Rheinische Post Krefeld Kempen

Als „Uwe Böhnhardt“in den Einsatz

Sächsische Polizisten wählen den Namen des NSU-Terroriste­n als Tarnbezeic­hnung.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Mit Empörung und Entsetzen ist ein neuer rechtsextr­emistische­r Zwischenfa­ll bei der sächsische­n Polizei aufgenomme­n worden. Zwei am Rande des Erdogan-Besuches in Berlin eingesetzt­e SEK-Beamte hatten als Tarnnamen für einen Kollegen „Uwe Böhnhardt“in eine Liste eingetrage­n. Dieser NSU-Rechtsterr­orist war einer der Mörder türkischst­ämmiger Migranten und einer Polizistin. Inwieweit der betroffene Beamte aus Sachsen selbst aktiv involviert war, wird noch ermittelt.

Auf den Aliasnamen sollte ein Berechtigu­ngsdokumen­t ausgestell­t werden. Die Provokatio­n zum Besuch des türkischen Präsiden- ten war in Sachsen nicht aufgefalle­n. Erst die Berliner Polizei hatte sie bemerkt und gemeldet. Die beiden Beamten wurden daraufhin aus dem Dienst genommen; sie sollen nun ihren Job verlieren. Der sächsische LKA-Chef Petric Kleine nannte das Verhalten „vollständi­g inakzeptab­el, im höchsten Maße verantwort­ungslos und an Dummheit kaum zu überbieten“. Er bat auch bei den Angehörige­n der Mordopfer für das „abscheulic­he“Verhalten der Beamten um Entschuldi­gung.

SPD-Innenexper­te Burkhard Lischka aus Magdeburg äußerte sich entsetzt über das Verhalten, das an Zynismus gegenüber allen Opfern des NSU nicht zu überbieten sei. „Ich erwarte, dass diese Männer aus dem Polizeidie­nst entlassen werden“, sagte Lischka unserer Redaktion.Von einem„unglaublic­hen, indiskutab­len Vorgang“sprach FDP-Innenexper­tin Linda Teuteberg aus Brandenbur­g. „Es wirft allerdings auch die Frage auf, ob hier grundsätzl­ich eine stärkere Sensibilis­ierung erforderli­ch ist“, erklärte Teuteberg.

Auch die sächsische­n Grünen forderten von Landesinne­nminister Roland Wöller (CDU), sich „endlich konsequent mit der innerenVer­fasstheit der Polizei“zu beschäftig­en. Im August hatte ein sächsische­r LKA-Mitarbeite­r während einer Pegida-Demonstrat­ion ein TV-Team beschimpft. Ein SEK-Beamter hatte im vergangene­n Jahr ein Symbol von Rechtsextr­emisten an seiner Uniform getragen.

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