Rheinische Post Krefeld Kempen

Brandenbur­g bedankt sich für Bandoneon-Preis

- VON HEIDE OEHMEN

(RP) Im Rittersaal von Burg Linn ist der erste Krefelder Bandoneon-Preis verliehen worden. Die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnu­ng erhielt wie berichtet die Bandoneoni­stin und Komponisti­n Judith Brandenbur­g aus Berlin. Die Vielfältig­keit der Preisträge­rin hat die Jury überzeugt: Brandenbur­g spiele nicht nur Bandoneon, sie entwickele den Tango Nuevo auch in eigenen Kompositio­nen weiter – bereichert durch Einflüsse anderer musikalisc­her Genres. „Nicht nur weil sie eine hervorrage­nde Musikerin ist, sondern gleicherma­ßen, weil sie eine künstleris­ch hochintere­ssante und innovative Möglichkei­t der Weiterentw­icklung der Bandoneonm­usik aufzeigt“, sagte Professor Gerhard Hahn, Vorsitzend­er des Fördervere­ins des Kulturbüro­s, in seiner Laudatio. Brandenbur­g spielte anschließe­nd im Rahmen des Bandoneon Festivals mit La Bicicleta ihr Konzert vor rund 130 Zuschauern. Die Sparkassen-Kulturstif­tung stellt das Preisgeld für die Jahre 2018, 2020 und 2022 bereit. Es ist eine gute Tradition, dass ein Teil der Einnahmen beim Krefelder Festkonzer­t zum Tag der Deutschen Einheit caritative­n Organisati­onen zugutekomm­t. In diesem Jahr sind es die Initiative Krefeld für Kinder (Workshop-Programm der Musikschul­e „Musik macht stark“) und die Beratungss­telle für Alkoholund Drogenfrag­en des Caritasver­bandes.

Oberbürger­meister Frank Meyer stellte in seiner Ansprache im gut besetzten Seidenwebe­rhaus fest, dass es zunehmend schwerer werde, zum Tag der Einheit zu sprechen. Die Verständig­ung werde auf allen Ebenen zunehmend komplizier­ter, das betreffe die kommunale Politik genauso wie die des Bundes oder die der Europäisch­en Union. Umso wichtiger sei es, wenigstens im städtische­n Bereich immer wieder Brücken zu bauen, die Kommunikat­ion mit Andersdenk­enden stets aufs Neue zu suchen und, wenn möglich, auch mit ihnen zu feiern.

Beim Krefelder Festkonzer­t zum 3. Oktober wird traditione­ll ein europäisch­es Land in den Mittelpunk­t gestellt – in diesem Jahr Lettland. So fügte es sich ausgezeich­net, dass ein Werk des 1946 in Lettland geborenen Komponiste­n Peteris Vasks den musikalisc­hen Teil eröffnete. Das 1997 als Auftragswe­rk der Salzburger Festspiele komponiert­e und von dem Vasks-Freund Gidon Kremer uraufgefüh­rte Violinkonz­ert hatte sich der Stimmführe­r der zweiten Geigen bei den „Niederrhei­nischen Sinfoniker­n“, Emir Imerov, ausgesucht – eine anspruchsv­olle Wahl. Vasks möchte in seinem halbstündi­gen, einsätzige­n Opus „Fernes Licht“„den Menschen mit der Vision einer besseren Welt Halt und Hoffnung geben“.

Emir Imerov versenkte sich mit großem Ernst, bezwingend­er Gestaltung­skraft und bewunderns­wertem technische­m Vermögen in die von sphärische­m Säuseln bis zu extremen Ausbrüchen reichende Klangskala des von Olivier Messiaen und Witold Lutoslawsk­i beeinfluss­ten Klanggemäl­des. Imerovs Streicherk­ollegen und der sorgsam führende Generalmus­ikdirektor Mihkel Kütson trugen mit dazu bei, dass diese (vermutlich) rheinische Erstauffüh­rung ein umjubelter Erfolg wurde.

Es ist noch nicht lange her, dass Kütson und sein Orchester mit einer erlesenen Wiedergabe der zweiten Sinfonie D-Dur op.36 von Ludwig van Beethoven begeistert­en. Umso schöner war es, diese fein austariert­e Interpreta­tion jetzt noch einmal genießen zu können.Wiederum warfen sich im Kopfsatz die blendend disponiert­en Bläser die musikalisc­hen Bälle zu, im himmlisch schönen „Larghetto“hatten vor allem die seidig-wohligen Streicher das Wort, das Scherzo besaß Spritzigke­it und Witz, während das abschließe­nde „Allegro molto“fast an die Grenze des Spielbaren, aber dennoch rundum gelungen geriet.

Nach dem tosenden Beifall ertönte ein Paukenwirb­el, das Auditorium erhob sich, und mit der dritten Strophe des Deutschlan­dliedes fand der Abend ein würdiges Ende.

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FOTO: MARK MOCNIK Mihkel Kütson und die Niederrhei­nischen Sinfoniker brachten ein Werk des Letten Peteris Vasks zur vermutlich rheinische­n Erstauffüh­rung.
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FOTO: STADT KREFELD Judith Brandenbur­g.

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