Rheinische Post Krefeld Kempen
Dauer-Gerüchte um Deutsche Bank
Die Bank soll mit der Commerzbank und der UBS ein Bündnis ausgelotet haben.
FRANKFURT (bsc) Die Fusions-Spekulationen um die Deutsche Bank halten an. Jetzt ist neben der Commerzbank auch die schweizerische UBS in den Fokus gerückt. Der Vorstand der Deutschen Bank bemüht sich, solche Spekulationen herunterzuspielen. Laut „Handelsblatt“hat der Vorstand der Bank auf seiner Strategiekonferenz Mitte des Monats sowohl ein Zusammengehen mit der Commerzbank als auch mit der UBS durchgespielt. Konzernchef Christian Sewing hat allerdings mehrfach erklärt, dass die Deutsche Bank zunächst einmal im eigenen Haus aufräumen müsse.
Betriebswirtschaftlich erkennt Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus Fairesearch keinen Vorteil: „Beide haben sowohl Probleme bei der Strategie als auch bei der Profitabilität.“Die Commerzbank habe von 2008 bis 2017 keinen Gewinn gemacht, die Deutsche Bank in den vergangenen drei Jahren zusammengerechnet sogar neun Milliarden Euro Verlust. Mit einem Zusammengehen könnten allenfalls Kosten gespart werden, denn es müssten Doppelfunktionen abgebaut werden. Mitte 2018 beschäftigte die Deutsche Bank 95.400 Mitarbeiter, die Commerzbank 48.800. Eine Fusion könnte zu einem personellen „Blutbad“führen, wie Commerzbank-Mitarbeiter vor zwei Jahren formulierten. Nach Befürchtungen der Mitarbeiter wäre eine deutlich fünfstellige Zahl von Jobs in Gefahr. Und eine Übernahme? „Die ergibt gar keinen Sinn“, urteilt Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der TU Darmstadt. Man könnte allenfalls Commerzbank- Kunden auf die Plattform der Deutschen Bank transferieren. Strategisch bringen würde das nichts.
Ein Deal mit der Commerzbank ist also derzeit unwahrscheinlich. Ebenso wenig erschließt sich den meisten Beobachtern, warum sich die Schweizer UBS mit der Deutschen Bank verbünden sollte. Dagegen sprechen unter anderem unterschiedliche Rechtssysteme in der EU und der Schweiz, dazu die Tatsache, dass „die UBS anders aufgestellt ist und in einer anderen Liga spielt“, wie Schiereck sagt. Im ersten Halbjahr verdienten die Schweizer vor Steuern umgerechnet 3,2 Milliarden Euro, die Deutsche Bank nur 1,1 Milliarden Euro. Die UBS ist an der Börse 54 Milliarden Euro wert, die Deutsche Bank nur 22 Milliarden Euro. Da liegen aktuell Welten dazwischen.
Zuguterletzt: Die Schweizer haben sich nach der Finanzkrise stark auf die internationale Vermögensverwaltung konzentriert und ihr Investmentbanking deutlich reduziert. „Warum sollten sie sich neue Risiken ins Haus holen?“, fragt Hein. Das dürften auch den beiden Deutschen an der Spitze der UBS klar sein: Verwaltungsratspräsident ist Axel Weber, der frühere Bundesbank-Präsident, an der Spitze der Vermögensverwaltungssparte steht Martin Blessing, Ex-Commerzbank-Chef.