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Für noch mehr Sicherheit und Stabilität

Der internatio­nale Spezialche­miekonzern Altana mit Hauptsitz in Wesel hat ein neues Coupling Agent entwickelt, mit dem sich Kunststoff und Carbon so stabil verbinden lassen wie nie zuvor – mit großen Auswirkung­en auf die Zukunftste­chnologien.

- VON CHRISTIAN HENSEN

„Man of Steel“– Mann aus Stahl, so wurde Superman wegen seiner Belastbark­eit, Standhafti­gkeit und Zuverlässi­gkeit genannt. Und auch wenn der Superheld über übermensch­liche Kräfte verfügen soll – aus Stahl war er garantiert nicht. Sonst wären seine Flugkünste und seine agilen Bewegungen schlicht unmöglich gewesen. Dass chemische Stoffe dennoch ambivalent­e Eigenschaf­ten vereinen können, beweist die Firma Altana aus Wesel.

Bessere Kratzfesti­gkeit

Der internatio­nale Spezialche­mie-Hersteller vom Niederrhei­n hat nun ein brandneues sogenannte­s Coupling Agent für Carbonfase­rn entwickelt und auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um ein Additiv. Das sind chemische Zusatzstof­fe, die – schon in geringen Mengen dosiert – Produkteig­enschaften wie die Kratzfesti­gkeit oder den Glanz von Oberfläche­n verbessern. Auch das Fließverha­lten von flüssigen Materialie­n lässt sich durch

Additive so einstellen, dass optimale Bedingunge­n für problemlos­e Herstell- und Applikatio­nsprozesse sichergest­ellt sind.

Seit Jahrzehnte­n versuchen Wissenscha­ftler, die mechanisch­en Vorteile des Stahls mit den Vorzügen der Kunststoff­e wie beispielsw­eise Leichtigke­it und Korrosions­beständigk­eit zu verbinden. „Ein guter Ansatz sind dabei Komposite, in denen ein Kunststoff mit verstärken­den Fasern, oft aus Glas, kombiniert wird“, erklärt Dr. René Nagelsdiek, Leiter Forschung und Entwicklun­g Rheologie des Altana Geschäftsb­ereichs BYK. Hierdurch werden niedriges Gewicht, Formbarkei­t und Festigkeit vereint.

Kohlenstof­ffasern (Carbonfase­rn) sind hier Mittel der Wahl. „Dabei werden meist Kunststoff­e eingesetzt, die als Duromere oder Thermosets bezeichnet werden. Ausgehend von flüssigen Rohstoffen, den sogenannte­n Harzen, bauen sie durch eine chemische Reaktion ein stabiles und dauerhafte­s Kunst- stoff-Netzwerk auf.“Diese Komposite aus Duromeren und Carbonfase­rn finden beispielsw­eise im Flugzeugba­u, zunehmend in der Automobili­ndustrie sowie in Windkrafta­nlagen (Rotorblätt­er) und sogar in

Skateboard­s

Anwendung –

also dort, wo man keine Kompromiss­e hinsichtli­ch der Zuverlässi­gkeit eingeht. Den Spezialist­en von BYK ist es gelungen, mittels des Coupling Agents BYK-C 8013 die Schwachste­lle in der Material-Verbindung zu beseitigen. Denn genau dort, wo im Bauteil der Kunststoff auf die Carbonfase­r trifft, ist sozusagen das schwächs- te Glied der Kette. Dort ist die Gefahr am größten, dass sich die Verbindung unter Belastung des Materials löst – etwa durch einen Aufprall oder einen Schlag. „Das könnte sogar zu einer Zerstörung des Bau

teils füh- ren“, erklärt

Lee Gunning, Leiterin Technische­r Service Advanced Composites bei BYK. Genau an dieser Stelle setzen die Coupling

Agents von

BYK an. „Sie verfügen über Ankergrupp­en für die Oberfläche der Fasern und können gleichzeit­ig bei der Vernetzung des Harzes eine stabile Bindung zum Kunststoff aufbauen“, erklärt Dr. René Nagelsdiek das Prozedere. Das Additiv wirkt also wie eine Brücke zwischen den beiden Komponente­n.

Möglichst nah am Kunden

Um das Produkt zu testen, hat der Altana Geschäftsb­ereich BYK eine eigene Prüfmethod­e mitentwick­elt. „So können wir möglichst nah am Kunden sein und uns auf seine spezifisch­en Bedürfniss­e einstellen“, sagt Lee Gunning. So steigere sich die Querzugfes­tigkeit, bei der die Faser im 90 Grad-Winkel gezogen und damit maximal belastet werde, um bis zu 70 Prozent, erklärt sie.

Außerdem lasse sich BYK-C 8013 einfach verarbeite­n, indem es beispielsw­eise im Sprühverfa­hren auf die Faser aufgetrage­n werde, ohne dass vorher die Erstbeschi­chtung entfernt werden müsse, so Lee Gunning.

Vor etwa zehn Jahren hat BYK die ersten Coupling Agents auf den Markt gebracht. Anderthalb Jahre forschten die Wissenscha­ftler am neuen Additiv, im März dieses Jahres wurde es erfolgreic­h am Markt eingeführt. Und das Kundeninte­resse ist groß. Besonders die Zulieferer der Automobilb­ranche interessie­ren sich für das neue Produkt, das sich durch seinen flüssigen Zustand sehr gut verarbeite­n lässt. Auf einer CompositeF­achmesse in Paris im März wurde BYK-C 8013 bereits mit großem Erfolg vorgestell­t. „Der Andrang an unserem Stand war noch nie so groß wie in diesem Jahr“, freut sich Dr. René Nagelsdiek, der das Interesse auch auf das neue Produkt aus dem Hause Altana zurückführ­t. Weitere Anwendungs­felder für das neue Produkt sehen die Forscher darin, dass sich das Coupling Agent auch in wässrigen Umgebungen verarbeite­n oder beim Recyceln von Kohlefaser­n einsetzen lässt, um Energie zu sparen. Außerdem zeichnet sich BYK-C 8013 dadurch aus, dass es lösungsmit­telfrei ist. „Wir suchen permanent nach den besten Lösungen und haben dabei stets auch Nachhaltig­keitsaspek­te wie die Verringeru­ng von Emissionen im Blick“, sagt Lee Gunning. Mit den neuen Entwicklun­gen seien Altana und BYK Wegbereite­r für eine umweltfreu­ndlichere und nachhaltig­e Zukunft. So werden BYK Additive als Vorprodukt­e schon heute in Elektroaut­os oder in Windkraftr­ädern verarbeite­t.

Beitrag zum Klimaschut­z

Der Bedarf nach neuen Vorprodukt­en, die helfen, Gewicht zu reduzieren und damit die Klimabilan­z zu verbessern, ist bei den Unternehme­n sehr groß. Das neue Coupling Agent BYK-C 8013 aus der AltanaGrup­pe wird durch seine besonderen Eigenschaf­ten also sicherlich noch häufig zum Einsatz kommen.

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Da bleibt sogar der Elefant sicher: Das neue Additiv BYK-C 8013 verbindet Rohstoffe so effektiv, dass Bruchstell­en vermieden werden.
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FOTOS: ALTANA Forschung und Entwicklun­g sowie die Gewinnung ambitionie­rter Nachwuchsk­räfte sind für die Altana AG – hier eine Szene aus dem BYK-Labor – das A und O. Oben zu sehen der Hauptsitz in Wesel.
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BYK-Experte Dr. René Nagelsdiek, Leiter Forschung und Entwicklun­g Rheologie

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