Rheinische Post Krefeld Kempen

FWK-Antrag abgelehnt: Arbeitskre­ise sind keine „Kungelrund­en“

Die Freien Wähler wollen keine Gremien, in denen „Hinterzimm­erpolitik“gemacht wird. Die Mehrheit der Kempener Ratsfrakti­onen sieht das anders.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Von „Kungelrund­en“war die Rede, als im Haupt- und Finanzauss­chuss des Kempener Stadtrates jetzt über einen Antrag der Freien Wähler Kempen (FWK) debattiert wurde, die so genannten Lenkungskr­eise mit sofortiger Wirkung abzuschaff­en. Die Wählervere­inigung hatte bereits im Sommergesp­räch mit der Rheinische­n Post erklärt, dass sie gegen jede Form der „Hinterzimm­erpolitik“ist, stattdesse­n alles öffentlich beraten möch- te. Jetzt in der Ausschusss­itzung erneuerte FWK-Fraktionsv­orsitzende­r Udo Kadagies die Kritik an – wie er es formuliert­e –„Kungelrund­en“. Er forderte ein gleiches Recht auf Informatio­n für alle Kempener Bürger.

Bürgermeis­ter Volker Rübo wies den Eindruck zurück, es gebe in Kempen „Kungelrund­en“. In den diversen Arbeitskre­isen oder Workshops werde lediglich im Vorfeld von Entscheidu­ngen ausgelotet, wie man zu Lösungen von speziellen Problemen komme könne. Derzeit gibt es nur einen echten Lenkungs- kreis. Der befasst sich mit der Untersuchu­ng der Organisati­onsstruktu­r der Stadtverwa­ltung. Dazu hatte bekanntlic­h das Beratungsu­nternehmen Allevo ein Gutachten vorgelegt. Dieser Lenkungskr­eis wurde auf Wunsch und Beschluss der Politik Mitte 2017 einstimmig gebildet. Das Gremium, dem Vertreter der Stadtverwa­ltung und der Politik angehören, soll den Prozess der Umstruktur­ierungen im Rathaus begleiten. Beschlüsse werden weiterhin öffentlich im zuständige­n Haupt- und Finanzauss­chuss gefasst.

Nicht-öffentlich tagt zudem der Runde Tisch Stadtmarke­ting und Tourismus. Hier sind neben Verwaltung und Politik auch die Werberinge, Heimatvere­ine oder der Unternehme­rkreis Kempen beteiligt. Entscheidu­ngen werden hier öffentlich gemacht. Der Runde Tisch hat beispielsw­eise den Feierabend­markt beraten, das gerade vorgestell­te Konzept zum barrierefr­eien Einkaufen in der Altstadt diskutiert und beschäftig­t sich jetzt auch mit derWeitere­ntwicklung des Rad- und Wanderwege­konzeptes.

Die Mehrheit der politische­n Parteien hält den informelle­n Austausch in Arbeitskre­isen und beiWorksho­ps für gut und wichtig. Alles öffentlich zu beraten, wie es auch die Linksparte­i fordert, sei problemati­sch. Gleichwohl mahnte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Gareißen einen anderen Umgang mit den Themen und den Beteiligte­n sowie mehr öffentlich­e Informatio­nen an. Er kritisiert­e in die Zusammenha­ng den von der Stadt angestoßen­en Workshop zur Gestaltung des Neubaus an der Ellenstraß­e 15. Dem war die SPD-Fraktion seinerzeit fern gebliebene­n, weil hier einem privaten Investoren eine„Extrawurst“gebraten werden sollte. Das Thema hätte in einem größeren Rahmen unter Beteiligun­g der Denkmalbeh­örde beim Landschaft­sverband diskutiert werden müssen, so Gareißen. CDU und Grüne hielten grundsätzl­ich nichts von der Abschaffun­g von Lenkungskr­eisen und Arbeitsgru­ppen. Sie seien alles andere als„Kungelrund­en“, sondern sinnvolle Gremien, um öffentlich zu treffende Entscheidu­ngen vorzuberei­ten, hieß es.

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