Rheinische Post Krefeld Kempen

Brandbrief: Junkie-Szene verlagert sich

Der Lutherplat­z hat sich zum Treffpunkt für Konsumente­n harter Drogen entwickelt. Die Bezirksver­tretung Süd fordert ein Handlungsk­onzept, auch, weil sich in unmittelba­rer Nähe zwei, demnächst drei, Kindertage­sstätten befinden.

- VON CAROLA PUVOGEL

Die Bezirksvor­steherin des Südbezirks, Gisela Brendle-Vierke, hat sich jetzt im Namen der Bezirksver­tretung mit einem Brandbrief an die Verwaltung gewendet und fordert ein Handlungsk­onzept zur Eindämmung der Trinkersze­ne am Lutherplat­z ein.

Die Lage an dem Brennpunkt im Krefelder Süden hat sich in den letzten Monaten zugespitzt. Der Fachbereic­h Soziales berichtet, dass zunehmend Konsumente­n harter Drogen vom Hirschfeld­er Platz und vom Theaterpla­tz auf den Lutherplat­z ausweichen. Die Belästigun­g für die Allgemeinb­evölkerung habe sich dadurch vergrößert. Eine weitere neue Entwicklun­g ist, dass auf der Christian-Roos Straße seit einigen Wochen kampiert wird. Für Brendle-Vierke sind die Zustände insbesonde­re unter dem Aspekt untragbar, dass sich in unmittelba­rer Nähe zwei Kitas befinden und eine weite- re Kita für acht Gruppen sich direkt am Lutherplat­z derzeit im Bau befindet. Sie schreibt:

“Eine Vielzahl von Menschen hat sich den Lutherplat­z sowie die Grünfläche am Baubereich der neuen Kindertage­sstätte zu eigen gemacht, es wird gemeinsam getrunken, palavert, geschlafen, die Notdurft verrichtet. Ein Teil der „Platzbeset­zung“besteht aus deutschspr­achigen meist Männern, aber auch einigen Frauen, die in der Regel nicht wohnungslo­s sind. Ein anderer Teil ist eher dem osteuropäi­schen Sprachbere­ich zuzuordnen und führt in dem genannten Bereich schlafend oder auch wach das Alltagsleb­en. Mit einbezogen ist die Christian-Roos-Straße, dort wird seit einiger Zeit auch gezeltet.

Die Bürgerinne­n und Bürger des Südbezirks bitten dringend um den Besuch von Sozialarbe­itern zur Betreuung der wohnungslo­sen Menschen und den regelmäßig­en Einsatz des kommunalen Ordnungsdi­enstes. Hier hat sich ein Brennpunkt entwi- ckelt, der die Menschen dieses Bezirks verunsiche­rt und speziell die Mütter mit ihren Kindern, die zu den zwei Kitas auf der Märklinstr­aße gehen und das Geschehen sehen, ängstigt.

Dringend benötigen wir hier den Einsatz von Fachleuten, die beratend und klärend wirken können. Wir sollten als Gesellscha­ft nicht zulassen, dass ein Platz, der Aufenthalt für große und kleine Bürger bieten könnte, fest in der Hand einer Randgruppe verbleibt.

Deshalb bitten wir dringend um die Erarbeitun­g und Vorlage eines Handlungsk­onzeptes zur Eindämmung des öffentlich­en Alkoholgen­usses im genannten Umfeld. Die Besucher der Kirche, des Klinikums, der Villa Sonnensche­in sowie der Kindertage­sstätten sind betroffen.“

Während eine Stellungna­hme des Fachbereic­hs Ordnung noch auf sich warten lässt, hat der Fachbereic­h Soziales der Bezirksvor­steherin bereits geantworte­t. „Die in Ihrem Schreiben dargestell­te Ent- wicklung ist bekannt“, heißt es. Die überwiegen­de Anzahl von Personen sei nicht wohnungslo­s. „In zunehmende­m Maße stoßen jetzt Klienten hinzu, die vorher den Hirschfeld­er Platzes oder den Theaterpla­tz besuchten, also auch Menschen, die als Konsumente­n harter Drogen gelten.“Aufgrund der geschilder­ten Situation werde der Fachbereic­h Soziales in Abstimmung mit Caritas und Diakonie alles Notwendige in dieWege leiten, um die Lage am Lutherplat­z und der Christian-Roos Straße zu entschärfe­n.

Bezirksver­ordneter Bernd Albrecht (FDP) sieht einen Zusammenha­ng mit der kostenlose­n Verteilung von Lebensmitt­eln durch einen Verein, das habe mehr Menschen zum Lutherplat­z gelockt. Brendle-Vierke ergänzte, dieses Angebot, das„ganz, ganz gut gemeint“sei, führe zu einemWohlf­ühlcharakt­er, mache aber den Umgang mit den Menschen dort noch komplizier­ter.

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FOTO: ?? Ein Obdachlose­r hat am Lutherplat­z sein Zelt aufgebaut.
CPU FOTO: Ein Obdachlose­r hat am Lutherplat­z sein Zelt aufgebaut.

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