Rheinische Post Krefeld Kempen
Sicherheits-Spezialisten sind gefragt
Wenn irgendwo in Deutschland ein Gefahrguttransporter verunglückt oder eine Lagerhalle brennt, dann rufen die Feuerwehren gerne die Spezialisten des Werks-, Umwelt- und Brandschutzes der chemischen Industrie zu Hilfe.
(RPS) In der Chemieindustrie hat das Thema Sicherheit einen besonders hohen Stellenwert. Anforderungen, Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen werden ständig erweitert und an neue Erfordernisse angepasst. Dennoch kann es zu Unfällen kommen, im Werk, auf der Straße. Darauf sind die Werksfeuerwehren umfassend vorbereitet. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen teilen sie mit öffentlichen Feuerwehren. „Es ist die Aufgabe von Werk-, Umwelt- und Brandschutz, Schaden für Leib und Leben der Menschen sowie die Umwelt abzuwenden“, erklärt Chempark-Leiter Lars Friedrich. Als Spezialisten haben sie besondere Kompetenzen zum Beispiel beim Thema Gefahrgut, „diese Kompetenzen stellen sie auch den öffentlichen Wehren zur Verfügung“, sagt Friedrich. Die Einsatzkräfte werden zum Beispiel zur Fachberatung konsultiert, aber auch zu Unfällen und Einsätzen dazugerufen. „Bei komplexen Vorfällen sind die Kenntnisse der Spezialisten gefragt“, weiß Friedrich.
Die aktuelle Statistik des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) bestätigt dies. Die deutsche chemische Industrie hat 1982 das Netzwerk „Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem“(Tuis) ins Leben gerufen, in dem mittlerweile rund 130 Werk- feuerwehren und Spezialisten der chemischen Industrie mitarbeiten.
2017 leisteten die Tuis-Werkfeuerwehren bei Transportunfällen mit Chemikalien exakt 926-mal bundesweit freiwillige Hilfe. Das ist laut VCI ein Plus hervor. Peter Schäfer, Vorsitzender des Tuis-Arbeitskreises im VCI, betont: „Für die Chemie-Werkfeuerwehren ist es selbstverständlich, dass wir im Notfall unsere Expertise zur Verfügung stellen, sofort Informationen liefern und techni- sche Hilfe leisten. Das verstehen wir unter verantwortlichem Handeln.“
Vor allem die telefonischen Beratungen (Stufe 1) und die technische Hilfe (Stufe 3) legten 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu: Die Stufe-1- Einsätze stiegen von 554 Fällen 2016 auf 807 Fälle. 90-mal sind Werkfeuerwehrmänner 2017 mit ihrem Spezialgerät (Stufe
3) ausgerückt.
Das ist nahezu doppelt so häufig wie
2016 (46 Mal). Zurückgegangen sind dagegen die Beratungen vor Ort (Stufe 2): 2017 waren es 29, ein Jahr vorher 36 Fälle.
Die öffentlichen Helfer fragten besonders bei Vorfällen in Lägern und in Anlagen nach telefonischem Rat oder forderten technische Hilfe an. Das betraf rund die Hälfte der Einsätze. Bei etwa einem Drittel der Stufe-1- und Stufe-3-Einsätze ging es um Transportunfälle auf Straßen. Bei der Fachberatung vor Ort (Stufe 2) dominierten mit 45 Prozent ebenfalls Lager und Anlagen.
In 31 Fällen unterstützten Tuis -Fachleute tatkräftig Feuerwehren und Polizei im Ausland. Ein Einsatz führte die Spezialisten der ChemieWerkfeuerwehren beispielsweise bis ins ungarische Tuzser an der Grenze zur Ukraine. Dort füllten die Werkfeuerwehrmänner ein unter Druck verflüssigtes Gas um. Dabei nutzten sie ein speziell entwickeltes Notumschlagsystem. Der Einsatz dauerte insgesamt fünf Tage.
Die Spezialisten leisten ihre fachliche Hilfe rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr. Berufsund Freiwillige Feuerwehren, Polizei oder andere Katastrophenschutzhelfer sowie die Deutsche Bahn können bei den Tuis-Werkfeuerwehren kostenlos telefonische Beratung, Fachleute vor Ort und technische Hilfe anfordern.
2017 leisteten die Tuis-Werkfeuerwehren 926-mal
bundesweit freiwillige Hilfe