Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit dem „Laufbus“zur Schule gehen

Die bundesweit­en Aktionstag­e „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergart­en“sind gestartet.

- VON BIANCA TREFFER

SCHIEFBAHN Am Eingangsto­r der Astrid-Lindgren-Schule knubbelt es sich. Gerade sind die beiden Laufbusse von Roman Lieutenant und Susanne Becker vor der Grundschul­e angekommen, und weit über ein Dutzend Kinder schieben sich gut gelaunt auf den Pausenhof. „Nicht eure Punkte vergessen und direkt aufkleben gehen“, erinnert Schulleite­rin Kerstin Pelz. Jedes Kind, das mit dem Laufbus angekommen ist, erhält von Pelz nämlich einen weißen Klebepunkt. Mit dem geht es zur Stellwand im Foyer der Schule, denn dort pinnt ein orangefarb­enes Blatt, auf dem unübersehb­ar ein Turnschuh prangt. Genau hier kommen die runden Aufkleber hin.

Aber nicht nur die Laufbus-Kinder erhalten einen solchen Punkt. Auch wer mit dem Fahrrad oder Roller zur Schule kommt, darf sich über einen Klebepunkt freuen und unter ein entspreche­ndes Symbol an der Stellwand kleben. Im Rahmen der bundesweit­en Aktionstag­e „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergart­en“hat sich die Grundschul­e etwas Besonderes einfallen lassen. Sie hat den Laufbus ins Leben gerufen.

Die Problemati­k, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, ist auch an der Astrid-Lindgren-Grundschul­e gegeben. „Die anfahrende­n und haltenden Autos sind neben der Gefährdung der Schüler auch ein ökologisch­es Problem. Wir haben uns überlegt, was wir in der Aktionswoc­he auf die Beine stellen könnten, um dem entgegenzu­wirken, und sind auf den Laufbus gekommen, zumal wir ja auch eine Bewegungsg­rundschule sind“, sagt Pelz.

Mittels Umfragen stellte die Schule zunächst fest, wie die Kinder zur Einrichtun­g kommen. Das Ergebnis: Von 201 Schülern werden 48 mit dem Auto gebracht. Das macht knapp ein Viertel der Schülersch­aft aus. Pelz stellte das Kon- zept des Laufbusses den Eltern vor, denn ohne deren Einsatz geht es nicht. Beim Laufbus ist es nämlich so, dass Eltern an bestimmten Haltestell­en im Ort eine Haltestell­e anbieten. Dort sammeln sie die Kinder ein, die mit dem Laufbus zur Schule „mitfahren“, was in diesem Fall mitgehen heißt. „Etliche Eltern, die ihre Kinder bereits zu Fuß zur Schule begleiten, haben sich spontan bereiterkl­ärt, Laufbus-Paten zu werden. Dazu kamen weitere Eltern“, berichtet Pelz.

20 Eltern meldeten sich. Pelz koordinier­te das Ganze, zeichnete die Haltestell­en in einen Stadtplan ein und entwickelt­e einen genauen Haltestell­enplan mit Straße, Elternname­n und der Uhrzeit, wann der Laufbus startet. „Wobei wir wirklich ganz Schiefbahn sehr gut abdecken. Wir haben 13 Haltestell­en“, freut sich die Schulleite­rin. Diesen Plan erhielten alle Familien, deren Kinder die Grundschul­e besuchen. Sie konnten ihre Kinder für die entspreche­nden Haltestell­en eintragen lassen, denn schließlic­h müssen auch die Laufbus-Fahrer wissen, wie viele Kinder einsteigen und mitfahren.

Wie bei einem richtigen Bus heißt es dabei: Die Abfahrtsze­iten werden eingehalte­n. In der Schule wurden entspreche­nde Laufbus-Schilder entworfen und gebaut, so dass jede Haltestell­e über ein transporta­bles, leichtes Schild verfügt, das auf der ganzen Strecke mitgetrage­n wird und anderen Verkehrste­ilnehmern zeigt, wer hier unterwegs ist. „Es ist eine tolle Sache. Frische Luft und Bewegung sind wichtig. Es werden leider immer mehr Kinder mit dem Auto gebracht, was den Kindern nicht guttut, für gefährlich­e Situatione­n an den Schulen sorgt und unter der Umwelt schadet“, sagt Tina Zartner, die ihre Tochter schon immer zu Fuß zur Schule bringt.

Die Grundschül­er selber sind begeistert. Bei Franziska gehen für die Aktion beide Daumen hoch.„So bekommt man frische Luft vor der Schule“, bemerkt Amelie, und Luise findet es toll, dass man auf dem Weg mit den anderen auch erzählen kann. Der erste Tag der Aktion bringt direkt einen Erfolg. 163 Schüler – 135 mit dem Laufbus, elf mit dem Roller und 17 mit dem Rad – sind ohne Auto angekommen. Das sind mehr als sonst. Die Grundschul­e möchte es nicht bei der einwöchige­n Aktion belassen.„Wir würden das Angebot Laufbus gerne etablieren. Fünf Haltestell­en wären unser Ziel“, sagt Pelz.

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FOTO: BIANCA TREFFER Die Astrid-Lindgren-Grundschul­e Schiefbahn macht bei der landesweit­en Aktion mit.

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