Rheinische Post Krefeld Kempen
CDU: Neuanfang mit voller Kraft
Die Kempener Christdemokraten haben den 44-jährigen Philipp Kraft zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er will auf die Mitglieder zugehen und auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Bürger haben.
KEMPEN Einige der 80 anwesenden Pasrteimitglieder waren am Ende dann doch ein wenig enttäuscht, dass der neue Kempener CDU-Vorsitzende Philipp Kraft ihnen in seiner Bewerbungsrede vor der Wahl nur sehr wenig über seine kommunalpolitischen Ziele verraten hatte. Gleichwohl erhielt der 44 Jahre alte Personalmanager desWeltkonzerns 3M am Donnerstagabend im Kempener Kolpinghaus 58 Ja-Stimmen – bei 17 Nein-Stimmen und drei Enthaltungen, was einem Anteil von 74,4 Prozent aller 78 gültigen Stimmen entspricht.
Kraft ist ganz klar ein völlig anderer Typ als seine Vorgängerin an der Spitze des CDU-Stadtverbandes, Rita Ulschmid. Die Ratsfrau aus Tönisberg ging in ihrem letzten Rechenschaftsbericht als Parteivorsitzende detailliert auf Veranstaltungen und Aktionen in den vergangenen vier Jahren ihrer Amtszeit ein. Philipp Kraft stellte sich den erschienenen Mitgliedern als Kommunalpolitiker mit bundespolitischem Anstrich vor. Er sprach über die Asylpolitik, dass sich die Christdemokraten stärker gegenüber den Rechtspopulisten – vor allem der AfD – abgrenzen müssten. Er sprach sich dafür aus, dass die CDU wieder mehr Vertrauen schaffen müsse in eine verlässliche Politik. Die CDU müsse für Zuversicht sorgen und wieder stärker hinhören, wenn die Bürger im Lande Sorgen und Nöte äußerten.
Kommunalpolitische Themen standen bei Krafts Vorstellungsrede im Hintergrund. Er sprach lediglich die Herausforderungen der Partei mit Blick auf die Europawahl 2019 und die Kommunalwahlen 2020 an und betonte: „Hier vor Ort entscheidet sich, ob das Große und Ganze gelingt.“Er sprach sich dafür aus, dass man deutlicher ausstrahlen solle, was die CDU in Kempen erreicht hat und künftig erreichen will.
Außerdem will die CDU neue Mitglieder werben. Wie viele der etablierten Parteien bundesweit hat auch die Union Nachwuchsprobleme. Der Altersdurchschnitt der aktuell 427 Parteimitglieder in Kempen liegt bei über 60 Jahren. Deshalb will der neue CDU-Vorstand verstärkt vor allem junge Menschen für eine aktive Mitarbeit in der Partei gewin- nen. Das soll Maximilian Thelen übernehmen. Der 23 Jahre alte Student aus Tönisberg ist Geschäftsführer der Jungen Union Kempen-Grefrath und als sachkundiger Bürger in einigen Ausschüssen des Stadtrates aktiv. Thelen wurde mit 96 Prozent der abgegebenen Stimmen als neuer Mitgliederbeauftragter in den CDU-Vorstand gewählt. Es war das zweitbeste Ergebnis für den sympathischen und engagierten Nachwuchspolitiker. Noch höher liegen die Sympathiewerte bei Steffi Beyss. Die St. Huberterin gehört seit vielen Jahren dem Parteivorstand als Schatzmeisterin an. Bei ihrer Wiederwahl erhielt sie satte 97,4 Pro- zent aller abgegebenen Stimmen – das beste Ergebnis am Donnerstagsabend.
Um die Positionen der beiden stellvertretenden Vorsitzenden gab es diesmal zwei Bewerber und eine Bewerberin. Da auch die CDU bei der Besetzung von Vorstandsämtern ein so genanntes Frauenquorum berücksichtigen muss, war von vornherein klar, dass die 51-jährige Susanne Kranzusch einen der beiden Stellvertreterposten erringen wird. Im Amt als Parteivize wurde CDU-Ratsherr Gerd-Wilhelm Stückemann (52) für eine weitere zweijährige Amtszeit bestätigt. Klaus Theißen (64), in den ver-
gangenen Jahren als Vize-Vorsitzender im Stadtverbandsvorstand, schied dagegen aus. Geschäftsführer bleibt Hans-Willi Schmitz. Er erhielt bei seiner Wiederwahl 90,8 Prozent der Stimmen.
Bislang ist Philipp Kraft noch nicht in die Arbeit der CDU-Stadtratsfraktion eingebunden. Das soll sich jetzt ändern. Der neue Parteivorsitzende erhält nun qua Amt regelmäßig Einladungen zu den Sitzungen der Stadtverordneten und sachkundigen Bürger der Kempener Christdemokraten.