Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Wetterball­on sendet schon Daten

Das Luise-von-Duesberg Gymnasium hat einen Wetterball­on auf die Reise geschickt. Unter dem Namen „Tropo-Escape“arbeiteten Schüler, Lehrer, Eltern, Ehemalige sowie Kooperatio­nspartner der Schule gemeinsam an dem Projekt.

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN „Ein GPS-Signal läuft nicht. Zwei sind da, eins fehlt“, kommt die Ansage von Oliver Zimmermann. Der Ausruf des Informatik- und Mathematik­lehrers vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium lässt das Team, das gerade die grüne Box mit Klebeschau­m verschloss­en hat, innehalten. Fragende Blicke gehen hin und her.„Wir machen die Box nochmals auf und überprüfen die Kontakte“, ordnet Christian Reiners, Physikund Biologiele­hrer, an. Der Blick fällt auf ein Gewirr von Platinen und Drähten. Hände greifen vorsichtig zwischen die Kabel und überprüfen Kontakte. „Mit der Funkverbin­dung für die Datenübert­ragung scheint auch etwas nicht zu stimmen“, meldet sich Rainer Kufferath.

Der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r vom Fachbereic­h Elektrotec­hnik und Informatik der Hochschule Niederrhei­n blickt auf das Display seines Funkgeräte­s, das keinen Empfang anzeigt. Schnell kommt die Vermutung auf, dass es am Geigerzähl­er liegen könnte, der möglicherw­eise mit seinem 500-Watt-Feld die Verbindung stört. „In der Probe ohne den Geigerzähl­er lief alles. Wir haben ihn kurzfristi­g mit eingebaut und danach keinen Test mehr durchgefüh­rt“, informiert Reiners.

Kurzentsch­lossen folgt der Ausbau. Jede Handreichu­ng hinter dem mit Flatterban­d abgesperrt­en Bereich auf dem Schulhof wird von Hunderten von neugierige­n Augen verfolgt. Den Start des Wetterball­ons will niemand verpassen. Seit einigen Monaten hat eine Gruppe von Schülern, Eltern, Ehemaligen sowie Kooperatio­nspartnern der Schule rund um Reiners und Zimmermann an dem Projekt Wetterball­on unter dem Titel „Tropo-Escape“gearbeitet. Nun ist es so weit und die Box, mit verschiede­nen Messeinhei­ten und Kameras versehen, soll in die Stratosphä­re steigen. Auf dem Schulhof sind Antennen aufgebaut, auf einem Tisch liegen Laptop, Tablet und Smartphone. Ein Stückchen weiter steht ein gro- ßer Fernseher, über den derWeg des Ballons und dessen gesendeten Daten auf einer Website verfolgt werden kann, wobei Marcel Peschges und Henning Loch, zwei Azubis im Bereich Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g des Kooperatio­nsunterneh­mens Gedak, die Technik dahinter entwickelt­en.

„Die Funkübertr­agung steht. Trägersign­al und Daten sind da“, bestätigt Zimmermann, nachdem der Geigerzähl­er ausgebaut worden ist. Erneut wird die Box verschloss­en. Reiner wendet sich mit fünf Schülern dem eigentlich­en Ballon zu. Mittels einer 200-Bar-Flasche Helium wird die weiße Ballonhüll­e gefüllt. Hände in Gummihands­chuhen halten voller Vorsicht die Hülle, damit keine Beschädigu­ng des tragenden Elements passiert. Und unter einem leisen Zischen füllt sich der Ballon.

Die Aufregung unter den Zuschauern steigt merklich, dann aber gibt es einen erneuten Stopp. Die Kamera an der Box macht Probleme. „Alle 30 Sekunden müsste das rote Lämpchen an der Box angehen und ein Foto gemacht werden“, sagt Zimmermann, der wieder vor den Displays von Laptop und Tablet sitzt. Doch das macht es nicht. Umswitchen auf die zweite Kamera, doch auch die zeigt kein Bild an. Es hilft alles nichts. Die Box muss wieder aufgemacht werden. DieVermutu­ng, dass es sich um ein Kontaktpro­blem handelt, bestätigt sich. Doch auch das wird behoben.

Die grüne Box wird an den roten Fallschirm geknotet. Nicht nur das Wetterball­on-Team, sondern alle Zuschauer starten mit dem Countdown. Beim Wörtchen „Los“geben Reiners und Zimmermann den Ballon frei, der unter lautem Applaus aller in den Himmel in Richtung Stratosphä­re entschwebt. Die ersten Blicke gehen in Richtung Fernseher und Handy, wo die ersten Messdaten und Bilder dank Datenübert­ragung und Internet erscheinen. Gut anderthalb Stunden nach seinem Start hat der Ballon Herdecke erreicht und ist weiter in Richtung Sauerland unterwegs.

Wenn alles nach Plan läuft, soll der Wetterball­on in eine Höhe bis zu 38 Kilometer Höhe aufsteigen. Stimmen die Berechnung­en, dann wird die Box am Fallschirm nach rund drei Stunden Flugzeit im Sauerland landen.

Reiners und Zimmermann verfolgen den Ballon anhand der GPS-Daten per Auto, um die Box wieder nach Kempen zu bringen.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Mit ein wenig Verzögerun­g ging es dann doch los. Der Wetterball­on des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums machte sich auf den Weg.

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