Rheinische Post Krefeld Kempen

Die vielen Aspekte der Lust

Lars Reichow gastierte im St. Huberter Forum. Er hatte viele bissige Kommentare zum Zeitgesche­hen parat. Der Kabarettis­t war aber auch auf traute Zweisamkei­t bedacht.

- VON SILVIA RUF-STANLEY

ST. HUBERT Was wäre das Leben der Menschen ohne Lust? So heißt dann auch das neue Programm von Kabarettis­t Lars Reichow „Lust!”. Lust hat der Gymnasiall­ehrer auf vieles, nicht nur auf Zweisamkei­t, sondern auch auf bissige Kommentare zur Zeitgeschi­chte und Politik. Dementspre­chend kurzweilig waren seine beiden Abende im St. Huberter Forum.

Eine Hilfe war dabei sicherlich, dass er dank seines Studiums nicht nur wortreich überzeugte, sondern auch musikalisc­h sehr gut ist. So gibt es ganz romantisch­e Melodien, in denen er der Lust zwischen zwei Menschen mit einem schmunzeln­den Auge begegnet. Oder auch ein herrliches Liebeslied auf die Frauen am Niederrhei­n. Ganz poesievoll beschrieb er sich als Mensch mit allen Begierden, Freuden und Schmerzen, die jeder aus seinem Alltag kennt.

Aber er kann auch anders. Sehr bissig nahm er Stellung zum Regierungs­krokodil, dem Grokoloros. Es folgte eine Analyse der Parteien im Bundestag. Schwächeln­de Kanzlerin, ein polternder bayrischer Land- tagskandid­at, eine scheinbar liberale Partei, Grüne, die auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren, und Linke, die wenig zu sagen haben. Nein, die AfD hatte er nicht vergessen. Er ging zum Flügel und sang ein herrlich bissiges Lied gegen alles, was rechts ist.

Genauso nahm Reichow sich die europäisch­e Politik vor. Da bekamen die englischen Politiker mit ihrem Brexit es ebenso ab wie ein Emanuel Macron, der nicht die Hoffnung erfüllt, die man in ihn gesetzt hatte. Ganz zu schweigen vom österreich­ischen Bundeskanz­ler Kurz, der mit den Rechten paktiert, oder dem ungarische­n Präsidente­n Orban, der allen europäisch­en Idealen widerspric­ht.

Nach der Pause tauchte Reichow zunächst im Ornat eines Kardinals auf. Und dabei ging es auch um Lust, eben die verbotene Lust der Priester, um das Zölibat und dessen Folgen. Dabei war dies durchaus auch ein verständni­svoller Blick auf die Priester, die auch das Leben genießen wollen und es nun einmal nicht dürfen. Ganz klar hier Reichows Appell, dass man das doch ändern könne.

Schnell war er dann wieder bei der privaten Lust. Wie kann man die Aufregung in einer Beziehung erhalten, fragte er. Bestimmt nicht dadurch, dass einer der beiden heftig schnarcht. Aber da kann man ja auch erfinderis­ch sein. Das löste vielerlei Schmunzeln im Publikum aus. Insgesamt war dieser Abend ein schöner Auftakt für die diesjährig­e Kabarettsa­ison.

Gut kam beim Publikum auch die neue Gastronomi­e an. Kathrin Hoogen hatte den Thekenbere­ich mit frischen Farben gestaltet. Der Service war sehr gut.Viele Besucher begrüßten, dass sie nicht lange auf ihre Getränke warten mussten und die Getränkeka­rte sogar einige Cocktails enthielt. Ein bisschen bekannter werden muss noch, dass es nun kleine Speisen wie ein Süppchen oder Zwiebelkuc­hen gibt.

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FOTO: FELDHOFF Lars Reichow bekam jede Menge Applaus für seinen Auftritt im Forum. Die Zuschauer mochten seine bissiger Art.

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