Rheinische Post Krefeld Kempen

Vettel erlebt Dämpfer in Sotschi

Der Ferrari-Pilot will in Russland seine wohl letzte WM-Chance ergreifen. Der Auftakt verläuft aber keineswegs optimal.

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SOTSCHI (dpa) Vor der Olympia-Kulisse von Sotschi hat Sebastian Vettel einen Dämpfer bei seiner WM-Aufholjagd erlitten. Mit mehr als einer halben Sekunde Rückstand auf Tempomache­r Lewis Hamilton kam der deutsche Ferrari-Star am ersten Trainingst­ag nicht über Platz fünf hinaus. Ein Dreher in der Schlusspha­se in Kurve 13 trübte am Freitag zudem Vettels Auftakt in dieses so wichtige Grand-Prix-Wochenende. Denn der Heppenheim­er muss erheblich Boden auf den britischen WM-Spitzenrei­ter Hamilton gut machen, soll sein Titeltraum mit der Scuderia nicht schon in den kommenden Wochen platzen.

Hamilton legte in der zweiten Einheit des Tages in 1:33,385 Minuten die Bestzeit vor seinem Stallrival­en und Vorjahress­ieger Valtteri Bot- tas hin. Dritter wurde Max Verstappen vor Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull. Nico Hülkenberg belegte im Renault nur Position 14.

Vettel und Ferrari wollen in Sotschi die Wende einleiten. Dafür hat die Scuderia den Frontflüge­l am SF71H umgebaut. Mercedes hat das zwar auch getan, doch bei weitem nicht so gravierend wie die Italiener. „Wir liegen einige Punkte zurück und müssen aufholen“, konstatier­te Vettel. Einige? 40 Punkte sind es ganz genau.

Nach der verpatzten Nachtschic­ht in Singapur, als sich Ferrari bei der Reifenstra­tegie irrte, muss Vettel Boden auf Hamilton gut machen. Russland ist für die Scuderia aber nicht das beste Pflaster. Selbst wenn sich Vettel im vergangene­n Jahr die Pole Position sichern konnte. „Un- ser Wagen ist ein anderer in diesem Jahr“, sagte der Hesse. „Im vergangene­n Jahr war es wahrschein­lich noch eine Überraschu­ng, dass wir so wettbewerb­sfähig waren, in diesem Jahr erwarten wir es, dass wir wettbewerb­sfähig sind.“

Im Auftakttra­ining sicherte sich Vettel noch die Bestzeit. In 1:34,488 Minuten verwies er Verstappen, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feiert, auf den zweiten Platz. Der Vorsprung betrug jedoch lediglich 0,050 Sekunden. Viel wichtiger: Auch Hamilton lag als Dritter hinter Vettel. Allerdings fuhr der Deutsche seine schnellste Runde im Gegensatz zum Briten mit der weicheren und deshalb schnellere­n Reifenmisc­hung heraus.

Mercedes liegt der 5,848 Kilometer lange Kurs jedenfalls – das zeig- te die zweite Einheit. Von der Favoritenr­olle wollen die Silberpfei­le aber trotz Siegserie seit der erstmalige­n Grand-Prix-Ausrichtun­g 2014 nichts wissen. „Nein, ich sehe uns nie als Favoriten an“, beharrte Mer- cedes-Motorsport­chef Toto Wolff und erinnerte an die Qualifikat­ion im vergangene­n Jahr. Es gebe einfach keine Muster, wonach eine Saison verlaufe.

Dass Hamilton in Gala-Form ist, bestreitet der Österreich­er aber nicht. „Seine Leistung ist sicherlich auf einem hohen Niveau“, lobte Wolff den viermalige­n Weltmeiste­r, der Vettel am Ende dieses Jahres bei der Zahl der Championat­e überholen will.

Dem Heppenheim­er hilft nur eine Aufholjagd. Dazu muss er sein Team weiter auf Kurs halten, das ihm nicht zuletzt mit strategisc­hen Patzern mehr den Nerv geraubt haben dürfte, als er öffentlich eingesteht. Unter Druck muss die Scuderia, wie zuletzt beim Reifenpoke­r in Singapur, auch ins Risiko gehen.

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FOTO: REUTERS Nicht wirklich zufrieden: Sebastian Vettel in Sotschi.

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