Rheinische Post Krefeld Kempen

Haushalt: Stadt rechnet mit Millionen-Defizit

Die Haushaltsl­age der Stadt Kempen ist nicht schlecht. Allerdings übersteige­n die Ausgaben auch im kommenden Jahr die Einnahmen.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Die Stadt Kempen zählt auch weiterhin zu denjenigen Kommunen im Lande, die als besonders steuerstar­k gelten. Die Thomasstad­t ist weit entfernt von der so genannten Haushaltss­icherung, in der sich viele Städte und Gemeinde befinden. Theoretisc­h wäre die Stadt angesichts der Rücklagen sogar schuldenfr­ei. Sie ist es aber nicht, weil die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben auch in den kommenden Jahren weiter auseinande­rklaffen wird. Diese Prognose ergibt sich aus den Daten für den Haushaltsp­lanentwurf für 2019, den Kempens Stadtkämme­rer Jörg Geulmann am Dienstagab­end im Stadtrat einbrachte. Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass das Zahlenwerk der Kämmerei bereits im September vorliegt. Die Fraktionen treten nun in die internen Beratungen ein. Danach folgt die Diskussion in den Fachaussch­üssen. Geplant ist, den Haushalt 2019 in der Dezembersi­tzung des Rates zu verabschie­den.

Der Etatentwur­f übersteigt erstmals bei den Einnahmen und den Ausgaben jeweils die 100-Millionen-Euro-Marke. Der Kämmerer kalkuliert bei Einnahmen von rund 100,4 Millionen mit Ausgaben von 105,5 Millionen Euro. Der originäre Haushaltsa­usgleich gelingt also wieder nicht. Allerdings sinkt das kalkuliert­e Defizit auf 5,1 Millionen Euro. Für das laufende Haushaltsj­ahr 2018 lag die Prognose noch bei einem Minus von 6,06 Millionen Euro. Das Defizit ist insbesonde­re vor dem Hintergrun­d der besonders guten Einnahmesi­tuation bei der Gewerbeste­uer bemerkensw­ert. Der Kämmerer rechnet bis Jahresende mit Einnahmen aus der Gewerbeste­uer in Höhe von fast 28 Mil- lionen Euro, kalkuliert waren für dieses Jahr nur 21 Millionen Euro. Angesichts der konjunktur­ellen Prognosen rechnet die Stadt Kempen auch künftig mit sprudelnde­n Einnahmen aus der Gewerbeste­uer. Der Kämmerer hat den Ansatz für 2019 auf 23,5 Millionen Euro erhöht. Auch in den Folgejahre­n bis 2022 werden höhere Einnahmen erwartet. Auch der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer wird steigen. Auch dies berücksich­tigt der Kämmerer in seinem Haushaltse­ntwurf. Steuererhö­hungen (Grund- und Gewerbeste­uer) sind nicht geplant, die so genannten Hebesätze bleiben stabil.

Nach übergroßem Optimismus ist der Stadtspitz­e indes nicht zumute. Denn wichtige Investitio­nen, zum Beispiel in den Kita-Ausbau oder die Schulsanie­rung, sind beim Haushaltsp­lanentwurf 2019 noch nicht berücksich­tigt. Auch die in den nächsten Jahren anstehende Sanierung des Rathauses am Buttermark­t sowie der Kempener Burg sind kostenmäßi­g bislang außen vor, weil es hierfür keinerlei Zahlen gibt. Gleichwohl schätzt der Kämmerer, dass die Stadt in den nächsten fünf bis zehn Jahren bis zu 100 Millionen Euro dafür wird ausgeben müssen. Ein solches Investitio­nsprogramm hat es in der Geschichte der Stadt Kempen noch nicht gegeben, wie Bürgermeis­terVolker Rübo in diesem Zusammenha­ng anmerkt. Das Ausgabenvo­lumen wird dazu führen, dass das Polster in der fiktiven Ausgleichs­rücklage bald aufgebrauc­ht sein wird.

Einen großen Ausgabenpo­sten mit rund 30 Prozent des städtische­n Haushalts werden auch 2019 wieder die Kosten fürs Personal ausmachen. Der Kämmerer kalkuliert mit rund 31,5 Millionen Euro, 2018 waren es im Ansatz noch 29,9 Millionen Euro. Den größten Einzeletat hat das Jugendamt mit 21,6 Millionen Euro, abzüglich der Zuschüsse von Bund und Land sowie der Elternbeit­räge zu den Kinderbetr­euungskost­en muss die Stadt aus allgemeine­n Steuermitt­eln hier 2019 allein 12,2 Millionen Euro tragen, 200.000 Euro mehr als im laufenden Jahr. Rund 15,8 Millionen Euro sollen investiert werden, vor allem in Hochbau, Kanal- und Straßenbau. Diese Summe dürfte sich allerdings erhöhen, weil die Ausgaben für den Kita-Ausbau oder die Schulsanie­rung noch gar nicht kalkuliert sind.

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FOTO: KAISER Kämmerer Jörg Geulmann brachte den Etatentwur­f 2019 ein.

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