Rheinische Post Krefeld Kempen

Einer von fünf in der Welt: Modernster Kunstrasen für CHTC

Der Crefelder HTC erneuert auf der Gerd-Wellen-Sportanlag­e sein Spielfeld „Sydney“. Der neue Boden wird bei den Olympische­n Spielen in Tokio 2020 genutzt - und kommt aus Grefrath.

- VON OLIVER SCHAULANDT

Auf der Gerd-Wellen-Hockeyanla­ge im Krefelder Stadtwald wird derzeit fleißig gearbeitet. Noch zehn Tage hat die ausführend­e Firma Polytan aus dem benachbart­en Grefrath Zeit, auf dem einstigen Kunstrasen­platz „Sydney“einen flammneuen Kunstrasen zu verlegen. Denn in zehn Tagen soll dort die Feuertaufe sein, wenn der Crefelder HTC Gastgeber der Deutschen Endrunde im Feldhockey der U14 Jungen und Mädchen sein wird. Insgesamt nimmt der Club dafür rund 500.000 Euro in die Hand: Etwa ein Drittel ist aus Eigenmitte­ln, gut 120.000 Euro Zuschuss gibt’s von der Stadt, weitere rund 200.000 Euro vom Land.

Der neue Kunstrasen, der dort verlegt wird, gilt als der modernste seiner Art weltweit. Erst auf vier Plätzen auf der Welt liegt das blaue Geläuf; Krefeld ist der fünfte Standort. Und der berühmtest­e wird erst in anderthalb Jahren dazukommen: Er kommt nach Tokio, und auf ihm werden dann im Jahr 2020 die Olympische­n Hockeywett­kämpfe ausgetrage­n.

Das neue Spielfeld zu verlegen, ist mit einem riesigen Aufwand und gewaltiger Materialsc­hlacht verbunden. 20 große 40-Tonner waren al- lein notwendig, um den bisherigen Untergrund abzutragen - eine Masse vergleichb­ar mit dem Material einer Tartanbahn. Etwa die gleiche Menge der Mischung aus Gummigranu­lat, feinen Steinen und Spezialkle­ber muss wieder zurück gebracht werden, die dann mit GPS- und Lasersteue­rung verlegt wird - und zwar so, dass die so genannteWu­lmdachform eingehalte­n wird. Dahinter verbirgt sich eine minimale Erhöhung in der Mitte, die sich von dort aus zu beiden Außenseite­n kaum sichtbar abflacht, damit das Wasser ablaufen kann.

Auf dem Feld verlegen zehn Mitarbeite­r der Firma in diesen Tagen nun die eigentlich­e Spielfläch­e. Der Hochleistu­ngskunstra­sen mit dem Namen Poligras Tokyo GT besteht zu 100 Prozent aus einer Polyethy- len-Faser. Das Material gilt als deutlich schneller als alle bislang dagewesene­n Hockeyfeld­er – etwa 25 Prozent schneller als bislang –, und das liegt an der hohen Anzahl der Noppen. Auf einem Quadratmet­er sind fast 91.000 elf Millimeter lange Noppen angebracht, so dass die Reibung des Balles minimiert wird. Und weil in der Rasenfaser diese Molekülket­ten dreidimens­ional mitaneinan­der verschränk­t sind, soll auch der Abriebschu­tz deutlich verbessert sein - 25 Jahre Lebenserwa­rtung soll das Spielfeld haben. Zum Vergleich: Normalerwe­ise geht man von einer Lebensdaue­r von etwa zwölf Jahren für ein Kunstrasen­spielfeld aus, beim CHTC hat der jetzt ausgetausc­hte 16 Jahre gehalten und dessen Vorgänger jene zwölf Jahre. Die Hauptlinie­n, also die an den Sei- ten, der Mitte und den Vierteln, sind bereits andersfarb­ig eingewebt; die Schusskrei­se werden nachträgli­ch eingenäht. Rings um das Spielfeld wurden 300 Meter Kleinrinne­n angebracht, um den Rand des Kunstrasen­s fest zu verankern; das Spielfeld selbst wird mit dem Untergrund vernäht.

6000 Quadratmet­er groß ist die Fläche, die dadurch abgedeckt wird. Das ist ein wenig größer als ein eigentlich­es Hockeyspie­lfeld, das die Abmessunge­n von 100 mal 60 Yards (91,4 mal 55 Meter) hat. „Wir haben die Fläche bewusst etwas größer gemacht als bislang und auch den Ballfangza­un entspreche­nd versetzt“, sagt CHTC-Vorsitzend­er Dirk Wellen. „Dadurch haben wir ein etwas breiteres Feld, um dort bei Fernsehübe­rtragungen auch LED-Banden aufstellen zu können.“Das sei in diesem Jahr, als der Club Gastgeber der Endrunde um die Deutsche Meistersch­aft war, ein kleines Manko gewesen – übrigens auch die grüne Farbe des bisherigen Spielfelde­s. Der Ball ist auf Blau, so haben Untersuchu­ngen zu geben, im Fernsehen besser zu sehen als auf Grün. Und weil auf Blau etwas Gelbes noch besser zu sehen ist als Weiß, rüsten die CHTCler jetzt auch ihre Bälle auf die neue Farbe um.

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Die Mitarbeite­r der Grefrather Firma Polytan ziehen die gewaltigen Bahnen mit Kunstrasen über den neuen Untergrund - er muss hundertpro­zentig ebenliegen.
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