Rheinische Post Krefeld Kempen

Zwei konsequent­e Künstler: Kaiser & Albrecht

Im Kunstverei­n stellen die beiden Künstler erstmals gemeinsam ihre Objekte aus. Die Schau wird heute Abend eröffnet.

- VON ISABEL MANKAS-FUEST

Beim Betreten des Krefelder Kunstverei­ns fällt der Blick auf eine Skulptur mit dem Titel „Kauernde – Mond/Frau“(1986) nicht größer als 80 Zentimeter, geschaffen von Hans Joachim Albrecht. Der feine weiße Kalkstein trägt menschlich­e Gesichtszü­ge, man meint die Umrisse von Augen, Nase und Mund zu erkennen. Rechts davon hängen Arbeiten von Doris Kaiser, und mittig im Raum steht ein Quadrat aus Gips, auch diese Arbeit ist von Kaiser. Sie nimmt wiederum Bezug auf eine größere Arbeit, es ist ein dünn bemalter Holzstamm, den Albrecht 1972 am Rhein gefunden hat. Diese Sichtachse­n sind kennzeichn­end für die Ausstellun­g „Konsequent“, die heute im Kunstverei­n, Westwall 124, eröffnet wird.

Sichtachse­n setzen sich auch im Obergescho­ss konsequent fort. Womit der Titel der Ausstellun­g seine räumliche Entsprechu­ng findet. Raum, Materialit­ät und dem Material Raum lassen, könnte als verbindend­es Element zwischen den Arbeiten der beiden Künstler stehen.

Kaiser begegnete Albrecht zum ersten Mal, als sie zwischen 1981 und 1988 an der Fachhochsc­hule Krefeld studierte, wo er jahrzehnte­lang lehrte. „Bei meinen eigenen Arbeiten war ich immer sehr konse- quent, und Doris Kaiser zählte immer zu den konsequent­esten Studenten, doch ich habe nie versucht einen meiner Studenten in mein Fahrwasser zu ziehen - mein Atelier durften sie erst nach Abschluss ihres Studiums besuchen“, erzählt Albrecht. Über viele Jahre halten die beiden Künstler Kontakt. „Konsequent“ist nun ihre erste gemeinsame Ausstellun­g.

Der Titel war Albrechts Idee, geplant und umgesetzt haben sie die Ausstellun­g gemeinsam. „Mir war der Titel sofort sehr nahe“, erläutert Kaiser. „Ich komme aus der keramische­n Ausbildung und bin dann auf Joachim gestoßen, wir arbeiten beide sehr systematis­ch.“

Kaisers Gipsarbeit­en tragen trotz ihrer Schlichthe­it und Reduktion auf das pure Material ein Rätsel in sich: Was steckt unter der schneeweiß­en Gipsschich­t? Wohin führt die graue Tonspur? „Ton und Gips haben viel mit unserer menschlich­en Existenz zu tun, sie haben etwas sehr Ursprüngli­ches“, sagt Kaiser.

Sie arbeitet mit einem alltäglich­en Abdruckver­fahren, gießt Gips auf eine Spanplatte, eine selbstgeba­ute Kiste oder andere Formen und fügt in einigen Arbeiten ungebrannt­en Ton hinzu. Im abgegossen­en Gips bleibt dann eine dünne Tonspur zurück. Das Material, so Kaiser, habe Raum etwas zu tun, worauf die Künstlerin keinen Einfluss nehmen kann. Nach außen wirken ihre Objekte sehr geformt und architekto­nisch genau, doch bei genauerem Hinsehen gibt es eine innere Freiheit, die jedem Material eigen ist.

Bewegung im Raum ist das Stichwort für Albrechts Skulpturen. Der Betrachter geht um die raumgreife­nden Arbeiten herum, sucht nach menschlich­en Formen wie Gesichtszü­ge oder gedrehte Torsi, und tatsächlic­h wirkt es so, als kämen die Formteile auf den Betrachter zu: „Die Bewegung des Körpers ist für mich ein sehr wichtiges Element“, sagt Albrecht, der in seiner künstleris­chen Laufbahn mehrfach mit der Choreograf­in Sabine Seume zusammen gearbeitet hat. Gerade beim Zeitgenöss­ischen Tanz interessie­re er sich für Situatione­n, die kein normales Körperprof­il zeigen, beispielsw­eise wenn der Tänzer seinen Fuß neben den Kopf eines anderen Tänzers stellt, der auf dem Boden liegt. „Das kann ich mir gut merken und zeichne dieses dann für spätere Arbeiten in mein Skizzenbuc­h“, sagt er.

Albrecht arbeitet unter anderem mit Stahlblech, einem Plattenmat­erial, das sich für stark reduzierte Körperumri­sse sehr gut eignet. Im Obergescho­ss des Buschhüter­hauses ist zu sehen, wie der Künstler über massive Holz- und Steinfigur­en zu „Figur-Zeichen“aus dünnen Metallplat­ten gekommen ist.

Die Ausstellun­g im Krefelder Kunstverei­n, Buschhüter­haus, Westwall 124, wird heute, 19 Uhr, eröffnet. Sie ist dann bis zum 11. November zu sehen.

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SAMLA.DE FOTO: Unter dem Titel „Konsequent“stellen Doris Kaiser und Hans Joachim Albrecht im Kunstverei­n aus.

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