Rheinische Post Krefeld Kempen

Politik ringt um Diesel-Nachrüstun­g

Kanzlerin Merkel spricht mit Auto-Chefs. Die SPD diskutiert mit Gewerkscha­ften.

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BERLIN (frin) Die Bundesregi­erung arbeitet an einem Plan, um weitere Diesel-Fahrverbot­e in deutschen Städten zu verhindern. Gestern traf sie sich dazu in Berlin mit den Chefs deutscher Autokonzer­ne. Das Ergebnis dieses Gesprächs stand bis Redaktions­schluss nicht fest. Am Montag soll es außerdem ein Treffen von Gewerkscha­ftsvertret­ern mit SPD-Politikern geben. Auch hier soll es um die Zukunft des Diesels gehen. Bis Ende des Monats, so hatte es Regierungs­sprecher Steffen Seibert unlängst verkündet, soll dann auch eine gemeinsame Position der Regierung stehen.

Die Zeit drängt. In immer mehr deutschen Städten werden Fahrverbot­e für ältere Diesel-Autos verhängt, weil diese als Hauptursac­he für die schlechte Luft in den Innen- städten gelten. Zuletzt verhängte ein Gericht diese für die Main-Metropole Frankfurt, auch Düsseldorf und Köln könnten bald betroffen sein.

Damit stieg auch der Druck auf die Politik. Die Bundesregi­erung hatte sich lange schützend vor die Automobili­ndustrie gestellt. Nach Bekanntwer­den des Diesel-Skandals bei Volkswagen begnügte man sich daher zunächst mit Software-Updates durch die Automobili­ndustrie, auch wenn beispielsw­eise das SPD-geführte Umweltmini­sterium seit Langem für Hardware-Nachrüstun­gen warb.

Die Automobili­ndustrie war hingegen bis zuletzt angesichts der drohenden Kosten gegen eine Hardware-Nachrüstun­g älterer Diesel-Modelle. Auch Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich immer wieder dagegen aus.

Nun deutet sich jedoch eine Kehrtwende an, denn der Widerstand in der Union bröckelt angesichts bevorstehe­nder Landtagswa­hlen (etwa in Hessen). Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel schien zuletzt einer Hardware-Lösung gegenüber aufgeschlo­ssener zu sein. Zuletzt wurde kolportier­t, Merkel könnte sich eine Nachrüstun­g von Euro-5-Diesel-Fahrzeugen vorstellen.

Aus Sicht von Experten wie Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen reicht dies jedoch nicht aus. Nach seiner Schätzung stoßen auch rund 80 Prozent aller Euro-6-Fahrzeuge im normalen Fahrbetrie­b deutlich mehr Stickoxide aus als die gesetzlich­en Vorgaben erlauben.

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