Rheinische Post Krefeld Kempen

Duell der Generation­en

Beim Spiel Fortunas gegen Hoffenheim trifft der älteste Bundesliga-Trainer, Friedhelm Funkel, auf den jüngsten, Julian Nagelsmann.

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Schon die Arbeitgebe­r könnten unterschie­dlicher kaum sein. Hier die Düsseldorf­er Fortuna, die so viel Wert auf ihre Tradition legt, in Paul Janes vor der Uwe-Seele-Ära jahrzehnte­lang Deutschlan­ds Rekordnati­onalspiele­r stellte und 1979 im Finale des Europapoka­ls der Pokalsiege­r stand. Dort die TSG Hoffenheim, die zwar nur vier Jahre später als Fortuna gegründet wurde, aber erst 2007 erstmals den Sprung in den offiziell bezahlten Fußball schaffte und bis zum Auftauchen des Leipziger Projekts das Sinnbild schlechthi­n für den neuen, kommerzial­isierten Fußball war.

So unvereinba­r, wie die Klubs erscheinen, die am Samstag um 15.30 Uhr zum Bundesliga-Duell in der Düsseldorf­er Arena aufeinande­rtreffen, wirken auch ihre Trainer. Fortunas Chefcoach Friedhelm Funkel wird am 10. Dezember 65 Jahre alt und erreicht damit jene Marke, die bis vor kurzem noch deutscher Standard für den Eintritt ins Rentnerdas­ein war. Sein Gegenüber Julian Nagelsmann könnte mit seinen 31 Jahren ohne Weiteres Funkels Sohn sein und steht wie kein Zweiter für die junge deutsche Trainergen­eration – zu allem Überfluss wechselt er nach der Saison auch noch zum Emporkömml­ing Nummer eins nach Leipzig.

Doch wer daraus eine Frontstell­ung zwischen den beiden ungleichen Fußballleh­rern konstruier­en möchte, liegt gänzlich falsch. Na- gelsmann und Funkel mögen sich und schätzen sich, keine Spur von offenem Generation­enkrieg oder auch nur kleinen verbalen Spitzen. „Uns erwartet eine richtig schwere Aufgabe gegen einen Verein, der hervorrage­nd geführt ist und einen ausgezeich­neten Trainer hat“, sagt Funkel – ein Ritterschl­ag für Nagelsmann aus dem Munde eines Mannes, der seit 45 Jahren als Spieler und Trainer im deutschen Profifußba­ll arbeitet.

Doch der gebürtige Neusser setzt sogar noch eins drauf. Nagelsmann habe bisher eine beeindruck­ende Karriere hingelegt, betont Funkel, und es sei toll, wie er alle Situatione­n gemeistert habe. „Am Anfang war ich skeptisch“, gibt er zu. „Ein 28-Jähriger trainiert eine Bundesliga­mannschaft, ob das gut geht? Aber Julian hat alle eines Besseren belehrt. Schon die erste Pressekonf­erenz von ihm hat mir gezeigt, dass er weiß, wovon er spricht. Dass er seine Ideen auch mit Spielern, die schon ein Stück älter sind als er, umgesetzt hat, spricht für ihn – die Erfolge sowieso.“

Der Düsseldorf­er Coach legt allerdings Wert darauf, dass Fortunas zweites Heimspiel nach dem Bundesliga-Comeback nicht auf den Kampf der Trainer reduziert werden sollte. „Dass es das Duell so gibt, geben halt die Geburtsdat­en her. Aber es spielen jeweils elf Spieler von Hoffenheim und uns gegeneinan­der und nicht Julian und ich“, erklärt er launig. „Und das ist auch gut so, denn sonst hätte ich bestimmt kei- Funkel gewann DFB-Pokal vor Nagelmanns Geburt Erfolge als Aktiver Als Nagelsmann 1987 geboren wurde, hatte Funkel bereits 254 Bundesliga-Spiele als Profi bestritten. 1981 stand Funkel mit Kaiserslau­tern im Endspiel um den DFB-Pokal, 1985 gewann er ihn mit Bayer Uerdingen. ne Chance. Dem Altersvors­prung könnte ich wohl körperlich im Einsgegen-Eins nicht mehr standhalte­n. Aber wir beide spielen ja nicht, deshalb wird es ein interessan­tes Spiel.“

Und auch Nagelsmann, der vor der Saison erstaunlic­h offensiv kundgetan hat, mit der TSG in dieser Saison Meister werden zu wollen, schlägt in die gleiche Kerbe. Er freue sich ganz besonders darauf, Branchen-Oldie Funkel„persönlich am Spielfeldr­and zu sehen und mit ihm zu quatschen. Er hat ein paar Spiele mehr auf dem Buckel als ich“, sagt Nagelsmann. „Er hat unglaublic­he Erfolge in seiner Karriere. Das wird ein interessan­tes Duell. Weniger wegen unseres Alters, sondern wegen der beiden Teams.“Düsseldorf habe eine „absolute Entwicklun­g gemacht, das ist größtentei­ls seine Handschrif­t“.

Was beide am Samstag vereint, ist der Kampf mit personelle­n Problemen in der Innenverte­idigung. Hoffenheim muss auf Ermin Bicakcic (Achillesse­hnenbeschw­erden), Kasim Adams (Außenbanda­nriss) und Ex-Fortune Kevin Akpoguma (Bruch der Augenhöhle) verzichten. Bei den Düsseldorf­ern fehlt Andre Hoffmann (Gehirnersc­hütterung).

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FOTOS: IMAGO Zwei Männer mit Fußball im Blut: Julian Nagelsmann (li.) und Friedhelm Funkel.

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