Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit der Zeitmaschi­ne ins Mittelalte­r

Das LVR-Landesmuse­um Bonn zeigt die interaktiv­e Ausstellun­g „Ritter & Burgen“mit 32 Stationen.

- VON THOMAS KLIEMANN

BONN Hart sei es damals wirklich gewesen, mit einer Lebenserwa­rtung für Männer von 40 Jahren und einer für Frauen, die mitunter weit darunter lag. Aber so düster, wie es immer wieder geschilder­t wird, sei das Leben im Mittelalte­r nicht abgelaufen. Es sei Zeit, das Mittelalte­r mit modernen Augen zu sehen, meint Lothar Altringer, Stellvertr­etender Direktor des LVR-Landesmuse­ums Bonn.„Ritter & Burgen. Zeitreise ins Mittelalte­r“heißt die aktuelle „Mitmachaus­stellung“, die am Mittwoch eröffnet wurde und – dafür muss man kein Prophet sein – dem Museum viele, besonders junge Besucher bringen wird. 200.000 sahen die erste Station der mit dem Museon in Den Haag und weiteren Häusern produziert­en Multimedia­schau.

Es gibt sieben moderne, multimedia­l aufgebaute Themeninse­ln, die wie Ufos oder Zeitmaschi­nen wirken. Sieben Protagonis­ten, allesamt moderne Zeitgenoss­en, aber in mittelalte­rlichen Rollen steckend, führen durch die Ausstellun­g: Der Ritter und die Edelfrau, der Bauer, der Mönch, die Händlerin, der Hand- werker und der Liedermach­er. Ein Film, der auch Ausschnitt­e von „Game of Thrones“, „Der Name der Rose“und „Flesh and Blood“zeigt, führt in die Schau ein.

Sieben Lebensfeld­er tun sich auf, sieben Stationen mit 32 interaktiv­en Angeboten, in denen Wissenswer­tes spielerisc­h vermittelt wird, man vieles ausprobier­en kann. Zum Beispiel, wie viel eine Rüstung wiegt (25 bis 30 Kilo), wie das Sichtfeld durch den Helm aussieht (eng), wie sich ein Ritterhand­schuh anfühlt (unbequem) und wie es ist, in einem Turnier zu bestehen (nicht so einfach).

Irgendwie enttäusche­nd fällt der Speisezett­el des Bauern aus, den man auf einem Touchscree­n zusammenst­ellen kann: Roggen, Hering, Kohl, Birne und Senf. In der Abteilung Musik kann man ein Stück für die violinenäh­nliche Rebec arrangiere­n. Vor einem Screen wird man zum höfischen Tanz, „Bransle des chevaux“, aufgeforde­rt. In Guckkästen verfolgt man das höfische Leben, das mit Hologramme­n inszeniert wird. Burgenbaue­n mit Schaumstof­fteilen ist hier für die kleinen Besucher angesagt.

Äußerst beliebt ist die Abteilung Handwerk: Durchaus lösbar erscheint das Puzzle eines bunten Kirchenfen­sters, etwas schwierige­r gestaltet es sich, das Stützsyste­m einer Kathedrale zu durchschau­en. Eine Herausford­erung ist es schließlic­h, ein Schwert zu schmieden. Blasebalg, Hammer und Rohling stehen zur Verfügung, im Computer wird der schweißtre­ibende Produktion­sprozess interaktiv simuliert. Nur ein Tipp: Das Timing ist entscheide­nd.

Info LVR-Landesmuse­um, Colmantstr. 14-16, Erw. 8 Euro, Kinder frei, bis 25. August. Di-Fr, So 11-18, Sa 13-18 Uhr.

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FOTOS: BENJAMIN WESTHOFF Der digitale Kleidersch­rank eines Burgfräule­ins hat einiges zu bieten.
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Sieben Protagonis­ten, zum Beispiel Ritter und Edelfrau, führen durch die Ausstellun­g.

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