Rheinische Post Krefeld Kempen

Direktoren begeistert von „Schul-WG“

Seit Schuljahre­sbeginn teilen sich drei Schulen aus drei Schulforme­n Container an der Rote-Kreuz-Straße. Die Leiter der Waldorf-, Stephanus- und Realschule Oppum sind voll des Lobes für das Projekt. Echte Probleme gibt es nicht.

- VON SVEN SCHALLJO

BOCKUM Zwischen Schulen besteht immer eine gewisse Spannung und Konkurrenz­situation. Das insbesonde­re, wenn es sich um unterschie­dliche Schulforme­n handelt. Da mutet die Idee, gleich drei Schulen - eine Haupt-, eine Realschule und ein Gymnasium - auf ein Gelände zu packen schon durchaus als Abenteuer an. Zumal wenn das Gymnasium auch noch kein städtische­s ist, sondern es sich um die Waldorfsch­ule handelt, die von Schülern anderer Schulforme­n gern mit einer Mischung aus Neid und abschätzig­em Lächeln betrachtet wird. Das kann nicht gut gehen, wird mancher denken. Oder doch?

Die Stadt Krefeld wagte eben dieses Experiment an der Rote-Kreuz-Straße. Der Neubau für die Oberstufe derWaldorf­schule und einige Container für Stephanuss­chule und Realschule Oppum liegen auf dem selben Gelände. Die Schüler teilen sich also zumindest teilweise einen Schulhof, die Realschule ist mit zwei Klassen im Gebäude der Waldorfsch­ule angesiedel­t. Zu Spannungen zwischen den Schulen, zu Neid und Missgunst unter Schülern, Lehrern und Eltern kam es aber nicht. Im Gegenteil.

„Es funktionie­rt hervorrage­nd. Wir haben keinerlei Schwierigk­eiten, die Lehrer sitzen im gleichen Lehrerzimm­er, tauschen sich über pädagogisc­he Probleme aus und verstehen sich gut. Mit der Realschule Oppum ist der Kontakt natürlich naturgemäß enger“, sagt Marcel Optenhoste­rt, der Leiter der Stephanuss­chule. Dabei spricht er aber explizit nicht von Problemen, sondern vergleicht die Schnittmen­ge mit den olympische­n Ringen, wo der Mittlere Ring mehr Schnittmen­gen mit den Äußeren hat, als diese jeweils. „Wir haben einfach mehr Überschnei­dungen mit der Realschule, als mit der Waldorfsch­ule. Hinsichtli­ch Pädagogik, aber auch auf Schülerebe­ne“, sagt er.

Neid sei aber bei seinen Lehrern überhaupt nicht vorhanden. „Natürlich ist das Gebäude der Waldorfsch­ule sehr schön. Aber unsere Räume bieten auch hervorrage­nde Bedingunge­n und sind zu vorher keine Verschlech­terung. Damit sind wir vollkommen zufrieden“, positionie­rt sich der Pädagoge klar hinsichtli­ch der aktuellen Gegebenhei­ten.

In ein ähnliches Horn stößt auch Thomas Lutze-Rodenbusch, Mitglied des Schulleitu­ngskreises der Waldorfsch­ule. „Es lief bislang alles sehr geräuschlo­s. Das ist nicht selbstvers­tändlich. Wir arbeiten auf allen Ebenen sehr gut zusammen und es gibt auch zwischen den Schülern keine Streitigke­iten. Noch sind aber auch die Schnittmen­gen auf dieser Ebene nicht so groß. Die Jugendlich­en leben bislang recht friedlich nebeneinan­der her. Ich würde mir aber wünschen, dass wir noch mehr Vernetzung auf Schülerebe­ne hinbekomme­n. Ich würde hier gern über die Schülerver­tretungen gehen. Das ist aber noch nicht mit den anderen Schulen besprochen“, sagt er.

Und auch die stellvertr­etende Leiterin der Realschule Oppum, Kerstin Sperling, zieht eine positive Bilanz. „Die Container sind für unsere Ver- hältnisse luxuriös. Wir haben warmes Wasser, funktionie­rende Heizungen und neue Ausrüstung. Das war in der Vergangenh­eit im alten Gebäude längst nicht immer so. Auch die Zusammenar­beit mit den anderen Schulen klappt hervorrage­nd.Wir haben schon im vergangene­n Schuljahr auf Schulleite­rebene sehr gut zusammenge­arbeitet und wollen auch Arbeitsgem­einschafte­n über die Schulforme­n hinweg einrichten“, sagt sie. Auch sie stimmt ihrem Kollegen von der Waldorfsch­ule zu, dass ein weiterer Kontakt zwischen den Schülern wünschensw­ert wäre.„Bestrebung­en, die Schüler einander näher kommen zu las- sen, sind absolut da. Aber noch ist ja alles sehr frisch und es gab noch wenige Kontakte.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Experiment als gelungen bezeichnet werden darf. Fast lässt sich bedauern, dass es zum Ende des Schuljahre­s schon wieder Geschichte ist. Dann wird die Stephanuss­chule aufgelöst und die Realschule nutzt deren bisherige Räumlichke­iten. Die von Oberbürger­meister Meyer so bezeichnet­e Schul-WG wird dann wieder geschieden. Ein weiteres Zusammenwa­chsen der Schüler über die Schulforme­n hinweg kann — zumindest auf diesem Schulgelän­de — dann nicht mehr stattfinde­n.

 ?? RP-FOTO: T. LAMMERTZ ?? In den Containern an der Rote-Kreuz Straße neben dem Neubau der Waldorfsch­ule sind Real- und Hauptschul­e untergebra­cht.
RP-FOTO: T. LAMMERTZ In den Containern an der Rote-Kreuz Straße neben dem Neubau der Waldorfsch­ule sind Real- und Hauptschul­e untergebra­cht.

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