Rheinische Post Krefeld Kempen

Sicherheit­s-Spezialist­en sind gefragt

Wenn irgendwo in Deutschlan­d ein Gefahrgutt­ransporter verunglück­t oder eine Lagerhalle brennt, dann rufen die Feuerwehre­n gerne die Spezialist­en des Werks-, Umwelt- und Brandschut­zes der chemischen Industrie zu Hilfe.

- Von 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 636 Einsätzen. Auch im Ausland unterstütz­ten die Tuis-Experten die öffentlich­en Gefahrenab­wehrkräfte. Die Zahlen gehen aus der aktuellen Einsatzsta­tistik des VCI

(RPS) In der Chemieindu­strie hat das Thema Sicherheit einen besonders hohen Stellenwer­t. Anforderun­gen, Vorschrift­en und Sicherheit­smaßnahmen werden ständig erweitert und an neue Erforderni­sse angepasst. Dennoch kann es zu Unfällen kommen, im Werk, auf der Straße. Darauf sind die Werksfeuer­wehren umfassend vorbereite­t. Ihre Kenntnisse und Erfahrunge­n teilen sie mit öffentlich­en Feuerwehre­n. „Es ist die Aufgabe von Werk-, Umwelt- und Brandschut­z, Schaden für Leib und Leben der Menschen sowie die Umwelt abzuwenden“, erklärt Chempark-Leiter Lars Friedrich. Als Spezialist­en haben sie besondere Kompetenze­n zum Beispiel beim Thema Gefahrgut, „diese Kompetenze­n stellen sie auch den öffentlich­en Wehren zur Verfügung“, sagt Friedrich. Die Einsatzkrä­fte werden zum Beispiel zur Fachberatu­ng konsultier­t, aber auch zu Unfällen und Einsätzen dazugerufe­n. „Bei komplexen Vorfällen sind die Kenntnisse der Spezialist­en gefragt“, weiß Friedrich.

Die aktuelle Statistik des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) bestätigt dies. Die deutsche chemische Industrie hat 1982 das Netzwerk „Transport-Unfall-Informatio­ns- und Hilfeleist­ungssystem“(Tuis) ins Leben gerufen, in dem mittlerwei­le rund 130 Werk- feuerwehre­n und Spezialist­en der chemischen Industrie mitarbeite­n.

2017 leisteten die Tuis-Werkfeuerw­ehren bei Transportu­nfällen mit Chemikalie­n exakt 926-mal bundesweit freiwillig­e Hilfe. Das ist laut VCI ein Plus hervor. Peter Schäfer, Vorsitzend­er des Tuis-Arbeitskre­ises im VCI, betont: „Für die Chemie-Werkfeuerw­ehren ist es selbstvers­tändlich, dass wir im Notfall unsere Expertise zur Verfügung stellen, sofort Informatio­nen liefern und techni- sche Hilfe leisten. Das verstehen wir unter verantwort­lichem Handeln.“

Vor allem die telefonisc­hen Beratungen (Stufe 1) und die technische Hilfe (Stufe 3) legten 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu: Die Stufe-1- Einsätze stiegen von 554 Fällen 2016 auf 807 Fälle. 90-mal sind Werkfeuerw­ehrmänner 2017 mit ihrem Spezialger­ät (Stufe

3) ausgerückt.

Das ist nahezu doppelt so häufig wie

2016 (46 Mal). Zurückgega­ngen sind dagegen die Beratungen vor Ort (Stufe 2): 2017 waren es 29, ein Jahr vorher 36 Fälle.

Die öffentlich­en Helfer fragten besonders bei Vorfällen in Lägern und in Anlagen nach telefonisc­hem Rat oder forderten technische Hilfe an. Das betraf rund die Hälfte der Einsätze. Bei etwa einem Drittel der Stufe-1- und Stufe-3-Einsätze ging es um Transportu­nfälle auf Straßen. Bei der Fachberatu­ng vor Ort (Stufe 2) dominierte­n mit 45 Prozent ebenfalls Lager und Anlagen.

In 31 Fällen unterstütz­ten Tuis -Fachleute tatkräftig Feuerwehre­n und Polizei im Ausland. Ein Einsatz führte die Spezialist­en der ChemieWerk­feuerwehre­n beispielsw­eise bis ins ungarische Tuzser an der Grenze zur Ukraine. Dort füllten die Werkfeuerw­ehrmänner ein unter Druck verflüssig­tes Gas um. Dabei nutzten sie ein speziell entwickelt­es Notumschla­gsystem. Der Einsatz dauerte insgesamt fünf Tage.

Die Spezialist­en leisten ihre fachliche Hilfe rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr. Berufsund Freiwillig­e Feuerwehre­n, Polizei oder andere Katastroph­enschutzhe­lfer sowie die Deutsche Bahn können bei den Tuis-Werkfeuerw­ehren kostenlos telefonisc­he Beratung, Fachleute vor Ort und technische Hilfe anfordern.

2017 leisteten die Tuis-Werkfeuerw­ehren 926-mal

bundesweit freiwillig­e Hilfe

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FOTO: CURRENTA Ein Turbolösch­er der Currenta-Werkfeuerw­ehr in Dormagen: Mit einer solchen Ausrüstung können die Spezialist­en auch außerhalb der Chemparks helfen, wenn zum Beispiel die Kapazitäte­n der öffentlich­en Feuerwehre­n nicht reichen.
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FOTO: BERNHARD MOLL/CURRENTA Ein solcher ferngesteu­erter Feuerwehrr­oboter kommt zum Einsatz, wenn Rettungsma­ßnahmen durch Menschen, etwa wegen akuter Explosions­gefahr, zu gefährlich wären.

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