Rheinische Post Krefeld Kempen
Einer von fünf in der Welt: Modernster Kunstrasen für CHTC
Der Crefelder HTC erneuert auf der Gerd-Wellen-Sportanlage sein Spielfeld „Sydney“. Der neue Boden wird bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 genutzt - und kommt aus Grefrath.
Auf der Gerd-Wellen-Hockeyanlage im Krefelder Stadtwald wird derzeit fleißig gearbeitet. Noch zehn Tage hat die ausführende Firma Polytan aus dem benachbarten Grefrath Zeit, auf dem einstigen Kunstrasenplatz „Sydney“einen flammneuen Kunstrasen zu verlegen. Denn in zehn Tagen soll dort die Feuertaufe sein, wenn der Crefelder HTC Gastgeber der Deutschen Endrunde im Feldhockey der U14 Jungen und Mädchen sein wird. Insgesamt nimmt der Club dafür rund 500.000 Euro in die Hand: Etwa ein Drittel ist aus Eigenmitteln, gut 120.000 Euro Zuschuss gibt’s von der Stadt, weitere rund 200.000 Euro vom Land.
Der neue Kunstrasen, der dort verlegt wird, gilt als der modernste seiner Art weltweit. Erst auf vier Plätzen auf der Welt liegt das blaue Geläuf; Krefeld ist der fünfte Standort. Und der berühmteste wird erst in anderthalb Jahren dazukommen: Er kommt nach Tokio, und auf ihm werden dann im Jahr 2020 die Olympischen Hockeywettkämpfe ausgetragen.
Das neue Spielfeld zu verlegen, ist mit einem riesigen Aufwand und gewaltiger Materialschlacht verbunden. 20 große 40-Tonner waren al- lein notwendig, um den bisherigen Untergrund abzutragen - eine Masse vergleichbar mit dem Material einer Tartanbahn. Etwa die gleiche Menge der Mischung aus Gummigranulat, feinen Steinen und Spezialkleber muss wieder zurück gebracht werden, die dann mit GPS- und Lasersteuerung verlegt wird - und zwar so, dass die so genannteWulmdachform eingehalten wird. Dahinter verbirgt sich eine minimale Erhöhung in der Mitte, die sich von dort aus zu beiden Außenseiten kaum sichtbar abflacht, damit das Wasser ablaufen kann.
Auf dem Feld verlegen zehn Mitarbeiter der Firma in diesen Tagen nun die eigentliche Spielfläche. Der Hochleistungskunstrasen mit dem Namen Poligras Tokyo GT besteht zu 100 Prozent aus einer Polyethy- len-Faser. Das Material gilt als deutlich schneller als alle bislang dagewesenen Hockeyfelder – etwa 25 Prozent schneller als bislang –, und das liegt an der hohen Anzahl der Noppen. Auf einem Quadratmeter sind fast 91.000 elf Millimeter lange Noppen angebracht, so dass die Reibung des Balles minimiert wird. Und weil in der Rasenfaser diese Molekülketten dreidimensional mitaneinander verschränkt sind, soll auch der Abriebschutz deutlich verbessert sein - 25 Jahre Lebenserwartung soll das Spielfeld haben. Zum Vergleich: Normalerweise geht man von einer Lebensdauer von etwa zwölf Jahren für ein Kunstrasenspielfeld aus, beim CHTC hat der jetzt ausgetauschte 16 Jahre gehalten und dessen Vorgänger jene zwölf Jahre. Die Hauptlinien, also die an den Sei- ten, der Mitte und den Vierteln, sind bereits andersfarbig eingewebt; die Schusskreise werden nachträglich eingenäht. Rings um das Spielfeld wurden 300 Meter Kleinrinnen angebracht, um den Rand des Kunstrasens fest zu verankern; das Spielfeld selbst wird mit dem Untergrund vernäht.
6000 Quadratmeter groß ist die Fläche, die dadurch abgedeckt wird. Das ist ein wenig größer als ein eigentliches Hockeyspielfeld, das die Abmessungen von 100 mal 60 Yards (91,4 mal 55 Meter) hat. „Wir haben die Fläche bewusst etwas größer gemacht als bislang und auch den Ballfangzaun entsprechend versetzt“, sagt CHTC-Vorsitzender Dirk Wellen. „Dadurch haben wir ein etwas breiteres Feld, um dort bei Fernsehübertragungen auch LED-Banden aufstellen zu können.“Das sei in diesem Jahr, als der Club Gastgeber der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft war, ein kleines Manko gewesen – übrigens auch die grüne Farbe des bisherigen Spielfeldes. Der Ball ist auf Blau, so haben Untersuchungen zu geben, im Fernsehen besser zu sehen als auf Grün. Und weil auf Blau etwas Gelbes noch besser zu sehen ist als Weiß, rüsten die CHTCler jetzt auch ihre Bälle auf die neue Farbe um.