Rheinische Post Krefeld Kempen
Ist die Grotenburg noch zu retten?
Vieles spricht gegen eine kostspielige Sanierung, ebenso vieles gegen einen Stadion-Neubau. In zwei Wochen soll eine Machbarkeitsstudie über Möglichkeiten und Kosten Auskunft geben.
Beim Auswärtsspiel in Karlsruhe vor zweiWochen interessierten sich Mikhail Ponomarev, derVorsitzende des KFC Uerdingen, und sein Stellvertreter Niko Weinhart nicht nur für das, was auf dem Rasen geschah, sondern auch für das Drumherum: das Stadion. Das 1955 erbaute Stadion, das derzeit noch drittligatauglich ist und eigentlich über eine gute Infrastruktur verfügt, soll nämlich nicht mehr saniert, sondern an gleicher Stelle neu gebaut werden. Die Sanierungskosten des Wildparkstadions beziffert der dortige Projektkoordinator auf 45 Millionen Euro, bei verbesserten Rahmenbedingungen auf 65 Millionen Euro. In Karlsruhe entscheidet der Stadtrat am 23. Oktober über den Bau. Im Fall der Zustimmung soll bereits im Dezember der Abbruch der Nordkurve erfolgen.
In Krefeld sind sie mit den Überlegungen noch nicht ganz so weit. Zwar ist die Grotenburg aus Sicherheitsgründen für keinerlei Fußballspiele mehr zugelassen, so dass der KFC Uerdingen alle Heimspiele in der Nachbarstadt Duisburg austragen muss, doch wird derzeit noch an verschiedenen Konzepten der Sanierung gebastelt. „Hinsichtlich der Trinkwasserhygiene und elektrischer Leitungen haben die Arbeit schon begonnen“, sagt der Beigeordnete Martin Linne, Chef des Amtes für Planung, Bau und Gebäudemanagement. „Allerdings haben wir eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, wie wir mit dem Bestand umgehen können. Das Ergebnis erwarten wir Mitte Oktober.“Die Studie wird von Albert Speer und Partner erstellt, eines der renommiertesten, internationalen Planungsbüros für Sportstätten.
Eines aber zeichnet sich bereits ab: Mit 9,5 Millionen Euro – wie ursprünglich veranschlagt – wird die Grotenburg kaum die Drittligatauglichkeit erreichen. Und auch für einige Millionen Euro mehr wird das Stadion allenfalls den Sicherheitsanforderungen genügen, aber nicht einmal dem Drittliga- geschweige denn dem Zweitligastandard.
So drängt sich die Frage auf, ob eine Sanierung angesichts der im-
mensen Kosten überhaupt sinnvoll ist. „Das können wir erst wirklich beurteilen, wenn wir wissen, was im Abgleich möglich ist“, sagte Martin Linne.
All jenen, die die Vision eines Neubaus favorisieren, nimmt Linne den Wind aus den Segeln. „Ein Neubau wäre erst in vier bis fünf Jahren erstellt“, sagt er und weist auf das Prozedere hin: Es gebe bislang kein Planungsrecht, wenn das erteilt sei käme die Planungsphase, dann die Bauzeit. „Vorausgesetzt, ein Standort wäre im direkten Zugriff.“
Gegen einen Neubau auf derWiese spricht sich auch der KFC Uerdingen aus, der der Hauptnutzer der Arena wäre. „Die Grotenburg ist eines der ganz wenigen alten Fußballstadien in Deutschland, das Charme versprüht“, sagt Niko Weinhart. „Es ist ein Ort der Geschichte, zentral gelegen und unsere Heimat. Wir würden am liebsten hier bleiben.“Doch er weiß auch um die Probleme: den benachbarten Zoo, die zu geringen Parkmöglichkeiten.
Selbst wenn es – einmal ganz abgesehen von den Kosten – in einem ersten Schritt möglich wäre, die Grotenburg für die Drittligatauglichkeit zu ertüchtigen, in einem zweiten Schritt, sie während des Spielbetriebs eines Tages durch Um- oder Neubauten den Standards der Zweitklassigkeit anzupassen, so bliebe ein weiteres Problem: Es fehlt ein Trainings- und Nachwuchsleistungszentrum. In Karlsruhe befinden sie sich auf dem Areal des Wildparkstadions.