Rheinische Post Krefeld Kempen
Die klassischen Lieder Persiens handeln von der Liebe
KEMPEN Die Reihe „Klangkosmos Weltmusik” des Kempener Kulturamtes entführt seine Besucher regelmäßig auf musikalische Weltreisen. Dieses Mal ging es am Mittwochabend in der Paterskirche nach Persien. Sepideh Raissadat sang klassische persische Musik.
Sie wurde 1980 in Teheran geboren. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur klassischen persischen Musik. Aber nach der islamischen Revolution war es Frauen verboten, öffentlich als Solistinnen aufzutreten. Daher ging sie nach einem Kunststudium im Iran nach Italien und Kanada. Inzwischen ist sie eine bekannte Interpretin persischer Musik.
Am Mittwochabend wurde sie vom Geiger Eskandar Abadi und von Bahareh Moghtadaei am Tombak, einer persischen Trommel, begleitet. Letztere beeindruckte übrigens auch während des Konzerts mit einem ganz faszinierenden Solo, welches das Instrument einmal außerhalb der Begleitung des Gesangs richtig zur Geltung brachte.
Sehr schön war, dass der Violinist Abadi ausgesprochen gut deutsch sprach. So konnte er immer wieder etwas zu den Hintergründen der Lieder erzählen. Schon zu Beginn schwärmte er vom Zusammenklang der Stimme der Sängerin mit der Laute, der Setar. Da hatte er nicht zu viel versprochen. Raissadat spielt regelrecht mit ihrem klanglichenVolumen. Ausdrucksstark oder auch sanft füllte sie mühelos die sehr gut besetzte Paterskirche.
Abadi erklärte zu Beginn, dass die meisten persischen Lieder sich der Liebe widmen. Aber im Unterschied zu den Liedern der Männer behandelten die Lieder der Frauen viel mehr die feinen Gefühle. Das merkte man der Musik auch an. Das Publikum fühlte sich förmlich eingehüllt in die fremden Klänge, das hörte man nach dem mehr als einstündigen Konzert immer wieder von den Besuchern. Man sah Füße mitwippen bei tänzerischen Melo- dien genauso wie verträumte Gesichter bei sanften Liebesliedern. „Das war schon fast erotisch”, sagte eine Besucherin beim Herausgehen. Recht hatte sie.
Da geht es in einem Lied um die Sehnsucht einer unerfüllten Liebe. Es schmerzt richtig in der Seele. Ein anderes erzählt von der fernen Stadt Isfahan, nur hundert Kilometer von Teheran entfernt, aber für die Liebenden gefühlte tausend Kilometer weg. Es erklangen auch mehrere Gedichte des großen Poeten Hafi, der mit seinen Versen sogar Goethe beeinflusste. Denn dieser nahm die Gedanken des Dichters in seinen „West-östlichen Diwan” auf. Weiter ging es mit den klassischen Dichtern Buchara und Mulana. Aus den Liedern von Mulana hatte sich die Sängerin ein Stück ausgesucht, welches schon fast einem modernen Rap gleiche, so Abadi in seiner Ankündigung. Und daher forderte er das Publikum auf, eifrig mitzumachen. Dem folgten die Besucher in der Paterskirche willig.
Das nächste Konzert in der Reihe findet am Donnerstag, 8. November, ab 20 Uhr wieder in der Paterskirche statt. Dann heißt es mit der argentinischen Sängerin und Gitarristin Luciana Jury „Starke Stimmen aus den Vorstädten”.
Karten im Kulturforum Burgstraße, Tel. 02152 917-264 oder kartenverkauf@kempen.de