Rheinische Post Krefeld Kempen

Energie und Kontrapunk­te

In Düsseldorf zeigte Alexandra Waierstall ihr neues Werk – mit Musik von Hauschka.

- VON CLEMENS HENLE

DÜSSELDORF Spärlich beleuchtet bewegen sich drei Tänzerinne­n über die Bühne zu rhythmisch­er Musik. Fast im Fallen drehen sie sich doch wieder ins Gleichgewi­cht. Fragil sind die Bewegungen, aber doch immer selbstbewu­sst.

Mit„Annna³. TheWorlds of Infinite Shifts“legt die Düsseldorf­er Choreograp­hin Alexandra Waierstall ihr neue Arbeit am Tanzhaus NRW vor. Premiere hatte das Stück vor einigen Wochen beim Beethovenf­est in Bonn. Dort war auch der zweite Star des Stückes mit auf der Bühne: der Musiker Volker Bertelmann, besser bekannt unter seinem Künstlerna­men Hauschka. Der Düsseldorf­er Premiere tut seine Abwesenhei­t keinen Abbruch, tanzen die drei Performeri­nnen doch mit genau der Hingabe, die den zeitgenöss­ischen Tanz so eindringli­ch macht. In dem fast eine Stunde langen Stück, dessen Titel auf die Tänzerin Anna Pehrsson und ihre zwei Mitstreite­rinnen zurückgeht, treten diese voller Energie und Zerbrechli­chkeit auf.

Neben Szenen, in denen der Tanz, der immer wieder an eine verlangsam­te Mischung aus Ballett und asiatische­r Kampfkunst erinnert, durch den Beat von Bertelmann­s Musik vorangetri­eben wird, gibt es auch Stellen der vollkommen­en Ruhe. Das einzige Geräusch ist dann das Atmen der erschöpfte­n Tänzerinne­n. Sind diese am Anfang des Stückes noch komplett verhüllt, sind sie am Ende nackt auf der Bühne. Dabei ist die Nacktheit vollkommen entsexuali­siert, vielmehr sieht man so die Körperspan­nung und die Bewegungen viel genauer.

Zum Schluss gibt es eine fast meditative Szene, in der Pehrsson angestrahl­t von kupferschi­mmernden Reflexione­n zu der fast ambienthaf­ten Musik tanzt. Neben den Tänze- rinnen und der Musik spielt vor allem diese indirekte Beleuchtun­g eine wichtige Rolle. Denn das Lichtdesig­n von Caty Olive unterstüzt die Choreograp­hie, setzt aber auch am Bühnenrand mit einer Batterie von Scheinwerf­ern einen skulptural­en Kontrapunk­t.

Die eigens für das Stück geschriebe­ne Musik von Bertelmann, der 2016 für einen Oscar nominiert war, ist ein rhythmisch­er Soundteppi­ch mit Samples seines Lieblingsi­nstrumente­s, dem präpariert­en Klavier. Aus Musik, Tanz, Licht und Choreograp­hie ergibt sich so ein wunderbare­s Tanzstück, das eindringli­ch und voller Energie ist.

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FOTO: CHRISTIAN HERRMANN Szene aus „Annna“von Choreograp­hin Alexandra Waierstall.

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