Rheinische Post Krefeld Kempen
Brandbrief: Junkie-Szene verlagert sich
Der Lutherplatz hat sich zum Treffpunkt für Konsumenten harter Drogen entwickelt. Die Bezirksvertretung Süd fordert ein Handlungskonzept, auch, weil sich in unmittelbarer Nähe zwei, demnächst drei, Kindertagesstätten befinden.
Die Bezirksvorsteherin des Südbezirks, Gisela Brendle-Vierke, hat sich jetzt im Namen der Bezirksvertretung mit einem Brandbrief an die Verwaltung gewendet und fordert ein Handlungskonzept zur Eindämmung der Trinkerszene am Lutherplatz ein.
Die Lage an dem Brennpunkt im Krefelder Süden hat sich in den letzten Monaten zugespitzt. Der Fachbereich Soziales berichtet, dass zunehmend Konsumenten harter Drogen vom Hirschfelder Platz und vom Theaterplatz auf den Lutherplatz ausweichen. Die Belästigung für die Allgemeinbevölkerung habe sich dadurch vergrößert. Eine weitere neue Entwicklung ist, dass auf der Christian-Roos Straße seit einigen Wochen kampiert wird. Für Brendle-Vierke sind die Zustände insbesondere unter dem Aspekt untragbar, dass sich in unmittelbarer Nähe zwei Kitas befinden und eine weite- re Kita für acht Gruppen sich direkt am Lutherplatz derzeit im Bau befindet. Sie schreibt:
“Eine Vielzahl von Menschen hat sich den Lutherplatz sowie die Grünfläche am Baubereich der neuen Kindertagesstätte zu eigen gemacht, es wird gemeinsam getrunken, palavert, geschlafen, die Notdurft verrichtet. Ein Teil der „Platzbesetzung“besteht aus deutschsprachigen meist Männern, aber auch einigen Frauen, die in der Regel nicht wohnungslos sind. Ein anderer Teil ist eher dem osteuropäischen Sprachbereich zuzuordnen und führt in dem genannten Bereich schlafend oder auch wach das Alltagsleben. Mit einbezogen ist die Christian-Roos-Straße, dort wird seit einiger Zeit auch gezeltet.
Die Bürgerinnen und Bürger des Südbezirks bitten dringend um den Besuch von Sozialarbeitern zur Betreuung der wohnungslosen Menschen und den regelmäßigen Einsatz des kommunalen Ordnungsdienstes. Hier hat sich ein Brennpunkt entwi- ckelt, der die Menschen dieses Bezirks verunsichert und speziell die Mütter mit ihren Kindern, die zu den zwei Kitas auf der Märklinstraße gehen und das Geschehen sehen, ängstigt.
Dringend benötigen wir hier den Einsatz von Fachleuten, die beratend und klärend wirken können. Wir sollten als Gesellschaft nicht zulassen, dass ein Platz, der Aufenthalt für große und kleine Bürger bieten könnte, fest in der Hand einer Randgruppe verbleibt.
Deshalb bitten wir dringend um die Erarbeitung und Vorlage eines Handlungskonzeptes zur Eindämmung des öffentlichen Alkoholgenusses im genannten Umfeld. Die Besucher der Kirche, des Klinikums, der Villa Sonnenschein sowie der Kindertagesstätten sind betroffen.“
Während eine Stellungnahme des Fachbereichs Ordnung noch auf sich warten lässt, hat der Fachbereich Soziales der Bezirksvorsteherin bereits geantwortet. „Die in Ihrem Schreiben dargestellte Ent- wicklung ist bekannt“, heißt es. Die überwiegende Anzahl von Personen sei nicht wohnungslos. „In zunehmendem Maße stoßen jetzt Klienten hinzu, die vorher den Hirschfelder Platzes oder den Theaterplatz besuchten, also auch Menschen, die als Konsumenten harter Drogen gelten.“Aufgrund der geschilderten Situation werde der Fachbereich Soziales in Abstimmung mit Caritas und Diakonie alles Notwendige in dieWege leiten, um die Lage am Lutherplatz und der Christian-Roos Straße zu entschärfen.
Bezirksverordneter Bernd Albrecht (FDP) sieht einen Zusammenhang mit der kostenlosen Verteilung von Lebensmitteln durch einen Verein, das habe mehr Menschen zum Lutherplatz gelockt. Brendle-Vierke ergänzte, dieses Angebot, das„ganz, ganz gut gemeint“sei, führe zu einemWohlfühlcharakter, mache aber den Umgang mit den Menschen dort noch komplizierter.