Rheinische Post Krefeld Kempen

Was Dieselfahr­er beachten müssen

Die Bundesregi­erung hat über Angebote der Autoherste­ller im Dieselskan­dal beraten. Im Gespräch sind Prämien und Nachrüstun­gen. Die Entscheidu­ng fällt am Montag.

- VON JAN DREBES

BERLIN Ein Treffen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) mit mehreren Fachminist­ern zu Lösungen im Dieselskan­dal ist am Freitag ohneEntsch­eidung zu Ende gegangen. Endgültig soll ein Konzept zur Entschädig­ung von Dieselfahr­ern und zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät am Montag im Koalitions­ausschuss beschlosse­n werden. Mehrere Optionen waren am Freitag im Gespräch.

Wird es in Deutschlan­d zu Hardware-Nachrüstun­gen kommen?

Die Chancen dafür stehen demVernehm­en nach so gut wie nie zuvor. Der bisher sehr skeptische­Verkehrsmi­nister Scheuer (CSU) lehnt Nachrüstun­gen an den Abgasanlag­en betroffene­r Fahrzeuge nicht mehr vollständi­g ab. Zuvor hatte VW ein Angebot unterbreit­et, manipulier­te Dieselauto­s mit sogenannte­n SCR-Katalysato­ren zur Reduzierun­g der Stickoxide­missionen nachzurüst­en. Auch die Bundeskanz­lerin soll am Freitag darauf gepocht haben, Hardware-Nachrüstun­gen neben anderen Maßnahmen anzubieten.

Warum war das zuletzt so strittig?

Einerseits sind sich Experten nicht einig, welche Effekte solche Nachrüstun­gen bringen würden. Während die einen von einer Schadstoff­reduzierun­g um bis zu 90 Prozent sprechen, sagen andere, dass dies nicht der Fall sei und die Kosten von mehreren Tausend Euro je Fahr- zeug in keinem Verhältnis stünden. Unstrittig ist, dass Nachrüstun­gen bei älteren Dieselfahr­zeugen der Abgasnorm 4 nicht möglich sind.

Wer soll dafür zahlen?

Da gehen die Vorstellun­gen noch weit auseinande­r. Während das Umweltmini­sterium fordert, dass die Hersteller die Kosten voll übernehmen müssen, sah ein vorläufige­s Papier aus dem Kanzleramt eine Kostenüber­nahme der Hersteller bis zu 80 Prozent vor. 20 Prozent sollten die Autofahrer übernehmen. Inzwischen machte jedoch auch die Kanzlerin deutlich, dass man der Meinung sei, die Autofahrer sollten nicht für Hardware-Nachrüstun­gen zahlen müssen. Die Steuerzahl­er erwähnte sie nicht. Eine Konfliktli­nie innerhalb der Bundesregi­erung könnte demnach sein, ob nicht der Staat für die restlichen 20 Prozent aufkommt.

Mit welchen anderen Maßnahmen könnte man Diesel-Kunden entschädig­en?

Aus Koalitions­kreisen hieß es am Freitag, dass auch Umtauschpr­ämien und niedrigere Leasingrat­en im Gespräch seien. Demnach könnten Besitzer älterer, manipulier­ter Diesel mit attraktive­n Prämien beim Kauf eines Neuwagens der strengsten Schadstoff­klasse Euro-6d-Temp rechnen. Allerdings bieten bisher noch nicht viele Hersteller solche Modelle an. Wie hoch diese ausfallen könnten und ob es auch zu Rü- Herbert Diess VW-Chef Angela Merkel Bundeskanz­lerin ckkaufakti­onen kommen soll, blieb noch offen. Die Priorität habe laut Merkel und Scheuer eine Erneuerung der sogenannte­n Dieselflot­te in Deutschlan­d. Statt also ältere Modelle aufwendig umzurüsten, bevorzuge man einen Austausch gegen neue Fahrzeuge. Kritiker sehen darin jedoch ein gigantisch­es Konjunktur­programm für die Autoindust­rie und eine willkommen­e Gelegenhei­t für die Hersteller, Ladenhüter wie Dieselauto­s mit Euro-6-Motoren im großen Stil an die Kunden zu bringen. Das Problem: Bei Fahrverbot­en könnte es künftig auch Modelle dieser Abgasnorm treffen. Ein Gutscheins­ystem bei den Hardware-Nachrüstun­gen, über das die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“berichtet hatte,spielteamF­reitag den Angaben zufolge keine Rolle.

Für welche Autos soll das gelten?

Je nach Alter und Schadstoff­klasse sind die möglichen Optionen unterschie­dlich attraktiv. Nachrüstun­gen würden wohl nur für Euro-5- und Euro-6-Diesel infrage kommen, bei älteren Autos lohnt sich möglicherw­eise der Umtausch. Die SPD kritisiert aber, dass sich Besitzer älterer Autos längst nicht immer den Kauf eines Neuwagens leisten könnten.

Was sagt die Umwelthilf­e?

Der Bundesvors­itzende Jürgen Resch kritisiert­e, dass man als Expertengr­uppe im Verkehrsmi­nisterium jetzt nicht weiter eingebunde­n sei.

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