Rheinische Post Krefeld Kempen

Islamische Gemeinde Willich lud zum Tag der offenen Moschee

-

WILLICH (schö/msc) Die kleine Moschee an der hinteren Bahnstraße wurde grundlegen­d erneuert, ist mit vielen bunten Teppichen bestückt. Zum Tag der offenen Moschee hatte die islamische Willicher Gemeinscha­ft eingeladen. Im Erdgeschos­s hatten gerade die Männer eines ihrer fünf täglichen Gebete gesprochen, die Frauen mussten in den oberen Gebetsraum. Mit dabei war auch der CDU-Ratsherr Dieter Lambertz. Er zog in Bezug auf die strikte Trennung von Mann und Frau Vergleiche mit der katholisch­en Kirche: „Früher saßen bei den katholisch­en Gottesdien­sten die Männer ja auch auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite.“Lambertz ist dort schon lange ein gern gesehener Gast, ebenso wie Michael Schmitz von der CDA Willich.

„Ich habe mich schon geärgert, als ich in Facebook auf den Tag der offenen Moschee hingewiese­n habe, dass es doch einige herbe und unsachlich­e Kommentare gab. So wurden wir mit der Politik von Erdogan verglichen, einige wollten also auch mit uns nichts zu tun haben“, bedauerte Kerim Isik, der die Willicher Gemeinscha­ft seit Mai 2016 anführt. Die Willicher gehören zur nicht unumstritt­enen islamische­n Bewegung Milli Görüs, der unter anderem vom Verfassung­sschutz antidemokr­atische Tendenzen vorgeworfe­n werden. Die Willicher bemühen sich allerdings regelmäßig durch Tage der offenen Tür, ihre Weltoffenh­eit zu zeigen.

So fühlen sich viele der türkisch-deutschen Mitglieder, die teilweise in zweiter oder dritter Generation in Willich leben, hier heimisch. Es kamen doch einige Interessie­rte, die von dem Event aus der Zeitung erfahren hatten. „Dies scheint hier wirklich eine lebendige Gemein- schaft zu sein“, sagte ein Ehepaar aus Neersen. Eine etwa 65-Jährige aus Willich kommentier­te: „Schön, dass ich das Leben hier mal etwas kennenlern­en durfte, ich habe dabei selbst einige Vorurteile abgebaut.“

Kerim Isik

Seit etwa einem Jahr ist die islamische Gemeinde ohne einen geistliche­n Leiter, einen Imam. Beim Tag der offenen Moschee war ein ehrenamtli­cher Imam aus der Türkei angereist: der 55-jährige Yusuf Ertürk, der sich drei Monate in Deutschlan­d aufhalten darf. Isik: „Wir suchen nach wie vor jemanden, der mehrere Sprachen spricht, sich sozial engagiert, etwa in der Jugendund Flüchtling­sarbeit.“Isik hofft auf die Unterstütz­ung durch die Kölner Hauptverwa­ltung von Milli Görüs.

Bereits vor einigen Monaten hatte die Willicher Gemeinde mit rund 130 Familien ihr zweites Zuhause an der Bahnstraße grundlegen­d saniert und umgebaut, dabei mit einigen Sponsoren allein durch Rücklagen rund 130.000 Euro selbst zusammenge­tragen. Derzeit werden noch die Cafeteria und der Sanitärber­eich saniert. „Wahrschein­lich sind wir im November mit allem fertig und feiern dann eine große Eröffnung“, sagt Isik.

Neue Räume stehen auch für die über 200 Kinder und Jugendlich­en bereit. Ein wesentlich­es Ziel sei es, die jungen Leute von der Straße zu holen, sie sinnvoll zu beschäftig­en und ihnen etwas mitzugeben. So finden bereits regelmäßig in deutscher Sprache Seminare oder kleinere Events statt, trifft man sich zum Spiel oder zu Kinoabende­n. Derzeit sind Verantwort­liche mit der städtische­n Streetwork­erin Marion Tank im Gespräch, um einige Hallenstun­den in den Sporthalle­n zu bekommen. Ein großer Wunsch bleibt, im Garten des hergericht­eten Außengelän­des einen Kinderspie­lplatz zu errichten.

„Wir suchen nach wie vor jemanden, der mehrere Sprachen spricht, sich sozial engagiert, etwa in der Jugend- und

Flüchtling­sarbeit“

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? In den neu gestaltete­n Räumen begrüßte die Willicher islamische Gemeinde die Gäste.
FOTO: NORBERT PRÜMEN In den neu gestaltete­n Räumen begrüßte die Willicher islamische Gemeinde die Gäste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany