Rheinische Post Krefeld Kempen
Mit der Zeitmaschine ins Mittelalter
Das LVR-Landesmuseum Bonn zeigt die interaktive Ausstellung „Ritter & Burgen“mit 32 Stationen.
BONN Hart sei es damals wirklich gewesen, mit einer Lebenserwartung für Männer von 40 Jahren und einer für Frauen, die mitunter weit darunter lag. Aber so düster, wie es immer wieder geschildert wird, sei das Leben im Mittelalter nicht abgelaufen. Es sei Zeit, das Mittelalter mit modernen Augen zu sehen, meint Lothar Altringer, Stellvertretender Direktor des LVR-Landesmuseums Bonn.„Ritter & Burgen. Zeitreise ins Mittelalter“heißt die aktuelle „Mitmachausstellung“, die am Mittwoch eröffnet wurde und – dafür muss man kein Prophet sein – dem Museum viele, besonders junge Besucher bringen wird. 200.000 sahen die erste Station der mit dem Museon in Den Haag und weiteren Häusern produzierten Multimediaschau.
Es gibt sieben moderne, multimedial aufgebaute Themeninseln, die wie Ufos oder Zeitmaschinen wirken. Sieben Protagonisten, allesamt moderne Zeitgenossen, aber in mittelalterlichen Rollen steckend, führen durch die Ausstellung: Der Ritter und die Edelfrau, der Bauer, der Mönch, die Händlerin, der Hand- werker und der Liedermacher. Ein Film, der auch Ausschnitte von „Game of Thrones“, „Der Name der Rose“und „Flesh and Blood“zeigt, führt in die Schau ein.
Sieben Lebensfelder tun sich auf, sieben Stationen mit 32 interaktiven Angeboten, in denen Wissenswertes spielerisch vermittelt wird, man vieles ausprobieren kann. Zum Beispiel, wie viel eine Rüstung wiegt (25 bis 30 Kilo), wie das Sichtfeld durch den Helm aussieht (eng), wie sich ein Ritterhandschuh anfühlt (unbequem) und wie es ist, in einem Turnier zu bestehen (nicht so einfach).
Irgendwie enttäuschend fällt der Speisezettel des Bauern aus, den man auf einem Touchscreen zusammenstellen kann: Roggen, Hering, Kohl, Birne und Senf. In der Abteilung Musik kann man ein Stück für die violinenähnliche Rebec arrangieren. Vor einem Screen wird man zum höfischen Tanz, „Bransle des chevaux“, aufgefordert. In Guckkästen verfolgt man das höfische Leben, das mit Hologrammen inszeniert wird. Burgenbauen mit Schaumstoffteilen ist hier für die kleinen Besucher angesagt.
Äußerst beliebt ist die Abteilung Handwerk: Durchaus lösbar erscheint das Puzzle eines bunten Kirchenfensters, etwas schwieriger gestaltet es sich, das Stützsystem einer Kathedrale zu durchschauen. Eine Herausforderung ist es schließlich, ein Schwert zu schmieden. Blasebalg, Hammer und Rohling stehen zur Verfügung, im Computer wird der schweißtreibende Produktionsprozess interaktiv simuliert. Nur ein Tipp: Das Timing ist entscheidend.
Info LVR-Landesmuseum, Colmantstr. 14-16, Erw. 8 Euro, Kinder frei, bis 25. August. Di-Fr, So 11-18, Sa 13-18 Uhr.