Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Ökonomie der Putzfrau

Eine Haushaltsh­ilfe zu finden ist nicht schwer, doch auf Steuerkart­e will kaum jemand arbeiten. Das kann sich rächen.

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Im zweiten Semester lernt jeder Ökonomie-Student die Theorie der komparativ­en Vorteile: Danach soll sich jeder darauf konzentrie­ren, was er am besten kann. Das gilt für Länder wie für Arbeitskrä­fte. Wenn einer Spitzen-Geiger und Spitzen-Zahnarzt ist, sollte er das machen, was er relativ am besten kann: musizieren oder Zähne ziehen – und die andere Dienstleis­tung im Tausch erwerben, auch wenn er beides besser kann als sein Tauschpart­ner. Folglich suchen viele Berufstäti­ge eine Putzfrau oder einen Putzmann. Eine Haushaltsh­ilfe zu finden, ist nicht mal schwer. Doch wer seine Hilfe legal anstellen will, erlebt die tollsten Dinge. Viele wollen nur schwarz arbeiten und legen beim ersten Telefonkon­takt gleich auf, wenn die Frage nach der Steuerkart­e kommt.

Das ist aus Sicht der Putzkräfte kurzsichti­g. Die Schwarzarb­ei- ter von heute sind die Altersarme­n von morgen. Wer heute nicht in die Rentenkass­e einzahlt, bekommt morgen auch nichts aus ihr heraus. Dabei gibt es gute Wege, um legal in Haushalt oder Garten zu arbeiten: Wenn die Putzfrau sich selbststän­dig macht, kann sie Rechnungen schreiben. Der Arbeitgebe­r muss dann zwar die Umsatzsteu­er tragen, doch sollte ihm das die legale Hilfe wert sein. Oder die Putzfrau wird auf Minijob-Basis eingestell­t, was vom Arbeitgebe­r nur das Ausfüllen eines Haushaltss­checks und die Zahlung einer Pauschalst­euer verlangt. Dumm nur, dass keiner mit Minijobs mehr als 450 Euro verdienen darf und Teilzeit-Beschäftig­te ohnehin nur einen Minjob nebenbei haben dürfen. Ist die Putzhilfe arbeitslos, drohen ihr zudem Kürzungen der Unterstütz­ung und Arbeitsamt­s-Bürokratie.

Da bleibt für rechtstreu­e Bürger nur eins: selbst putzen und die Theorie der komparativ­en Vorteile vergessen – oder einen Saugrobote­r anschaffen. Der schafft das Gröbste weg und macht keinen Ärger beim Finanzamt.

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