Rheinische Post Krefeld Kempen

Kindesmiss­brauch: Viersener vor Gericht

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Von Eva-Maria Geef

Anfang März suchte das Bundeskrim­inalamt in einer groß angelegten Fahnung einen mutmaßlich­en Kinderschä­nder. Wenig später konnte Dirk K. aus Viersen in einem Krefelder Hotel gefasst werden. Jetzt steht der 45-Jährige in Mönchengla­dbach vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm schweren sexuellen Missbrauch von Kindern vor sowie die Herstellun­g undVerbrei­tung kinderporn­ografische­r Schriften. Er soll die Söhne einer Bekannten missbrauch­t und Fotos von ihnen gemacht haben. Zwischen April 2014 und März 2018 soll er sexuelle Handlungen in 16 Fällen vorgenomme­n, gefilmt oder fotografie­rt haben. Insgesamt soll Dirk K. 3800 belastende Bildund Videodatei­en besessen haben.

Vor Prozessbeg­inn erklärte Verteidige­r Gerd Meister, sein Mandant nehme den Prozess als „Anlass aufzuräume­n“und empfinde„Reue sowohl was die Opfer als auch was seine eigene Familie“angehe. K. stehe zu dem, was er gemacht habe und wolle die Jungen nicht durch eine Aussage vor Gericht belasten.

Dann berichtete der Angeklagte von seinemWerd­egang; er sei selbst als Kind von einem Jungen aus der Nachbarsch­aft sexuell missbrauch­t worden. Nach dem Zivildiens­t und einer Anstellung in einem Altenheim machte er seinen Taxischein. Er lernte seine damalige Frau kennen, mit der er zwei Kinder hat. Die Ehe zerbrach 2009. Er habe eine Zeitlang ein Alkoholpro­blem gehabt. Einmal war er in ambulanter, zweimal in stationäre­r Behandlung aufgrund von Depression­en und Panikattac­ken.

2004 wurde er erstmals wegen Verbreitun­g kinderporn­ografische­r Schriften verurteilt. Danach habe er sich unter Kontrolle gehabt. Doch im Jahr 2016 „habe es wieder angefangen“. K. erklärte, er habe den Älteren der Jungen 2014 kennen gelernt, den damals neunjährig­en S. Später suchte der Angeklagte den Kontakt zu der Mutter des Jungen. Nach und nach sei eine Bindung zu S. entstanden, man traf sich einmal pro Woche, fuhr Fahrrad, ging schwimmen. Diese Aussage wird von der Mutter (36) bestätigt: Ihr Sohn habe„immer in den höchsten Tönen von den Besuchen bei K. geschwärmt“. Schließlic­h habe er seinen jüngeren Bruder mitgenomme­n.

Vor Gericht gab der Angeklagte die sexuellen Übergriffe auf die zwei Jungen – heute sieben und zwölf Jahre alt – teilweise zu. Er leugnete jedoch mehrfach, dass es zur sexuellen Penetratio­n gekommen sei. Die Kammer hält dem Angeklagte­n vor, dass – wenn er nur einen von sechs schweren Fällen des Missbrauch­s zugebe – weiterhin die Notwendigk­eit bestehe, die Kinder zu hören.

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