Rheinische Post Krefeld Kempen
Gladbach will das dritte Trauma besiegen
MÖNCHENGLADBACH Es ist auf den Tag genau acht Monate her. Borussia Mönchengladbach trat bei Eintracht Frankfurt an und konnte im Falle eines Erfolgs bei den Hessen Platz zwei erobern, zumindest über Nacht. Es wäre nebenbei ein symbolischer Akt gewesen, das Zeichen: Gladbach greift oben an. Es gab aber ein 0:2, es folgten drei weitere Niederlagen ohne eigenen Treffer, und statt um Europa mitzuspielen, fand sich Gladbach im Mittelmaß wieder. Es war die Phase, als die Saison zu der wurde, über die Manager Max Eberl und Trainer Dieter Hecking rückblickend sagten: „Es war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.“
Noch schicksalhafter war es, als sich Borussia fast auf den Tag genau vor 17 Monaten mit der Eintracht um den Einzug ins DFB-Pokalfinale stritt und im Elfmeterschießen im eigenen Stadion verlor. „Rückblickend kann man vielleicht sagen, dass wir und auch unsere Fans etwas gebraucht haben, diese Halbfinal-Niederlage und das unglückliche Aus vorher in der Europa League gegen Schalke aus den Kleidern zu schütteln“, sagte Eberl später im Interview mit unserer Redaktion.
Schalke gehörte in den vergangenen beiden Spielzeiten ebenfalls zu den Negativ-Erlebnissen der Borussen, und auch Bayer Leverkusen, gegen das es in der Spielzeit zuvor drei Niederlagen gab. Mit beiden Geschichten hat die Borussia in dieser Saison ihren Frieden gemacht, Bayer (2:0) und Schalke (2:1) wurden in den ersten beiden Heimspielen besiegt. Nun soll das Eintracht-Trauma aufgearbeitet werden. Gegen Leverkusen und Schalke tat Borussia das mit viel Elan und Spielfreude, beide Siege waren verdient. Doch Vorsicht ist geboten. Gerade auswärts ist die Eintracht mit dem neuen Trainer Adi Hütter gefährlich. Ihren einzigen Bundesliga-Sieg dieser Saison fuhr sie in Freiburg (2:0) ein, zudem gab es das 2:1 in der Europa League in Marseille. Entsprechend warnt Hecking davor, Frankfurt zu unterschätzen.
Dass die Fans wie einst beim Halbfinale protestieren – damals wegen einer zerstörten Choreografie, nun wegen der Kommerzialisierung im Fußball –, und sie das Team in den ersten 20 Minuten nicht un- terstützen werden, soll nicht zu einerWiederholung der Frankfurt-Geschichte führen. „Es ist schade, aber die Fans möchten mit dem Protest auf friedliche Weise etwas zum Ausdruck bringen und ihre Kritik anbringen. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Hecking. Er hofft, dass sein Team dennoch den „Funken überspringen“lässt und die Trauma-Bewältigung, Teil drei, zu einem psychologisch und sportlich wertvollen Ende bringt. „Nichts ersetzt Siege“, pflegt Hecking zu sagen. Schon gar nicht gegen ein Team, das zuletzt ein Angstgegner war.