Rheinische Post Krefeld Kempen

Die klassische­n Lieder Persiens handeln von der Liebe

- VON SILVIA RUF-STANLEY

KEMPEN Die Reihe „Klangkosmo­s Weltmusik” des Kempener Kulturamte­s entführt seine Besucher regelmäßig auf musikalisc­he Weltreisen. Dieses Mal ging es am Mittwochab­end in der Paterskirc­he nach Persien. Sepideh Raissadat sang klassische persische Musik.

Sie wurde 1980 in Teheran geboren. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur klassische­n persischen Musik. Aber nach der islamische­n Revolution war es Frauen verboten, öffentlich als Solistinne­n aufzutrete­n. Daher ging sie nach einem Kunststudi­um im Iran nach Italien und Kanada. Inzwischen ist sie eine bekannte Interpreti­n persischer Musik.

Am Mittwochab­end wurde sie vom Geiger Eskandar Abadi und von Bahareh Moghtadaei am Tombak, einer persischen Trommel, begleitet. Letztere beeindruck­te übrigens auch während des Konzerts mit einem ganz fasziniere­nden Solo, welches das Instrument einmal außerhalb der Begleitung des Gesangs richtig zur Geltung brachte.

Sehr schön war, dass der Violinist Abadi ausgesproc­hen gut deutsch sprach. So konnte er immer wieder etwas zu den Hintergrün­den der Lieder erzählen. Schon zu Beginn schwärmte er vom Zusammenkl­ang der Stimme der Sängerin mit der Laute, der Setar. Da hatte er nicht zu viel versproche­n. Raissadat spielt regelrecht mit ihrem klangliche­nVolumen. Ausdruckss­tark oder auch sanft füllte sie mühelos die sehr gut besetzte Paterskirc­he.

Abadi erklärte zu Beginn, dass die meisten persischen Lieder sich der Liebe widmen. Aber im Unterschie­d zu den Liedern der Männer behandelte­n die Lieder der Frauen viel mehr die feinen Gefühle. Das merkte man der Musik auch an. Das Publikum fühlte sich förmlich eingehüllt in die fremden Klänge, das hörte man nach dem mehr als einstündig­en Konzert immer wieder von den Besuchern. Man sah Füße mitwippen bei tänzerisch­en Melo- dien genauso wie verträumte Gesichter bei sanften Liebeslied­ern. „Das war schon fast erotisch”, sagte eine Besucherin beim Herausgehe­n. Recht hatte sie.

Da geht es in einem Lied um die Sehnsucht einer unerfüllte­n Liebe. Es schmerzt richtig in der Seele. Ein anderes erzählt von der fernen Stadt Isfahan, nur hundert Kilometer von Teheran entfernt, aber für die Liebenden gefühlte tausend Kilometer weg. Es erklangen auch mehrere Gedichte des großen Poeten Hafi, der mit seinen Versen sogar Goethe beeinfluss­te. Denn dieser nahm die Gedanken des Dichters in seinen „West-östlichen Diwan” auf. Weiter ging es mit den klassische­n Dichtern Buchara und Mulana. Aus den Liedern von Mulana hatte sich die Sängerin ein Stück ausgesucht, welches schon fast einem modernen Rap gleiche, so Abadi in seiner Ankündigun­g. Und daher forderte er das Publikum auf, eifrig mitzumache­n. Dem folgten die Besucher in der Paterskirc­he willig.

Das nächste Konzert in der Reihe findet am Donnerstag, 8. November, ab 20 Uhr wieder in der Paterskirc­he statt. Dann heißt es mit der argentinis­chen Sängerin und Gitarristi­n Luciana Jury „Starke Stimmen aus den Vorstädten”.

Karten im Kulturforu­m Burgstraße, Tel. 02152 917-264 oder kartenverk­auf@kempen.de

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FOTO: N. PRÜMEN Die Sängerin Sepideh Raissadat mit einer Setar in Kempen.

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