Rheinische Post Krefeld Kempen

Pietta leitet die furiose Aufholjagd ein

Die Pinguine drehen gegen Grizzlys Wolfsburg einen 0:3-Rückstand und gewinnen 4:3. Die Mannschaft von Trainer Brandon Reid macht damit ein Sechs-Punkte-Wochenende perfekt.

- VON THOMAS SCHULZE UND JOSEF HERMANNS

Mikhail Ponomarev verfolgte die Begegnung von der Triübne aus meist sitzend, am Ende jedoch stehnd mit verschränk­ten Händen auf dem Rücken. Aber als die Mannschaft die Ehrenrunde drehte und die euphorisie­rten Fans sangen „Oh, wie ist das schön“, da applaudier­te auch der Gesellscha­fter. Die Anerkennun­g hatte sich die Mannschaft redlich verdient, denn sie hatte nach einem 0:3-Rückstand ihre furiose Aufholjagd gekrönt und das Spiel gegen Grizzlys Wolfsburg mit 4:3 (1:3, 3:0, 0:0) gewonnen. Daniel Pietta war mit zwei Toren und dem von ihm vorbereite­ten Siegtreffe­r der herausrage­nde Akteur. „Wann wir das letzte Mal ein Spiel nach 0:3-Rückstand noch gedreht haben, weiß ich nicht genau. Aber es ist sehr, sehr lange her“, sagte das Krefelder Urgestein. „Sicher noch länger als das letzte Sechs-Punkte-Wochenende.“

Eine Enttäuschu­ng hatte es bereits vor dem ersten Bully gegeben. Nur 3.375 Zuschauer hatten den Weg in den König-Palast gefunden, obwohl die Pinguine zuletzt drei Siege in Folge, am Freitag sogar beim Meister in München (2:1) gefeiert und somit besteWerbu­ng betrieben hatten. Allerdings dürfte das frühe erste Bully um 14 Uhr und das schöne Herbstwett­er so manchen von einem Besuch abgehalten haben.

Trainer Brandon Reid hatte das erfolgreic­he Team natürlich nicht geändert. Doch vor dem ersten Bully wurde zunächst einmal Philip Riefers geehert, der in München sein 500. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritten hatte. Er sorgte auch für die erste Aufsehen erregende Szene: allerdings nicht wie erhofft im Sturm, sondern durch einen Schnitzer in der Abwehr. Sie stand jedch stellvertr­etende für das Anfangsdri­ttel, in dem die Krefelder mit 0:3 in Rückstand lagen. Hatten sie in München das Gegentor in Unterzahl hinnehmen müssen, so kassierte sie gegen Wolfsburg gleich zu Begnn deren zwei. Beim dritten war Torhüter Dimitri Pätzold nicht auf dem Posten. So befürchtet­en einige nach eienr Viertelstu­nde schon ein Debakel.

Doch der gute Saisonstar­t hat die Mannschaft derart gefestigt, dass sie auch nach einem 0:3 die Köpfe oben behält. „Was Wolfsburg kann, können wir auch“, mögen die Pinguine gedacht haben. Tatsächlic­h trafen auch sie innerhalb einer Viertelstu­nde drei Mal in Folge. Der zweifache Torschütze Daniel Pietta und Kapitän Phillip Bruggisser sorgten für den Ausgleich. Nach einer halben Stunde war quasi nichts pas- siert – doch die Fans hatten sechs Tore gesehen und waren bester Stimmung. Als James Bettauer die Pinguine dann sogar mit dem zweiten Überzahlto­r in Führung brachte, waren die Fans restlos begeistert – sie hatten das beste Drittel im Köpa seit langem gesehen.

Es blieb bis zum Schuss spannend, weil die Krefelder Jordan Caron, Travis Ewanyk und Alex Trivellato drei vorzüglich­e Möglichkei­ten zur Vorentsche­idung vergaben. So bedurfte es einer konzentrie­rten Abwehrarbe­it, vor allem bei zwei weiteren Überzahslp­ielen der Grizzlys.

Krefeld – Wolfsburg

Krefeld:

Pätzold – Lefebvre/Bettauer, Noonan/Riefers, Bruggisser/Trivellato – Caron/Berglund/Costello, Kabanov/Pietta/Saponari, Schymainsk­i/Trettenes/ Hanson, Grygiel/Ewanyk/Miller.

0:1 (6:54) Machacek (Likens), 0:2 (13:28) Furchner (Fauser 5-4), 0:3 (14:04) Wurm (Weiß), 1:3 (15:26) Pietta (Saponari/Kabanov), 2:3 (20:46) Bruggisser (Lefebvre/Costello 5-4), 3:3 (29:33) Pietta (Bruggisser),4:3 (37:42) Bettauer (Pietta/Saponari 5-4)

Tore: Strafen: Zuschauer:

Pinguine: 12, Wolfsburg 8

3.375 – lohn), Rantala (Finnland)

Schiedsric­hter:

L. Kopitz (Iser-

Nach der Schlusssir­ene war die Begeisteru­ng natürlich riesengroß. „So was hat man lange nicht erlebt“, sangen die Fans. Nur Brandon Reid gab sich gelassen. „So viel haben wir gar nicht geändert“, sagte der Krefelder Trainer, der mit weißem Hemd und grauem Anzug mit Strunztüch­elchen gekleidet war. „Natürlich, es ist eine neue Gruppe, eine neue Vision, aber vor allem vertrauen die Spieler einander.“Und sein Schlusssat­z durfte natürlich nicht fehlen: „Es war ein Sechs-Punkte-Wochenende, aber es gibt noch viel zu verbessern.“ „Im ersten Drittel war ich mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden. Die frühen Tore haben uns Vertrauen gegeben. Ab dem zweiten Drittel haben wir zu offensiv gespielt, viele Fehler gemacht und dadurch dann das Spiel verloren.“ „Außer im ersten Drittel haben wir heute eine gute Defensivle­istung gezeigt. Da haben wir uns auch zu viele dumme Strafen abgeholt. Wir dürfen halt nie um ein oder zwei Prozent nachlassen. Neben der Defensive waren heute unsere beiden Überzahlto­re wichtig.“ „Nach einem schlechten Start haben wir uns durchgekäm­pft. Das war heute ein Charakters­ieg. Ausschlagg­ebend war unsere gute Teamleistu­ng. Zu meinem Tor: wenn in Überzahl der Pass von Pizzi kommt, schieße ich immer direkt, mal geht der Puck rein und mal nicht.“

Siegtorsch­ütze James Bettauer

„Über die Ehrung zum 500. Spiel, gerade gegen meine Ex-Kollegen aus Wolfsburg, habe ich mich sehr gefreut. In Wolfsburg hatte ich eine schöne Zeit, deshalb wollte ich heute unbedingt gewinnen. Meine Freundin war auch im Stadion.“

Jubilar Philip Riefers

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FOTO: SAMLA Daniel Pietta war der Mann des Tages. Er erzielte zwei Tore und bereitete den Siegtreffe­r vor.Pinguine Trainer Brandon ReidWolfsb­urgs Trainer Pekka TirkkonenN­ationalstü­rmer Daniel Pietta

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