Rheinische Post Krefeld Kempen
Schlag ins Gesicht von Rübo
Kempens Stadtkämmerer Jörg Geulmann (CDU) hat in seiner Haushaltsrede Bemerkenswertes festgestellt. Die Stadt stehe am Scheideweg. „Wir haben die Wahl, an den vorhandenen Strukturen festzuhalten und somit den Weg des Altbekannten zu gehen, der ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt“, philosophierte Geulmann. Dieser Weg habe über viele Jahre gut funktioniert, er führe die Stadt aber heute schon an Grenzen. Der Kämmerer schlug dagegen einen neuen Weg vor, „dessen Unwegsamkeiten wir heute noch nicht abschließend kennen“. Dieser Weg sei notwendig, damit sich die Stadt „organisatorisch, personell und vielleicht auch ideologisch“so aufstellen kann, um für die vielen Veränderungen und Aufgaben, die nachzuholen sind und noch kommen werden, gewappnet zu sein.
Die Stadt sei auf den Veränderungsprozess nicht vorbereitet, meinte Geulmann. „Wir verfangen uns immer wieder in alten Strukturen, die uns lähmen. Es fehlt bisweilen der Ansporn, neue Wege zu gehen, um so zu besseren Ergebnissen zu gelangen.“Solche Aussagen muten an wie ein Schlag ins Gesicht des Bürgermeisters und Verwaltungschefs Volker Rübo (CDU) und sind eine klare Kritik an dessen Führungsqualitäten.
Vorbereitet sei die Stadtverwaltung im Besonderen nicht auf die anstehenden Wechsel beim Führungspersonal – etliche Amtsleiter gehen in den kommenden Jahren in Ruhestand, 50 Prozent des Personals erreichen innerhalb der nächsten zehn Jahren das Rentenalter. Lösungen im Kampf um Fachkräfte habe die Stadt bislang nicht, so Geulmann.
Bürgermeister Rübo muss diese Kritik hart getroffen haben. Sein Mitarbeiter Geulmann hielt ihm indirekt mangelnden Mut zu Entscheidungen und Konzeptionslosigkeit vor.
ANDREAS REINERS