Rheinische Post Krefeld Kempen

Koalition hält an Maaßen fest

Seehofer will den Verfassung­sschutzche­f in sein Ressort als Berater holen. Nahles muss sich dem SPD-Parteivors­tand stellen. Die Wahl des Unionsfrak­tionschefs wird zum Test für Merkel.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Wenige Wochen vor den Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen haben sich Union und SPD im Bund auf eine Lösung im Fall Maaßen geeinigt. Der umstritten­e Verfassung­sschutz-Chef Hans-Georg Maaßen wird Sonderbera­ter im Bundesinne­nministeri­um. Er werde im Rang eines Abteilungs­leiters für europäisch­e und internatio­nale Aufgaben zuständig sein, teilte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) nach einem Spitzentre­ffen der Koalition am Sonntagabe­nd in Berlin mit. Seine Besoldung bleibe unveränder­t. Der CSU-Chef hatte sich zuvor zuversicht­lich gezeigt, dass der Streit um Maaßen langfristi­g beigelegt werde. Man sei auf einem gutenWeg, hatte er der„Süddeutsch­en Zeitung“gesagt.

Die zunächst beabsichti­gte Beförderun­g von Maaßen zum Staatssekr­etär mit deutlich höheren Bezügen war heftig kritisiert worden. Nicht nur in der SPD von Parteichef­in Andrea Nahles rumort es deswegen, auch in der CDU gingen dem Vernehmen nach wütende Reaktionen von Mitglieder­n und Bürgern ein. Für Maaßen sollte ursprüngli­ch Bau-Staatssekr­etär Gunther Adler (SPD) weichen, der nach der Einigung im Kanzleramt nun auf seinem Posten verbleibt.

CDU-Chefin und Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte eine neue Entscheidu­ng am Wochenende angekündig­t. Die dreiVorsit­zenden der Regierungs­parteien hätten viel telefonier­t, verlautete aus Kreisen der Koalitions­partner. Seehofer hatte erklärt, mit ihm werde es kein drittes Spitzentre­ffen zu dem Fall ohne ein vorheriges Lösungssze­nario geben. Der SPD warf Seehofer eine Kampagne gegen Maaßen vor. „Ich habe eine Fürsorgepf­licht für meine Mitarbeite­r und entlasse sie nicht, weil die politische und öffentlich­e Stimmung gegen sie ist.“Maaßen war mit irritieren­den Äußerungen zu den rechtsextr­emen Vorfällen in Chemnitz auf Distanz zu Merkels Einschätzu­ng der Lage gegangen. Im Gegensatz zu ihr sah er keine Anhaltspun­kte für Hetzjagden auf Ausländer.

Nahles betonte in der „Bild am Sonntag“: „Es muss eine Lösung geben, die nicht das Gerechtigk­eitsempfin­den der Menschen verletzt.“Die Regierung werde nicht an Maaßen scheitern. Wenn aber gegenseiti­ges Vertrauen und Verlässlic­hkeit nicht mehr gegeben sei, „scheitert die Regierung“. Nahles hatte am Freitag eine Revision der ursprüngli­chen Entscheidu­ng verlangt. Am Montag muss sich Nahles dem SPD-Vorstand und der SPD-Bundestags­fraktion stellen.

CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r schrieb in der Nacht zum Samstag ihren zweiten Brandbrief an die Parteimitg­lieder in drei Tagen in der Causa Maaßen. Die neuerliche Kompromiss­suche sollte genutzt werden, „um zu klären, ob sich alle Koalitions­parteien weiter hinter dem gemeinsame­n Auftrag versammeln können“, erklärte Kramp-Karrenbaue­r. Am Dienstag kommt es in der Unionsfrak­tion zu einem Test, inwieweit Merkel noch die volle Unterstütz­ung der CDU- und CSU-Abgeordnet­en hat. Bei der Wahl des Fraktionsv­orsitzende­n kommt es erstmals zu einer Kampfkandi­datur. Ralph Brinkhaus tritt gegen Merkels Favoriten Volker Kauder (beide CDU) an. Brinkhaus wird inzwischen ein Achtungser­gebnis zugetraut. (mit dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany