es noch auf deutscher Seite, Stichwort: Eiserner Rhein. Die Signale, dass sich etwas tut, sind positiv, die Zusagen sind da. Wir müssen aber Resultate erkennen können. Wir wären in der Lage, mehr Verkehr auf Schiene und Schiff zu bringen, wenn dort mehr Kapazitäte­n angeboten würden.

FRIEDRICH

FRIEDRICH

FRIEDRICH

Industrie und insbesonde­re die Chemiebran­che muss ja immer wiederumAk­zeptanzkäm­pfen. Wie stellt sich die Lage aus Ihrer Sicht dar?

Wir sehen uns grundsätzl­ich akzeptiert. Die Menschen erkennen: Wir sind lernfähig, wir achten auf den Schutz der Menschen und Umwelt, und wir produziere­n sicher. Man schätzt uns als gute Nachbarn. Ein Beispiel: Bei Genehmigun­gsverfahre­n treten wir früh in den Dialog mit allen betroffene­n Gruppen und tun hier vieles über das in den Verfahren Vorgeschri­ebene hinaus, weil wir es als sinnvoll erachten.

Wie pflegen Sie den Kontakt zu Ihrem Umfeld?

Seit fünf Jahren bieten wir Gelegenhei­ten zum Dialog in unseren Nachbarsch­aftsbüros. Wir bringen uns auch aktiv in die Stadtgesel­lschaften ein, initiieren Aktivitäte­n. Unsere Kenntnisse, Netzwerke und Strukturen können wir oft hilfreich einsetzen, zum Beispiel in Krefeld ins Hilfsbündn­is Alaska (Alaska steht für Ausländer, Lesben & Schwule, Arme & Sozialschw­ache, Schul- & Studienabb­recher, Kranke & Behinderte und Alleinerzi­ehende). Wir freuen uns, wenn wir zu einem attraktive­n Umfeld beitragen können, in dem sich auch unsere Mitarbeite­r, die hier wohnen, wohlfühlen. Deswegen sind für uns auch gute Schul-, Kita- und Freizeitan­gebote wichtig.

Also alles gut?

Wie gesagt, wir haben eine gute Zusammenar­beit mit unseren Nachbarn. Aber es gilt für beide Seiten, dies zu pflegen. Gegner von Projekten sind in der Regel in der Minderzahl, aber sie verschaffe­n sich deutlich Gehör. Es wäre in solchen Fällen wichtig, wenn sich eine größere, zustimmend­e Mehrheit auch zu Wort melden würde und zur Meinungsbi­ldung beiträgt. Denn wenn Produktion und Arbeitsplä­tze woanders statt bei uns entstehen, wird auch die Wertschöpf­ung dort statt hier gehoben. Stichwort Mitarbeite­r: Wie steht es bei Ihnen um den Fachkräfte­mangel?

FRIEDRICH Vorneweg: In Krefeld und Dormagen sind wir der größte Ausbilder, in Leverkusen und Köln zählen wir zu den größten. Wir bieten hochwertig­e Ausbildung­en auf technisch aktuellem Stand an. Insgesamt absolviere­n derzeit an unseren drei Standorten über 2100 junge Menschen ihre Ausbildung. Ziel ist, unsere Unternehme­n mit eigenen Fachkräfte­n zu versorgen. Noch haben wir einen guten Zulauf. Aber wir hören von kleineren Partnerunt­ernehmen, dass es ihnen zunehmend schwerfäll­t, Nachwuchs zu finden. Eng wird es über alle Unternehme­n hinweg, Ingenieure zu finden.

FRIEDRICH

FRIEDRICH

FRIEDRICH

Beim Tag der offenen Tür haben Sie ja Gelegenhei­t, die Vorzüge des Chemparks zu demonstrie­ren.

FRIEDRICH

Genau darum geht es: den Menschen einen Blick hinter den Zaun zu gewähren, unsere hochwertig­e, zukunftsge­richtete Produktion vorzustell­en, aber auch die Chancen, die unsere Unternehme­n ihren Mitarbeite­rn bieten.

Das Gespräch führte Jürgen Grosche.

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FRIEDRICH
 ??  ?? Das produziere­nde Gewerbe stellt eine tragende Säule für den Wohlstand des Landes dar, betont Chempark-Leiter Lars Friedrich.
Das produziere­nde Gewerbe stellt eine tragende Säule für den Wohlstand des Landes dar, betont Chempark-Leiter Lars Friedrich.

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