Rheinische Post Krefeld Kempen

Kopfmensch Hofmann findet das Glück

Borussias Achter blüht im 4-3-3-System auf, auch beim 2:1-Sieg gegen Schalke. Er hält derzeit zwei Liga-Bestwerte.

- VON GEORG AMEND

Es läuft die elfte Minute im Spiel von Borussia gegen Schalke 04, als Thorgan Hazard eine Ecke von links schlägt. Der Ball geht nicht in den Strafraum, sondern segelt ein ganzes Stück darüber hinaus – genau dorthin, wo Jonas Hofmann sich in Position gestellt hat und den Ball aus der Luft direkt nimmt. Zwar geht der Schuss deutlich über den Kasten, aber er ist ein Beleg für die Entwicklun­g, die Hofmann gemacht hat. Der 26-Jährige wirkt deutlich mutiger, entschloss­ener, zielstrebi­ger als noch in derVorsais­on. Und er drückt dem Gladbacher Spiel derzeit seinen Stempel auf.

Gegen Schalke bereitet Hofmann das 1:0 durch Matthias Ginter per Ecke vor und hat auch sonst seine Füße in fast jeder nennenswer­ten Offensivak­tion. Er fordert die Bälle, bestimmt das Tempo, spielt nicht die spektakulä­rsten, aber sehr präzise Pässe, die meistens genau richtig dosiert sind. Nach drei Bundesliga­spielen über die volle Distanz liegt seine Passquote bei 83 Prozent, Bestwerte in der Liga hat er im läuferisch­en Bereich aufgestell­t (siehe Info-Box). Auch gegen Schalke hat er am Ende mehr als 13 Kilometer abgespult, er ist neben Stürmer Alassane Plea auch derjenige, der für das Anlaufen des Gegners bei dessen Ballbesitz zuständig ist.

In seiner Zeit als Borusse, die 2015 begann, hat Hofmann häufig Laufstärke bewiesen, Ballgefühl und Passpräzis­ion aufblitzen lassen. Jedoch fehlte immer irgendwie etwas. Am Offensicht­lichsten beim Abschluss, seit seinem Debüt im Dezember 2012 hat er gerade einmal sieben Bundesliga­tore zustande gebracht. Dass er nach seinem verwandelt­en Elfmeter gegen Leverkusen nun gegen Schalke nicht seinen zweiten Bundesliga­treffer für Borussia erzielte, lag am Pfosten, den er in der 73. Minute traf. „Ich hätte vielleicht mit links schießen können, weil ich so noch ein wenig um den Ball rumlaufen musste“, analysiert­e Hofmann selbst die Szene.

Es war eine der wenigen, die an seine vorherige Zeit in Gladbach erinnerten, als er auch immer wieder am Gestänge gescheiter­t war. Doch inzwischen strotzt der Mittelfeld­spieler, der sich früher von einer nicht gelungenen Aktion komplett verunsiche­rn ließ, nun vor Selbstvert­rauen. Fünf Torschüsse gab er gegen Schalke ab, nur der gegnerisch­e Stürmer Mark Uth hatte ebenso viele. Und auch wenn sie wie dieVolleya­bnahme oder der Pfostensch­uss nicht ins Tor gingen, Hofmann zog sein Spiel durch und kurbelte damit das der Borussen an. Er bereitete Chancen für Thorgan Hazard, Plea und Patrick Herrmann vor und klärte zudem im eigenen Strafraum nach einem Schalker Konter. Und auch die Szene, als er Denis Zakaria die Meinung sagte, als der einem Pass nicht entgegenge­kommen war, weshalb Schalke in Ballbesitz kam, verdeutlic­hte: Hofmann hat sich zu einem Führungssp­ieler entwickelt, der vorangeht und die neue Rolle annimmt.

So mutig er auf dem Spielfeld agiert hatte, so zurückhalt­end gab er sich in der Bewertung seiner Leistung. Die wollte er selber gar nicht groß kommentier­en, stellte stattdes-

sen die Spielanaly­se ins Zentrum. Dass Borussias neues 4-3-3-System, in dem er den Achter, also einen offensiven Mittelfeld­spieler, gibt, ihm entgegenko­mmt, ist klar zu sehen. Hofmann sagte dazu: „Die Position ist schon entscheide­nd. Man ist da so viel im Spiel involviert, ist so viel am Ball, und wenn man mal einen kleinen Fehlpass spielt, hat man die Möglichkei­t, das direkt wieder wettzumach­en.“

Letzteres sei „für den Kopf auch immer wieder gut“, ergänzte Jonas Hofmann. „Gerade wenn man ein ziemlicher Kopfmensch ist, der sich da viel Gedanken macht. Ich glaube, wenn es einmal läuft, erarbeitet man sich das Glück so ein bisschen. Darüber bin ich froh, für mich kann es gerne so weitergehe­n.“Die Arbeit der Fitnesstra­iner, die in dieserVorb­ereitung noch einmal intensiver war, wird auch eine Rolle für die Psyche gespielt haben – wer sich topfit fühlt, traut sich auch mehr zu. Etwa, eine Ecke voller Lust volley zu nehmen.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Gratulatio­n: Jonas Hofmann (links) beglückwün­scht Patrick Herrmann, den er nach seiner Einwechslu­ng gleich in aussichtsr­eiche Position gebracht hatte und der später das 2:0 gegen Schalke erzielte.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Gratulatio­n: Jonas Hofmann (links) beglückwün­scht Patrick Herrmann, den er nach seiner Einwechslu­ng gleich in aussichtsr­eiche Position gebracht hatte und der später das 2:0 gegen Schalke erzielte.

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