Rheinische Post Krefeld Kempen
Wirbel um die Bäderlandschaft
Ein Gutachten schlägt ein Kombibad vor. In der Halle könnte man das ganze Jahr schwimmen, im Sommer zusätzlich draußen. Eine Hürde könnte die Finanzierung sein. Die bisherige Struktur bleibt wohl nicht erhalten.
GREFRATH In den sozialen Netzwerken diskutiert man zurzeit heftig über die Zukunft des Grefrather Freibads. Man kann hier und da den Eindruck bekommen, die Schließung sei bereits eine beschlossene Sache. Ist sie aber nicht. SPD-Fraktionsvorsitzender Jochen Monhof hat bereits zum Ausdruck gebracht, vor einer Entscheidung auf jeden Fall die Meinung der Grefrather Bürger und damit auch die der Sportvereine einzuholen.
Auch die Grünen haben sich jetzt zu Wort gemeldet und weisen auf das Konzept hin, das am 8. November im Sport- und Kulturausschuss vorgestellt werden soll. Anschließend werde man in einer öffentlichen Fraktionssitzung die Vorlage beraten. „Sollte eines dieser Konzepte zur Abstimmung in den Rat kommen, befürworten wir vorab eine breite überparteiliche Diskussion mit der Öffentlichkeit. Gegebenenfalls biete sich in dieser wichtigen Entscheidung eine Bürgerbefragung oder auch ein Bürgerentscheid an.
Im Gutachten, das der RP vorliegt, stellte die Unternehmensberatung Altenburg, die auch das Gutachten für das Kempener Schwimmbad erstellt hat, drei Varianten über die Zukunft der Grefrather Schwimmlandschaft vor. Das zwar ältere, aber umfassend sanierte Hallenbad sei in einem guten Zustand. Das Freibad hingegen sei völlig veraltet. Dessen Eröffnung sei „aufgrund starker Sanierungserfordernisse jährlich fraglich“.
Unter dem Strich haben die beiden Bäder im Jahr 2016 ein Defizit von knapp über 800.000 Euro eingefahren, davon entfallen rund 168.000 auf das Freibad.
Die Unternehmensberatung skizziert drei Möglichkeiten: eine Beibehaltung der bisherigen Kombination mit abwechselnder Öffnung nur in einer Saison; ein Kombibad mit einem ganzjährig geöffneten Hallenbad und einer „überschaubaren Freibadwasserfläche und Auf- enthaltsfläche im Sommer“sowie ein Gartenbad mit einem ganzjährig geöffneten Hallenbad und mit einer Außenfläche ohneWasser in den Sommermonaten.
Die erste Variante scheidet für die Beratungsfirma für sich aus: Die Auslastung beider Bäder sei ungünstig, weil beide nur in einer Saison geöffnet seien. In den beiden anderen Varianten sei die Auslastung das Hallenbads gut, weil es das ganz Jahr geöffnet sei. Beim Kombibad käme das Freibad gut weg, weil die Wasserfläche – verglichen mit heute – geringer sei. Beim Gartenhallenbad entfällt naturgemäß eine Einschätzung für das Freibad.
Im Fazit, das die Firma Altenburg zieht, empfiehlt sie, das Konzept Hallen-Freibad nicht weiter zu verfolgen: Es manifestiere die Überkapazität und habe ein schlechtes Kosten-Nutzungs-Verhältnis. Genau das stimme beim Kombibad.
Daher, so die Empfehlung an Politik und Verwaltung, sei es zu prüfen. Prüfen solle man auch das Gartenhallenbad. Das sei kostengünstig, verfüge aber natürlich über kein Freibad.
Das Gutachten empfiehlt der Gemeinde Grefrath, das Kombibad-Konzept umzusetzen, falls es finanziell machbar ist. Es sei zukunftsweisend und habe das beste Kosten-Nutzungs-Verhältnis. Draußen sind während der Sommermonate ein 500 Quadratmeter großes Schwimm- und Erlebnisbecken, ein 80 Quadratmeter großes Kleinkinderbecken sowie eine Spiel- und Liegewiese vorgesehen. Über ein Gartenhallenbad, mit lediglich einer Spiel- und Liegewiese draußen, solle man nur nachdenken, falls die Kombi-Lösung nicht finanzierbar sei.
Zu den veranschlagten Kosten: Den Investitionsbedarf für das Kombibad sieht das Gutachten bei zwischen 4,3 Millionen und 5,4 Millionen Euro. Das Gartenbad sei mit Kosten zwischen 2,7 Millionen und 3,5 Millionen Euro deutlich günstiger, wobei man dabei auf ein Freibad verzichten müsse. Die Erlöse sieht das Gutachten der Unternehmensberatung bei einem Kombibad am höchsten, aber auch die zu erwartenden jährlichen Fehlbeträge.