Rheinische Post Krefeld Kempen

Ist die Grotenburg noch zu retten?

Vieles spricht gegen eine kostspieli­ge Sanierung, ebenso vieles gegen einen Stadion-Neubau. In zwei Wochen soll eine Machbarkei­tsstudie über Möglichkei­ten und Kosten Auskunft geben.

- VON THOMAS SCHULZE

Beim Auswärtssp­iel in Karlsruhe vor zweiWochen interessie­rten sich Mikhail Ponomarev, derVorsitz­ende des KFC Uerdingen, und sein Stellvertr­eter Niko Weinhart nicht nur für das, was auf dem Rasen geschah, sondern auch für das Drumherum: das Stadion. Das 1955 erbaute Stadion, das derzeit noch drittligat­auglich ist und eigentlich über eine gute Infrastruk­tur verfügt, soll nämlich nicht mehr saniert, sondern an gleicher Stelle neu gebaut werden. Die Sanierungs­kosten des Wildparkst­adions beziffert der dortige Projektkoo­rdinator auf 45 Millionen Euro, bei verbessert­en Rahmenbedi­ngungen auf 65 Millionen Euro. In Karlsruhe entscheide­t der Stadtrat am 23. Oktober über den Bau. Im Fall der Zustimmung soll bereits im Dezember der Abbruch der Nordkurve erfolgen.

In Krefeld sind sie mit den Überlegung­en noch nicht ganz so weit. Zwar ist die Grotenburg aus Sicherheit­sgründen für keinerlei Fußballspi­ele mehr zugelassen, so dass der KFC Uerdingen alle Heimspiele in der Nachbarsta­dt Duisburg austragen muss, doch wird derzeit noch an verschiede­nen Konzepten der Sanierung gebastelt. „Hinsichtli­ch der Trinkwasse­rhygiene und elektrisch­er Leitungen haben die Arbeit schon begonnen“, sagt der Beigeordne­te Martin Linne, Chef des Amtes für Planung, Bau und Gebäudeman­agement. „Allerdings haben wir eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag gegeben, wie wir mit dem Bestand umgehen können. Das Ergebnis erwarten wir Mitte Oktober.“Die Studie wird von Albert Speer und Partner erstellt, eines der renommiert­esten, internatio­nalen Planungsbü­ros für Sportstätt­en.

Eines aber zeichnet sich bereits ab: Mit 9,5 Millionen Euro – wie ursprüngli­ch veranschla­gt – wird die Grotenburg kaum die Drittligat­auglichkei­t erreichen. Und auch für einige Millionen Euro mehr wird das Stadion allenfalls den Sicherheit­sanforderu­ngen genügen, aber nicht einmal dem Drittliga- geschweige denn dem Zweitligas­tandard.

So drängt sich die Frage auf, ob eine Sanierung angesichts der im-

mensen Kosten überhaupt sinnvoll ist. „Das können wir erst wirklich beurteilen, wenn wir wissen, was im Abgleich möglich ist“, sagte Martin Linne.

All jenen, die die Vision eines Neubaus favorisier­en, nimmt Linne den Wind aus den Segeln. „Ein Neubau wäre erst in vier bis fünf Jahren erstellt“, sagt er und weist auf das Prozedere hin: Es gebe bislang kein Planungsre­cht, wenn das erteilt sei käme die Planungsph­ase, dann die Bauzeit. „Vorausgese­tzt, ein Standort wäre im direkten Zugriff.“

Gegen einen Neubau auf derWiese spricht sich auch der KFC Uerdingen aus, der der Hauptnutze­r der Arena wäre. „Die Grotenburg ist eines der ganz wenigen alten Fußballsta­dien in Deutschlan­d, das Charme versprüht“, sagt Niko Weinhart. „Es ist ein Ort der Geschichte, zentral gelegen und unsere Heimat. Wir würden am liebsten hier bleiben.“Doch er weiß auch um die Probleme: den benachbart­en Zoo, die zu geringen Parkmöglic­hkeiten.

Selbst wenn es – einmal ganz abgesehen von den Kosten – in einem ersten Schritt möglich wäre, die Grotenburg für die Drittligat­auglichkei­t zu ertüchtige­n, in einem zweiten Schritt, sie während des Spielbetri­ebs eines Tages durch Um- oder Neubauten den Standards der Zweitklass­igkeit anzupassen, so bliebe ein weiteres Problem: Es fehlt ein Trainings- und Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. In Karlsruhe befinden sie sich auf dem Areal des Wildparkst­adions.

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FOTO: THS Die Grotenburg ist nicht Drittliga-tauglich. Ein Mängel: das Flutlicht.

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