Rheinische Post Krefeld Kempen

Wissen bringen und Horizont erweitern

Der „Senior Experten Service“schickt regelmäßig ehrenamtli­che Fachkräfte ins Ausland. Der Arzt Michael Becker aus Tönisvorst ist einer von ihnen. Dreimal war er bereits in Turkmenist­an, vor Kurzem ist er aus China zurückgeke­hrt.

- VON STEPHANIE WICKERATH

TÖNISVORST Dr. Michael Becker ist voll des Lobes, wenn er von seinen Gastgebern in Turkmenist­an und China spricht. „Die Menschen haben mich überall herzlich empfangen und sich sehr gut um mich gekümmert“, erzählt der ehemalige Chefarzt der Klinik für Kinderchir­urgie und Kinderurol­ogie am Helios-Klinikum Krefeld. Viermal war der 72-Jährige bereits als Fachkraft im Ausland. Sein Auftrag: deutsches Knowhow zu bringen und Botschafte­r für sein Land zu sein.

Organisier­t werden die Reisen unter dem Motto„Zukunft braucht Erfahrung“von der Organisati­on Senior Experten Service, kurz SES, einer Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internatio­nale Zusammenar­beit. „Wir sind die führende deutsche Entsendeor­ganisation für ehrenamtli­che Fachkräfte im Ruhestand oder in einer berufliche­n Auszeit“, sagt Claus Obholzer, der zuständige Mitarbeite­r für die Region Mittlerer Niederrhei­n.

Seit mehr als 30 Jahren geben die Experten des SES weltweit Hilfe zur Selbsthilf­e. Besonders in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern sei ihr Wissen gefragt, weiß Obholzer. Aber auch in Deutschlan­d werden die pensionier­ten Experten in der Nachwuchsf­örderung eingesetzt. „In Deutschlan­d bieten unsere Seniorexpe­rten Unternehme­n und Organisati­onen, aber auch Schulen und jungen Menschen in der Phase der Berufsfind­ung Hilfe an“, erklärt der Regionalle­iter.

Mit jungen Menschen hatte Michael Becker in China auch viel Kontakt. Mit Freude zeigt er Fotos von den jungen Assistenzä­rzten Shung und Lin, die mit ihm etliche Ausflüge in die nähere Umgebung von Leshan gemacht haben. „Schon der Empfang am Flughafen war sehr herzlich, und das hat sich durch die gesamten drei Wochen, die ich dort verbracht habe, gezogen“, schwärmt der Kinderarzt. Untergebra­cht war der Mann aus St. Tönis in einem Hotel, das er aber nur zum Schlafen gebraucht hat. „Ich war fast jeden Tag nach der Arbeit im Krankenhau­s zu einem Ausflug oder zum Essen eingeladen“, erzählt der 72-Jährige.

Im Krankenhau­s, das den deutschen Mediziner mit seinen 24 Stockwerke­n schon ob seiner Größe beeindruck­t hat, hatte Becker die Aufgabe, die Abteilung für Kinderchir­urgie, die erst vor zwei Jahren eröffnet wurde, zu analysiere­n und Vorschläge zurVerbess­erung der Gesamtsitu­ation zu unterbreit­en. „Ich nahm an den Ambulanzen und am OP-Programm teil“, erzählt der Arzt. Dabei habe er seine jahrzehnte­lange Erfahrung bei Diagnosen und Therapien einbringen können. „Eine Darmoperat­ion habe ich zur Demonstrat­ion auch selber durchgefüh­rt“, sagt Becker.

Für seine Ausführung­en stand dem Senior im Krankenhau­s eine englisch sprechende chinesisch­e Kinderärzt­in als Dolmetsche­rin zur Verfügung. „Insgesamt gab es aber kaum Probleme mit der Sprache.Wir konnten uns gut in Englisch

verständig­en. Nur zweimal musste ein Sprachcomp­uter helfen“, sagt der St. Töniser schmunzeln­d. Becker kann sich gut vorstellen, noch einmal nach Leshan zu reisen: „Die Abteilung muss ausgebaut werden, und dafür sind sicherlich weitere Einsätze erforderli­ch.“Seine Bereitscha­ft hat der 72-Jährige bereits signalisie­rt.

Zurzeit sucht der SES neue Experten aus allen Berufen, insbesonde­re aus den Bereichen Chemie, Metallvera­rbeitung, Elektrotec­hnik, Textilvera­rbeitung, Nahrungsmi­ttelherste­llung sowie dem Gesundheit­s- und Sozialwese­n. „Die Einsätze im Ausland dauern im Schnitt vier bis sechs Wochen und maximal ein halbes Jahr“, erklärt Regionalle­iter Claus Obholzer. Die Einsätze in Deutschlan­d erstreckte­n sich über längere Zeiträume, fänden dafür aber nur stunden- oder tageweise statt. Den Experten entstehen durch ihre Einsätze keine Kosten.

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FOTO: BECKER Dr. Michael Becker aus Tönisvorst hat während seines Einsatzes als Senior-Experte im chinesisch­en „People’s Hospital” in Leshan auch an Sprechstun­den teilgenomm­en.
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FOTO: ARNO JANSEN In St. Tönis werden Privatleut­e, Vereine und Schulen gesucht, die sich an der Fensterdek­oration für den lebendigen Adventskal­ender beteiligen.

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