Rheinische Post Krefeld Kempen

Das fruchtbare Fünfer-Kollektiv

Die Krefeld Pinguine eroberten sich am Sonntag mit dem Sieg gegen Wolfsburg Platz eins der Heimtabell­e. Die beiden Erfolge vom Wochenende zeigen, dass die Mannschaft weiter Fortschrit­te macht, besonders in der Defensive.

- VON H.-G. SCHOOFS UND JOSEF HERMANNS

Den Berufs-Kritikern - und Nörglern im Krefelder Eishockey verschlug es amWochenen­de bestimmt die Sprache. Sie hatten wohl am wenigsten mit sechs Punkten aus den Duellen gegen München und Wolfsburg gerechnet. Damit katapultie­rten sich die Pinguine nach sechs Spieltagen auf Platz eins der DEL-Heimtabell­e. In vier Begegnunge­n in Folge punktete das Team auf eigenem Eis. Das gab es zuletzt gegen Ende der Saison 2015/16.

Das alles ist zu diesem Zeitpunkt eine wunderschö­ne Momentaufn­ahme, die aber nach drei mageren Jahren überaus gut tut und weiter die Hoffnung auf bessere Zeiten nährt. Denn die Marschrout­e des neuen Trainers Brandon Reid, Schritt für Schritt Fortschrit­te machen zu müssen, bestätigte sich besonders im Duell mit dem Meister. Gegen ein Team, das deutlich mehr Talent zu bieten hat, gewann Krefeld verdient. München kam zu keiner Kontermögl­ichkeit und kaum mal gefährlich vor das Tor von Dimitri Pätzold. Auch alle drei Stürmer beteiligte­n sich an der Abwehrarbe­it und bildeten eine Sperrzone vor dem eigenen Kasten. „Uns ist es nicht gelungen, in die gefährlich Zone vor das Tor zu kommen, wir hatten nur Torgelegen­heiten von außen“, sagte Ex-Pinguin Patrick Hager.

Trainer Reid predigt den Spielern seit seinem Amtsantrit­t seine Philosophi­e. Für ihn zählt nur das Kollektiv. Teamgeist, Zusammenha­lt und das Vertrauen untereinan­der sind für ihn Bedingung, damit die fünf Spieler auf dem Eis sein System erfolgreic­h umsetzen können. Das Spiel gegen Wolfsburg zeigte, dass die Mannschaft an das System glaubt, was Daniel Pietta hin- terher bestätigte: „Drei Gegentore in zehn Minuten dürfen wir uns in Zukunft natürlich nicht wieder leisten. Aber jeder glaubt an unser System und jeder ist für jeden da, das ist der Grund für unseren Erfolg. Wir müssen immer zuerst defensiv denken, wir definieren uns über unsere Defensivle­istung. In der vergangene­n Saison hätten wir so Spiele wie jetzt in München und gegen Wolfsburg nicht gewonnen. In München wären wir vielleicht in die Overtime gekommen, aber den Rückstand gegen Wolfsburg hätten wir nicht mehr gedreht, weil wir da den Kopf verloren hätten und dann vogelwild übers Eis gelaufen wären.“Trotz der kleinen Erfolgsser­ie sei das kein Grund, jetzt anzuheben. Das sieht auch Kapitän Phillip Bruggisser so: „Es ist noch sehr früh in der Saison, da kann man noch nicht sagen, wohin die Reise geht. Aber wir sind als Gruppe schnell und gut zusammenge­wachsen, das ist ein wichtiger Grund für unsere Erfolge.“Für den Trainer ist auch das gewonnene Selbstvert­rauen für die positive Entwicklun­g verantwort­lich. „Das ist ein normaler Prozess. Ansonsten habe ich vor den beiden Spielen nicht viel geän- dert. Aber die harte Arbeit im Training zahlt sich natürlich auch aus.“

Für Matthias Roos steckt noch mehr Potenzial in der Mannschaft: „Der Entwicklun­gsprozess ist lange noch nicht abgeschlos­sen. Am ersten Spielwoche­nende haben wir noch zu viel zugelassen. In München wusste die Mannschaft, dass jeder 100 Prozent geben muss, um eine Klatsche zu verhindern. Durch das Vertrauen in unser System blieben die Köpfe auch nach dem 0:3-Rückstand gegen Wolfsburg oben. Dass wir in den ersten und letzten zehn Minuten nicht gut gespielt haben, ist Jammern auf hohem Niveau. Die sechs Punkte und Platz fünf in der Tabelle sind eine tolle Sache für Mannschaft, Trainer und auch für das Team in der Geschäftss­telle. Vom Zuschauerz­uspruch am Sonntag bin ich natürlich etwas enttäuscht, überrascht hat es mich aber nicht. Wolfsburg ist ja auch nicht gerade ein Zuschauerm­agnet. Ich hoffe auf einen guten Besuch am Freitag gegen Straubing. Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns gegen einen direkten Konkurrent­en um Platz 10, da brauchen wir unbedingt drei Punkte.“

 ?? FOTO: SAMLA ?? Krefelds Trainer Brandon Reid machte am Sonntagnac­hmittag kurz vor Spielende bei der Wolfsburge­r Auszeit seinen Spielern deutlich, worauf es auf dem Eis ankommt. Das Fünfer-Kollektiv muss besonders in dieser Phase funktionie­ren.
FOTO: SAMLA Krefelds Trainer Brandon Reid machte am Sonntagnac­hmittag kurz vor Spielende bei der Wolfsburge­r Auszeit seinen Spielern deutlich, worauf es auf dem Eis ankommt. Das Fünfer-Kollektiv muss besonders in dieser Phase funktionie­ren.

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